Analyst Vogt hält am Crash fest
Der Vermögensverwalter Claus Vogt erklärte mehrfach, der nächste Crash an den Börsen stehe unmittelbar bevor. Jetzt schreibt Vogt, warum seine Prognose noch nicht eingetreten ist.
Als sich die jüngsten Kursrückgänge an den US-amerikanischen Börsen Mitte Oktober der 10%-Marke näherten, traten diverse US-Zentralbankbürokraten vor die Mikrofone und ließen die Welt wissen, dass sie für weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen bereitstünden. Das war zwar nicht neu. Aber im aktuellen Umfeld der inzwischen wohl größten Spekulationsblase aller Zeiten reichten diese Äußerungen aus, um den gerade erst begonnenen Abwärtstrend an der Weltleitbörse zu stoppen und sogar umzukehren.
Interessanterweise weigerten sich die europäischen Indizes, den US-Vorgaben zu folgen. Zwar kam es auch hier zu einer gewissen Kurserholung. Aber diese war deutlich schwächer als in den USA und passte völlig problemlos in das Bild einer beginnenden Baisse, die dem normalen Börsenmuster „zwei Schritte vor, einen zurück“ folgt.
„Glaube versetzt Berge“
Daraufhin trat EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt vor die Mikrofone und versprach – wieder einmal – Dinge zu tun, die ausdrücklich und aus gutem Grund verboten sind. Im Kern sagte der Herr der europäischen Gelddruckmaschine, die EZB werde die Finanzmärkte bei Bedarf noch stärker manipulieren, als sie das bisher schon getan habe. Sie werde weitere Wertpapierkäufe mit frisch gedrucktem Geld vornehmen und dabei auch Staatsanleihen berücksichtigen, also eindeutig verbotene Staatsfinanzierung mit der Gelddruckmaschine betreiben, und das alles „ohne unnötige Verzögerung“.
Prompt stiegen die Aktienkurse auch in Europa. Ob der Glaube, wie es heißt, tatsächlich Berge versetzen kann, weiß ich nicht. Im Rahmen der aktuellen Spekulationsblase kann der Glaube an die Zentralbanken aber ganz offensichtlich zu steigenden Aktienkursen führen.
Ich habe in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass im Zentrum der aktuellen Spekulationsblase der Glaube an die geradezu göttlichen Fähigkeiten der Zentralbankbürokraten steht. Insbesondere der Glaube, dass der Kauf von Anleihen mit neu gedrucktem Zentralbankgeld – oder auch nur die Ankündigung solcher Käufe – zu steigenden Aktienkursen führen müsse.
Hohes Risikoniveau
Es gibt zwar keine ökonomische Erklärung dafür, warum das so sein sollte. Und in der Vergangenheit war es auch nicht so. Aber seit einigen Jahren scheint es tatsächlich so zu sein. Zumindest lässt sich nicht bestreiten, dass die Anleihenkäufe der Fed und der Kursanstieg des S&P 500 seit 2009 Hand in Hand gegangen sind. Das war zwar in anderen Ländern nicht der Fall und in früheren Zeiten auch nicht in den USA. Aber jetzt, so das weitgehend akzeptierte Credo des Zentralbankkults, soll es erstens so sein und zweitens auch so bleiben.
Vor vier Wochen deutete alles darauf hin, dass an den Aktienmärkten die Trendwende von Hausse zu Baisse stattgefunden hat. Gerade aus charttechnischer Sicht waren die Signale klar und deutlich. Dank der gerade beschriebenen verbalen Markteingriffe der Zentralbankbürokraten sieht das Bild inzwischen wieder anders aus. Zwar zeigen meine umfassenden Risikoindikatoren in allen Zeitfenstern von langfristig über mittelfristig bis hin zu kurzfristig das höchste Risikoniveau an. Damit lassen sie keinen Zweifel daran, dass wir es mit einer gewaltigen Spekulationsblase zu tun haben. Aber das lang erwartete Platzen der Blase und der Beginn der zyklischen Baisse wurden tatsächlich noch einmal verhindert.