Die Verleumdung der Griechen
Syrizas angeblich geheimen Drachme-Pläne kündigte GEOLITICO schon im Dezember 2014 an. Sie waren öffentlich bekannt und Bestandteil rationaler Politik. Der Rest ist Verleumdung.
Dieser Tage machen Gerüchte über angebliche Geheimpläne der griechischen Regierung zur Wiedereinführung der Drachme die Runde. Dazu ist folgendes klarzustellen: Bereits im Dezember 2014 erläuterte der frühere griechische Botschafter Leonidas Chrysanthopoulos, der enge Kontakte zu Syriza unterhält, genau die Pläne der Sozialisten für eine Rückkehr zur Drachme (vergl. GEOLITICO „Grieche kündigt Euro-Austritt an“).
Es handelt sich also keinesfalls um geheime Pläne, sondern um öffentliche und nachvollziehbare Gedankenspiele einer Partei, die damals gute Aussichten hatte, die Parlamentswahl zu gewinnen und die sich folglich für alle Fälle des künftigen Regierungsalltags rüsten musste. Dazu musste zwingend auch ein Rückfahrplan zur Drachme gehören, schließlich hatte das Berliner Austeritäts-Diktat die Griechische Wirtschaft abgewürgt und die Gesellschaft in den Zustand eines Dritte-Welt Landes versetzt.
Plan B
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Versetzen wir uns einmal in die damalige Lage von Syriza zurück. Wie die Mehrheit der griechischen Bevölkerung lehnte die Partei die von der Troika diktierten Sparauflagen kategorisch ab. Die sich aus dem Wahlkampf ableitenden Verhandlungslinie mit Berlin und Brüssel war klar: Die Sparauflagen sollten drastisch minimiert, wenn nicht gar gestoppt werden. Kaum jemand in Athen glaubte, dass sich Brüssel oder Berlin darauf einlassen würde.
Die künftige griechische Regierung musste also davon ausgehen, dass sie weder von den Europäern, noch vom IWF die von ich die erwünschte Hilfe in Form eines Schuldenschnitts und einer Art Marshallplans zum Aufbau der Wirtschaft erhielt. Folglich musste sie sich auf die Hilfe zur Selbsthilfe vorbereiten, sprich sie brauchte einen Plan B. Und der konnte nur die Rückkehr zur Drachme sein.
Im Gespräch mit Russland
Botschafter Leonidas Chrysanthopoulos schilderte diese damals so:
„Freilich werde Syriza mit dem Euro-Austritt keinen Wahlkampf machen, weil das die Griechen beunruhigen könnte. „Würden sie es sagen, bekämen sie nicht die Stimmen, die sie brauchen“, sagt er (…).
Aber er hat schon eine genaue Vorstellung davon, wie Griechenland dem Euro den Rücken kehren. „Naja“, sagt er und schmunzelt. „Wenn Syriza gewinnt, stellen wir als erstes den Schuldendienst ein.“ Will heißen, Griechenland zahlt seine Kredite nicht mehr zurück. Einfach so.
Außerdem würden sie die griechische Nationalbank „renationalisieren“ und neue Anleihen zur Staatsfinanzierung begeben. „Dann erklären wir einen schrittweisen Austritt aus der Eurozone.“
Die weiteren Schritte sehen so aus: Wie beim Eintritt in die Eurozone gäbe es in der einjährigen Austrittsphase parallel zum Euro bereits eine neue nationale Währung. Nach etwa einem Jahr könnte die nationale Währung deutlich abgewertet werden, um die Waren-Exporte anzukurbeln. Gleichzeitig sollen zu diesem Zeitpunkt Verträge mit anderen Ländern über Öl-Importe und Rohstoffe abschließen. „Wir sind bereits mit Öl exportierenden Ländern im Gespräch“, sagt Chrysanthopoulos. Unter anderen mit Russland.“
Tsipras zog nicht mit
Inzwischen wissen wir, wie die Sache tatsächlich ausging. Als Yanis Varoufakis nach endlosen und ergebnislosen Debatten mit den Gläubigern und einem klaren Votum der Bevölkerung gegen die Sparauflagen der Troika und des IWF den Drachme-Plan einleiten wollte, stellte sich der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras quer. Daraufhin trat Varoufakis zurück. Ein konsequenter Schritt.
Über die Motive, die Tsipras trieben, wie an dieser Stelle demnächst noch mehr zu sagen sein. Ein Satz nur noch zu den aktuellen Berichten und Schuldzuweisungen Richtung Athen. Sie sind nichts weiter als der erneute Versuch der Gläubiger, Varoufakis und die Syriza-Radikalen als kriminelle Bande hinzustellen mit dem Ziel, nur nicht selbst als solche entlarvt zu werden.