Der Terror und die Heuchler
Nach den Anschlägen von Paris kommt man uns mit heuchelnden Moral- und Toleranzappellen. Alle rufen: „Haltet den Dieb!“ Um zu verbergen, was sie selbst gestohlen haben.
Innenminister Thomas de Maizière hat davor gewarnt, von den Pariser Mördern den Bogen auf die Flüchtlinge zu schlagen. Die Warnung ist überflüssig, denn nicht wir schlagen diesen Bogen, das tun die Terroristen selbst. Wir lesen nämlich Zeitung und erfahren dabei, dass die Mörder mit Hochrufen auf Allah das Theater stürmten, bevor sie wie wahllos in die Menge feuerten.
Wir lesen, dass einer von ihnen einen syrischen Pass besaß und dass vier weitere in Frankreich aufgewachsen waren, sich im Lande gut auskannten, fließend Französisch sprachen und die französische Staatsangehörigkeit besaßen. Und wir fragen uns und den Minister, was er unter Integration versteht. Was er sich von ihr verspricht. Und wer hier eigentlich wen integrieren soll: wir die oder die uns.
Nachplappern, was andere vorplappern
Das sind jedoch die falschen Fragen, zumindest in Deutschland. Als Deutsche haben wir das nachzuplappern, was uns Berufspolitiker und Kirchenleute vorplappern. Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nutzt die Anschläge, um öffentlich zu verkünden, sie werde verhindern, dass – nicht etwa: dass auch hierzulande ähnliches passiert, sondern: dass die „rechte Propaganda“ die Pariser Mordtaten für ihre Zwecke ausschlachtet.
Wie nennt man das? Ausschlachten! Volker Jung, Kirchenpräsident in Hessen-Nassau, macht es ähnlich, wenn er aus dem Pariser Terror Kapital zu schlagen sucht, indem er andere davor warnt, aus dem Pariser Terror Kapital zu schlagen. Beide rufen: Haltet den Dieb!, um zu verbergen, was sie selbst gestohlen haben.