Rentner als Opfer des Steuerstaates
Künftige Rentner müssen immer mehr Steuern zahlen. Aber wie sollen 80-Jährige Steuerklärungen ausfüllen? Warum die Rentengesetze schlicht menschenunwürdig sind.
Meine Mutter – inzwischen 91 Jahre alt – sieht oft in das zwangsfinanzierte Staatsfernsehen und hatte in einer Nachrichtensendung gehört, dass immer mehr Renten besteuert werden. Nun wollte sie natürlich wissen, ob sie auch betroffen ist. Sie will ja nicht auf die alten Tage noch im offenen Vollzug landen wie Uli Hoeneß!
Keine leichte Aufgabe für mich, denn ich bin ja kein Steuerberater und auch nicht mehr der Jüngste. Trotzdem frisch ans Werk!
Die Besteuerung der Renten betrifft jedes Jahr mehr Alte. Die Presse behauptet, dass es an steigenden Renten liegt. Das ist aber nur einer der Gründe. Viel stärker wirkt sich aus, dass der Rentenfreibetrag mit jedem neuen Renteneintrittsjahrgang kleiner wird. Darüber schweigen die Qualitätsmedien natürlich! Entweder sind die Journalisten schlicht zu doof, oder sie wollen das nicht berichten, weil es nicht in ihr Weltbild passt.
Zeitbombe installiert
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Nun gibt es prinzipiell den Grundfreibetrag, der alle Leutchen betrifft, nicht nur Rentner. Er liegt 2015 bei 8.652 € im Jahr. Das sind monatlich 721 €. Dieses Einkommen muss nicht versteuert werden.
Viele Leute haben aber nicht nur Renteneinkünfte, sondern auch Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung. Den Überschuss aus diesen Einnahmen müssen sie ebenfalls versteuern. Andere machen vielleicht noch Gewinne mit einem Gewerbebetrieb, bekommen Löhne aus Nebentätigkeiten oder erzielen einen Überschuss mit den Einnahmen aus selbständiger Arbeit. Wieder andere haben noch Abgeordnetendiäten. Für alle diese Einkünfte zusammengenommen gilt der steuerfreie Grundfreibetrag.
Nun gibt es für die Rente noch einen Rentenfreibetrag. Wer 2005 und früher in Rente gegangen ist, muss 50 Prozent seiner Rente versteuern. In jedem Folgejahr sinkt der Freibetrag um 2 %. Wer 2016 in Rente geht, muss also 72 % seiner Rente versteuern. Ab 2040 wird jeder Rentner seine Rente zu 100 Prozent versteuern müssen. Das bedeutet, dass jedes Jahr die Zahl der steuerpflichtigen Rentner steigen wird, bis eines Tages alle betroffen sind.
Die rot-grüne Politik hat hier wieder mal eine Zeitbombe installiert. Solange die Urheber dieses Gesetzes regierten, passierte nicht viel. Das war wohl auch ihr Kalkül. So machten Bundeskanzler Schröder und sein Sozius Joschka Fischer am 1. Januar 2005 Politik auf Kosten der Jüngeren.
Mit 66 soll Hans lernen, was Hänschen nie brauchte
Schlau ausbaldowert, das Ganze, weil es jedes Jahr nur einzelne Rentner betrifft, und nicht alle zusammen. So rupft man die Gans, ohne dass sie schreit! Frau Dr. Merkel regierte mit Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) ab Ende 2005 weiter, und das sogenannte Alterseinkünftegesetz der Vorgänger blieb in Kraft. Wie Frau Dr. Merkel ja auch an Hartz IV festhielt, obwohl die CDU als Opposition dagegen pflichtgemäß opponiert hatte.
Jeder zweite Rentner hat sich sein Leben lang nicht ernsthaft mit Steuern beschäftigen müssen. Den meisten zog der Arbeitgeber die Lohnsteuer ab und überwies sie ans Finanzamt; und dann musste man sich nur noch um die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte und um Verpflegungsmehraufwendungen kümmern. Das war’s.
Und nun? Mit 66 soll Hans lernen, was Hänschen nie brauchte: Sich mit einer Steuererklärung rumplagen! Plötzlich muss man anfangen Rechnungen über Gesundheitskosten zu sammeln, um das ggf. als außergewöhnliche Belastung abzusetzen. Dann gibt es noch absetzbare Versicherungsbeiträge und einen höchst unübersichtlichen Altersentlastungsbetrag nach § 24 Einkommenssteuergesetz.
Bis 65 hat man Rechnungen zwei Wochen auf dem Küchenschrank liegen gehabt, und dann hat die Frau aufgeräumt und sie weggeschmissen. Damit ist es vorbei, eine Buchhaltung ist erforderlich, um den Steuerberater am Jahresende zu beliefern. Und dem werden die Rentner ausgeliefert sein, wenn sie nicht Vorkenntnisse mitbringen.
Weiß ein 80-Jähriger, was er unterschreibt?
Zu den 90jährigen werden Steuerberater zum Hausbesuch kommen, wie das bei Friseuren, Pflegediensten und Fußpflegern auch schon der Fall ist. Das ist schon wieder ein teurer Service, wo mit dem Schinken nach der Wurst geworfen wird. Ein Steuerberaterhonorar beträgt um die 500 €, die abzuführende Steuer wird dazu in vielen Fällen in krassem Missverhältnis stehen. Und weiß ein 80-Jähriger überhaupt, was er zum Schluss unterschreibt? In der Regel: Nein! Und werden schwarze Schafe die Hilflosigkeit der Alten ausnutzen? Bestimmt!
Eigentlich kann die Rentenbürokratie selbst ausrechnen, ob eine Steuerpflicht besteht und die Besteuerung selbst vornehmen. Der Arbeitgeber macht das doch auch! Wozu schicke ich den Leutchen Geld, wenn ich es gleich zurückhaben will?
Ein unbürokratischer Umgang mit dem Bürger ist angesagt und nicht die Rentenbesteuerung Hundertjähriger. Die muss eigentlich weg, einfach weil sehr alte Leute keinen Stress mehr brauchen.