Drohen Jahrzehnte hoher Inflation?

Lebensstandard / Enteignung / Rueckkehr der Inflation – Da ist nichts mehr zu holen. / Quelle: Pixabay, lizenezfrei Bilder, open library: https://pixabay.com/de/illustrations/kein-geld-schlecht-geld-nr-krise-2070384/ Lebensstandard / Enteignung / Rueckkehr der Inflation – Da ist nichts mehr zu holen. / Quelle: Pixabay, lizenezfrei Bilder, open library: https://pixabay.com/de/illustrations/kein-geld-schlecht-geld-nr-krise-2070384/

Die Geldwertstabilität ist dauerhaft in Gefahr. Führende Ökonomen und Analysten erwarten eine fortgesetzte Geldentwertung. Drohen gar ahrzehnte hoher Inflation?

Wie schon lange prognostiziert, ist das Thema Inflation zurück. Seit einigen Monaten steigen die offiziellen Inflationszahlen und mit ihnen das Interesse der Öffentlichkeit.

In den USA ist der Konsumentenpreisindex im Juli 2021 wie schon in den beiden Vormonaten mit 5,4 Prozent deutlich gestiegen. Wenn man die Komponente „Wohnen“, die von den im Staatsdienst stehenden Statistikern bei der Berechnung dieser Kennzahl verwendet wird, durch die tatsächlichen Preissteigerungen von Wohnimmobilien ersetzt, steigt dieser Wert sogar schon auf 10 Prozent.

In Deutschland sieht es mit der Inflation kaum besser aus. Hier wird für den Monat August von einer Inflationsrate von 3,9 Prozent ausgegangen.      

Ist diese Inflation ein langfristiger Trend?

Alle Ökonomen und Analysten inklusive der für die Geldwertstabilität verantwortlichen Zentralbanker erwarten für die kommenden Monate eine Fortsetzung der Geldentwertung, so eindeutig ist die derzeitige Datenlage.

Uneinigkeit herrscht allerdings hinsichtlich der Frage, ob hier ein neuer und womöglich langfristiger Inflations-Trend begonnen hat, oder ob es sich lediglich um ein vorübergehendes Phänomen handelt, wie uns beispielweise der oberste US-Notenbanker Jerome Powell glauben machen will.

Wir erinnern uns: Landesweit fallende Immobilienpreise seien ausgeschlossen, behauptete der damalige Fed-Chef Alan Greenspan am Höhepunkt der Immobilienblase. Und die Verluste aus faulen Hypothekenkrediten, mit der die große Banken- und Wirtschaftskrise des Jahres 2008 begann, seien überschaubar und natürlich kein Problem, sekundierte Greenspans Nachfolger Ben Bernanke.

Beides erwies sich als drastische Fehleinschätzung oder Wunschdenken. An diesen Beispielen lässt sich erkennen, wie wenig man auf das Gerede der Notenbanker geben kann.

Es gibt allerdings auch einige von mir sehr geschätzte Analysten, die zu dem gleichen Ergebnis kommen wie die Fed. Diese klugen Köpfe erwarten ausdrücklich keine anhaltende oder gar zunehmende Inflation.

Wenn es zu einem erneuten Abschwung der Wirtschaft kommt, was ich durchaus für möglich halte, mögen sie zunächst sogar Recht behalten. Längerfristig spricht jedoch vieles dafür, dass die jetzt deutlich gestiegene Inflation den Beginn eines Trends darstellt.

Globaler Arbeitsmarkt entscheidend für Inflationsentwicklung

Die wichtigste Begründung für diese Vermutung entnehme ich dem kürzlich erschienenen Buch „The Great Demographic Reversal“ (Die große demographische Wende) der Ökonomen Charles Goodhart und Manoj Pradhan.

Beide betrachten den globalen Arbeitsmarkt als entscheidend für die Inflationsentwicklung. Da hier bereits eine maßgebliche Trendwende vollzogen wurde, die langfristiger Natur ist, prognostizieren die Autoren eine neue Ära der Geldentwertung sowie steigender Zinsen.

Dass die Lage am globalen Arbeitsmarkt sowohl in den vergangenen, als auch in den zukünftigen Jahrzehnten eine entscheidende Rolle für die Höhe der Inflationsraten spielt, ist eine sehr plausible Annahme, auch wenn Victor Gaspar vom Internationalen Währungsfonds diese These nicht unbedingt teilt.

Zum Thema Inflationsschutz hat das Investmentunternehmen GMO kürzlich eine höchst interessante Analyse veröffentlicht. Dazu haben die Analysten alle Perioden untersucht, in denen die offizielle US-Inflationsrate gemessen am Konsumentenpreisindex mindestens ein Jahr lang mehr als 5 Prozent p.a. betrug.

In sechs dieser acht inflationären Zeiten hat ein aus Energie- und Metallaktien bestehendes Depot die Geldentwertung ausgeglichen oder geschlagen. In allen acht Perioden hat es besser abgeschnitten als der S&P 500. Im Durchschnitt hat es eine inflationsbereinigte Performance von 6 Prozent p.a. erzielt, während der S&P 500 einen realen Verlust von 1,6 Prozent p.a. geliefert hat.

Schutz vor der Inflation

Die Analysten fassen die Ergebnisse ihrer Studie etwa folgendermaßen zusammen: In Zeiten steigender Preise sollte beim Kauf eines Inflationsschutzes eigentlich ein Aufgeld fällig werden.

Im Moment ist bei Rohstoffaktien aber das Gegenteil der Fall. Hier kann man einen Inflationsschutz erwerben, der mit einem hohen Discount versehen ist. Gemessen an der fundamentalen Bewertung basierend auf dem KGV, dem Buchwert und der Dividendenrendite beträgt der erwähnte Discount gegenüber dem S&P 500 derzeit über 70 Prozent.

Darüber hinaus liefern Rohstoffaktien eine beeindruckende Depot-Diversifikation. Schließlich stellen sie auch noch eine Anlageklasse dar, die langfristig besser abgeschnitten hat als der Gesamtmarkt.

Unser Newsletter – Ihr Beitrag zur politischen Kultur!

Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

×