Zum Papst-Konklave liefert Pimco die „frohe Botschaft“

Das Börsenfeuerwerk war schnell verraucht und lässt kaum Hoffnung für die neue Woche. Trotzdem erhöht Bill Gross von Pimco die Konjunkturprognose auf 3 Prozent. An wen wendet der sich eigentlich, wenn er solche Vorhersagen macht?

 

Zuerst die gute Nachricht: Das Papst-Konklave beginnt am Dienstag, die 115 wahlberechtigten Kardinäle sind alle bereits im Vatikan eingetroffen. Der Missing Link nach oben für die Christenheit wird also bald wieder hergestellt. Bis dahin markiert der Dow Jones den Stairway to Heaven.

Aber eine Woche zum Beten war die zurückliegende Woche  nicht gerade. Es gab ja nicht viel zum Nachhelfen. Vor allem an der Wall Street – aber auch sonst – lief fast alles wie geschmiert, abgesehen von der Drohung aus Nordkorea, gegen die USA einen Atomkrieg zu starten.

Wenn dieser Schwachkopf in Pjöngjang seine Nukes auf Los Angeles und Seattle nicht präzise steuert, gehen die hier bei mir in Vancouver runter. Dann habe ich eine Stelle bei Gaertner´s Blog neu zu besetzen.

Die Nachrichten waren überwiegend gut: Der DOW hat 4 Tage in Folge seit dem Dienstag einen Rekord aufgestellt. Der Nikkei hat in der Nacht auf Freitag den höchsten Stand seit der Lehman-Pleite erreicht.

Entmutigte Arbeitmehmer

Die Kleinanleger scheinen sich im Angesicht dieser Rally langsam doch – zumindest teilweise – in die gigantische Blase, die die Fed kreiert hat, hineinziehen zu lassen. Erinnert mich an Goethes Faust: “Halb zog sie ihn, halb sank er hin.” Folge: Die Aktienfonds weltweit haben in der jüngsten Berichtswoche einen Zulauf von 7,14 Milliarden Dollar verzeichnet.

Und dann diese Jobzahlen am Freitag: Die Beschäftigung in der US-Wirtschaft nahm im Februar um 236.000 zu, nach den korrigierten 119.000 im Vormonat Januar. Einstellungen bei Autoherstellern, in der Bauwirtschaft, Gesundheitswesen und im Einzelhandel halfen beim Auftrieb und ließen die Arbeitslosenrate auf den niedrigsten Stand in 5 Jahren bei 7,7 Prozent sinken.

Doch auf den zweiten Blick sieht dieser Arbeitsmarktbericht nicht überzeugend aus. Die Langzeit-Arbeitslosigkeit und die sogenannten ”entmutigten Arbeitnehmer“ (discouraged workers) – die nicht mehr nach Arbeit suchen, weil sie aufgegeben haben, blieben fast unverändert. Laut der Fed in St. Louis  liegt die “U6″ genannte Arbeitslosenrate, bei der auch noch jene mitgerechnet werden, die Teilzeit arbeiten, obwohl sie eine Vollzeitstelle brauchen, bei 14,3 Prozent. Und die Zahl der Amerikaner, die nicht im Arbeitsleben stehen, hat mit 89,3 Millionen einen Rekordwert erreicht.

Italiens Abstieg

Die wirtschaftliche Erholung in den USA, wenn man sie überhaupt so nennen kann, steht auf einem schwachen Fundament. Sie wird derzeit nur von der Gesundheitsbranche und von der Bauwirtschaft getragen. Im Gesundheitssektor treiben aber vor allem die demographische Entwicklung mit täglich 10.000 Babyboomern, die in Rente gehen, sowie die Reform von Obama.

Das aber ist von der Konjunktur unabhängig.

Die Feststellung von JP Morgan-Analysten, wir seien gar nicht so weit von einer “perfekten Welt” entfernt, scheint mir daher ein wenig übertrieben, um es diplomatisch auszudrücken. Auch wenn Bill Gross von Pimco seine Prognose für den realen BIP-Zuwachs der US-Wirtschaft im laufenden Jahr jetzt auf 3,0 Prozent anhob. An wen wendet der sich eigentlich, wenn er solche Vorhersagen macht ?

Es gab in dieser Woche schließlich auch einige Meldungen, die ziemliches Trübsal verbreiten: Zum Beispiel die unveränderte Industrieproduktion in Deutschland im Januar, die unter den Erwartungen lag. Und die Leistung der britischen Bauindustrie fiel im Januar den dritten Monat in Folge. Fitch hat zudem das Rating Italiens von A- auf BBB+ gesenkt.

Und ob sich die jüngsten Zahlen vom Arbeitsmarkt in den USA angesichts der jetzt anlaufenden Zwangs-Einsparungen im US-Haushalt aufrecht erhalten lassen, ist eine ganz andere Frage.

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Über Markus Gaertner

Markus Gaertner war über viele Jahre freier Wirtschafts-Korrespondent mit Sitz in Vancouver. Heute arbeitet er für den Kopp-Verlag. Weitere Artikel

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