Netflix-Debakel war ein Absturz mit Ansage
Die Kurse vieler besonders riskanter und hochspekulativer Börsenlieblinge sind bereits heftig unter die Räder gekommen. Netflix ist dabei erst der Anfang.
Immer wieder habe ich an dieser Stelle die wahrscheinlichen Folgen der geldpolitischen Wende der Fed skizziert sowie die sehr bearishen Implikationen der historischen Überbewertung der US-Börse. Meine Schlussfolgerung lautete:
„Die Kombination aus dieser extremen fundamentalen Überbewertung, der geldpolitischen Wende der Fed und einer wahren Flut markttechnischer Warnzeichen ist ein starker Hinweis auf das baldige Ende der Spekulationsblase und den Beginn einer starken Baisse.“
Diese Baisse hat inzwischen begonnen. Die Kurse vieler besonders riskanter und hochspekulativer Börsenlieblinge sind bereits heftig unter die Räder gekommen. Ein aktuelles Beispiel ist die Netflix-Aktie.
Netflix absurd überbewertet
Meinen Kunden hatte ich schon Ende Januar vor dem völlig absurden Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von mehr als 10 bei Netflix gewarnt. Tags drauf rutschte die Aktie schlagartig ab. Wie der folgende Chart zeigt, sank ihr Kurs unter die eingezeichnete Unterstützungslinie, die als Nackenlinie eines mächtigen Tops interpretiert werden muss, und eröffnete 21% tiefer. Damit betrug der Kursrückgang in der Spitze bereits 45%.
Schon damals ging ich davon aus, dass das aufgrund der absurden Überbewertung lediglich der erste Schritt auf einem langen Weg nach unten sein müsse.
Nachdem das Unternehmen am 19. April erneut schlechte Zahlen geliefert hat, kam es zu einem weiteren Absturz dieses hochgelobten Börsenlieblings. Damit ist die Aktie von ihrem im November 2021 erreichten Hoch aus gerechnet in der Spitze schon um 70% gefallen. Das zeigt der nächste Chart.
Unbelehrbare Wallstreet-Analysten
Wie üblich, wurde die Aktie noch einen Tag vor diesem zweiten Absturz laut Bloomberg von 31 Wall Street-Analysten zum Kauf empfohlen, und nur 3 rieten zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel lautete 500 $, was einem erwarteten Anstieg von 42% entsprach. Anstatt zu steigen, kam es mit einem Minus von 39% zu einem Kursrückgang dieser Größenordnung.
Daraufhin zogen 11 der 31 Analysten ihre Kaufempfehlung zurück, und zwei sprachen wenigstens jetzt eine Verkaufsempfehlung aus. Somit wird die Aktie also „nur“ noch von 20 Wall Street-Experten zum Kauf empfohlen und von 5 zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel wurde von 500 $ auf 378 $ reduziert. Bezogen auf das gerade erreichte Tief von 212 $ entspricht das einem erwarteten Kursanstieg von 78%.
„Bull sells“, heißt – bewusst doppeldeutig – das Credo der Wall Street-Analysten. Ich rechne weiterhin damit, dass es im Lauf der noch jungen Baisse zahlreiche Kursbewegungen dieser Art geben wird.
Das ist jedoch kein Grund, sich von der Börse abzuwenden. Ganz im Gegenteil. Denn wer der von den Wohlstandsvernichtern in den Zentralbanken hervorgerufenen hohen Inflation etwas entgegensetzen will, muss sich aktiv um sein Vermögen kümmern. Nach wie vor gibt es attraktive Edelmetall- und Rohstoffaktien.