Marode Brücken kosten den Steuerzahler viele Milliarden

Bruecke / Straße / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: lucdecleir;https://pixabay.com/de/photos/br%c3%bccke-d%c3%a4nemark-schweden-%c3%b6resund-2472983/ Bruecke / Straße / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: lucdecleir;https://pixabay.com/de/photos/br%c3%bccke-d%c3%a4nemark-schweden-%c3%b6resund-2472983/

Nicht die Autobahnbrücken sind marode, auch die kommunalen Brücken befinden sich in einem beängstigenden Zustand und erfordern massive Erhaltungsinvestitionen.

Deutschlandweit sind Straßen und Brücken in einem schlechten Zustand. Obwohl das seit langem bekannt ist, entwickeln die Verantwortlichen dafür nur langsam ein größeres Problembewusstsein.  Auch wenn inzwischen etwas mehr Geld für die Sanierung bereitgestellt wird, dürfte es lange dauern, bis die Versäumnisse früherer Jahre beseitigt worden sind.

Exemplarisch belegt dies eine gutachtliche Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen. Demnach ist etwa die A2-Brücke im nordrhein-westfälischen Kamen in einem noch schlechteren Zustand als die bereits gesperrte A-45-Brücke bei Lüdenscheid. Aktuell wird die Kamener Autobahnbrücke mit der Note 3,5 bewertet. Zum Vergleich: Die gesperrte Brücke auf der A45 erhielt die Note 3,0.

Schäden an Brücken hätten früher erkannt werden können

Allein in Nordrhein-Westfalen sind 13 Autobahnbrücken in einem zutiefst Besorgnis erregenden Zustand. Auf der Bewertungsskala ist 4,0 ist die schlechteste mögliche Note. Sie wurde für nur einmal und zwar für die Rheinbrücke Neuenkamp bei Duisburg vergeben.

Doch nicht nur die Brücken auf Autobahnen und Bundesstraßen sind stark einsturzgefährdet, die kommunalen Brücken sind ebenfalls in einem alarmierenden Zustand. Bereits 2013 kam eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) in 456 Städten, Gemeinden und Landkreisen zu einen erschreckenden Ergebnis: Die Hälfte der kommunalen Brücken weise „problematische oder schlechte Zustände“ auf, hieß es im Abschlussbericht.

Dabei hätten die Schäden schon viel früher erkannt und beseitigt werden können. Denn die Träger der Straßenbaulast sind aufgrund ihrer Verkehrssicherungspflicht zu regelmäßigen Bauwerksprüfungen und -besichtigungen verpflichtet. Verzichten Bund, Länder und Kommunen auf Bauwerksprüfungen oder lassen sie diese nicht sachgemäß durchführen, hat dies oft zur Folge, dass sich vorhandene Mängel und Schäden vergrößern und ein erhöhtes Haftungsrisiko entsteht.

Milliarden schwerer Investitionsbedarf

Im Rahmen der aktuellen Untersuchung in Nordrhein-Westfalen wurde festgestellt, dass sich die Gemeinden seit 2013 zwar mit dem Thema Brückenerhaltung beschäftigt und verschiedene Verbesserungen auf den Weg gebracht hatten. Das Gefahrenpotenzial hat sich dadurch kaum verringert. Die seit 2013 durchgeführten Maßnahmen reichten von der erstmaligen Erfassung des Bauwerksbestandes über durchgeführte Brückenprüfungen mit Zustandsbewertungen bis hin zu Sanierungen und Erneuerungen. Während vor 2013 lediglich 26 Prozent der Gemeinden Brückenprüfungen durchgeführt hatten, waren es jetzt zwei Drittel, die ihre Brücken vollständig (48 Prozent) oder zumindest teilweise (17 Prozent) nach den hierfür geltenden technischen Regelwerken geprüft hatten.

Insgesamt befindet sich laut dem Gutachten jede fünfte kommunale Brücke bzw. fast ein Drittel der Brückenfläche in einem kritischen Zustand. Der Brückenzustand stellt sich in den Gemeindeklassen jedoch unterschiedlich dar. In den kreisfreien Städten mit mehr als 80.000 Einwohnern befinden sich 17,5 Prozent der Brücken oder mehr als 40 Prozent der Brückenfläche in einem schlechten Zustand. In den übrigen kreisfreien Kommunen waren die Werte etwas besser, bei den kreisangehörigen Gemeinden sah es noch besser aus.

Während die Untersuchung von 2013 einen Nachholbedarf von rd. 800 Millionen Euro für die Brückenerhaltung festgestellt hatte, ergaben die aktuellen Berechnungen des Gutachters einen Investitionsbedarf von bis zu 1,4 Milliarden Euro für die Erhaltung der Brücken einschließlich Ersatzbauten. Dabei entfallen etwa drei Viertel des Investitionsbedarfs auf die sechs größten Städte des Bundeslandes. Immerhin haben die kreisfreien Städte ihre durchschnittlichen Ausgaben je Quadratmeter Brückenfläche im Vergleich zum Jahr 2013 von 12,44 Euro/m² auf im Mittel 29,17 Euro/m² deutlich erhöht. Gleichwohl wird das nach Auffassung des Gutachters nicht ausreichen, um den überaus schlechten Brückenzustand in Zukunft wirksam zu verbessern.

Sanierungspläne sollen helfen

Zusammenfassend schlägt der Gutachter vor, dass Gemeinden mit sanierungsbedürftigen Brücken frühzeitig Überlegungen anstellen sollten, wie und in welchem Umfang Erhaltungsmaßnahmen durchzuführen sind. Zweckmäßig sei die Aufstellung eines Sanierungsplans mit kurz-, mittel- und langfristigen Realisierungszeiträumen sowie Maßnahmenkosten. Ein in kommunalen Gremien abgestimmter Sanierungsplan erhöhe die Akzeptanz für die Bereitstellung von Mitteln für die Bauwerkserhaltung und biete zudem Planungssicherheit für einen längeren Zeitraum.

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Über Thomas Castorp

Thomas (Hans) Castorp blickt vom Zauberberg herab auf die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Fragenstellungen. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

1 Kommentar
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fred müller
fred müller
1 Jahr her

Die meisten Milliarden kostet dem Steuerzahler diese vollkommen abgehobene, us-manipulierte und selbstzerstörerische Politik !
Falsche Entscheidungen wohin man schaut.
…und IMMER zum Nachteil der Bürger, aber zum Nutzen einiger Weniger

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