Deutliche Anzeichen für einen Wirtschaftseinbruch

Wirtschaftseinbruch Hafen Export / Quielle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/kran-kr%C3%A4ne-hafen-hamburg-baustelle-1764424/ Wirtschaftseinbruch Hafen Export / Quielle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/kran-kr%C3%A4ne-hafen-hamburg-baustelle-1764424/

Ökonomische Modelle geben eindeutige Hinweise auf einen drohenden Wirtschaftseinbruch. Dennoch prognostizieren Volkswirte und Zentralbanker hohes Wachstum.

Makroökonomische Frühindikatoren helfen dabei, Wendepunkte des Konjunkturzyklus zu erkennen. Die besseren dieser Indikatoren basieren auf einer Vielzahl von Komponenten, um möglichst alle relevanten Sektoren und auch das Geschehen an den Finanzmärkten zu erfassen. In den USA haben die meisten dieser breit angelegten Kennzahlen und Prognosemodelle, unbemerkt von den meisten Anlegern, die von immer weiter steigenden Aktienkursen ausgehen, in der Zeit von März bis Mai dieses Jahres nach unten gedreht und sind seither deutlich gefallen.

Trotz dieser klaren Hinweise auf eine konjunkturelle Abschwächung prognostizieren die meisten Volkswirte und Zentralbanker ein fortgesetzt hohes Wirtschaftswachstum. Wo dieses Wachstum herkommen soll, wenn die gigantischen Konjunktur- und Hilfsprogramme der vergangenen anderthalb Jahre auslaufen, wie von der FED für Ende August beim Meeting in Jackson Hole angekündigt, erschließt sich vor diesem Hintergrund hingegen nicht. Schließlich basierte der Aufschwung der vergangenen Monate ausschließlich auf riesigen Staatsausgaben in Billionenhöhe, denen eine ebenso gigantische Zunahme der Staatsverschuldung gegenübersteht.            

Warnsignale für Wirtschaftseinbruch an Finanzmärkten

Von den Finanzmärkten, die in normalen Zeiten ebenfalls Frühindikatoren für den Verlauf der Realwirtschaft sind, kommen ebenfalls zunehmend Warnsignale. Beispielsweise sind die Anleihenzinsen seit März dieses Jahres wieder deutlich gesunken, obwohl die Zentralbanken ihre Anleihenkäufe nicht ausgeweitet haben. Auch das deutet auf eine konjunkturelle Abschwächung hin.

An den Aktienmärkten ist es in den letzten Wochen ebenfalls zu bedenklichen Veränderungen gekommen, die charakteristisch sind für die letzte Phase einer Hausse. Bei wichtigen Kennzahlen wie beispielsweise diversen Versionen der Advance-Decline-Linie haben sich jetzt negative Divergenzen gebildet, die Marktbreite hat stark abgenommen, während Sentiment- und Spekulationsindikatoren Extremwerte angenommen haben.

Anzeichen für den Wirtschaftseinbruch: Dieser wichtige Indikator hat die jüngsten Hochs des S&P 500 nicht mehr bestätigt, eine typische Entwicklung in der Endphase einer Hausse. Quelle: StockCharts.com / Claus Vogt

Erzeugerpreise um 8,5 Prozent gestiegen

Die Zentralbanker der Fed und der EZB haben bereits klargestellt, dass sie auf absehbare Zeit nichts gegen die relativ stark gestiegene Inflation unternehmen werden: In den USA zeigte der Konsumentenpreisindex im Juni eine Geldentwertung von 5,4 Prozent, während in Deutschland die Erzeugerpreise um 8,5 Prozent nach oben geschossen sind. Das sind alarmierende Größenordnungen, die in früheren Zeiten immer eine geldpolitische Reaktion hervorgerufen hätten.

Doch diese Zeiten sind vorbei, da sich die Zentralbanker mit ihrer jahrelangen ultralaxen Geldpolitik selbst in die Bredouille gebracht haben. Sie haben riesige Spekulationsblasen an den Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten erzeugt, die bei einer Zinserhöhung sofort platzen und eine schwere Krise auslösen würden. Darüber hinaus haben sie die gigantische Staatsverschuldung ermöglicht, die inzwischen Größenordnungen erreicht hat, die bei höheren Zinsen zu Staatsbankrotten führen.

Rückweg zu seriöser Geldpolitik versperrt

Vor diesem Hintergrund erscheint die Rückkehr zu einer auch nur halbwegs seriösen Geldpolitik nahezu ausgeschlossen. Das gilt umso mehr, wenn die Frühindikatoren Recht behalten sollten und eine Abkühlung der Konjunktur beginnt.

Für die Zukunft der Geldwertstabilität sind das sehr schlechte Nachrichten. Das gilt umso mehr, da es bedeutende Veränderungen am globalen Arbeitsmarkt gegeben hat, die für höhere Inflationsraten sprechen.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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Nathan
Nathan
2 Jahre her

Leider werden nur Zahlen, aber nicht die Einflüsse, Ursachen und Hintergründe betrachtet. Der aktuelle Einfluß ist die Pandemie, die Wirtschaftsstillstand und Einkommensverlust vielerorts bedeutete und nun durch Preiserhöhungen diese Verluste versucht wettzumachen. Deshalb ist der Inflationsschub nur vorübergehend, schafft aber eine neue Basis, einen neuen Nullwert, denn Preissteigerungen werden nie zurückgenommen. Auch der Staat greift mächtig zu und geht durch freiwillig sich auferlegte Verpflichtungen (EU) horrende Verschuldungen, natürlich nur ein Vorteil für andere Länder, ein mit erlogener Begründung: Menschengemachter Klimawandel statt einfache Klimaveränderung, der den Menschen nun als eine Dauer-PANDEMIE eingeredet wird, damit die Unterdrückung Jahrzehnte lang gesetzlich festgeschrieben und… Read more »

Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
2 Jahre her

Sehr interessanter Artikel. Verkompliziert wird die Situation aber bekanntermaßen dadurch, dass heute völlig unabhängig von der Konjunktur zunehmend Anleger Aktien erwerben, und zwar allein schon aus Gründen der Vermögenssicherung. Anders gesagt: Die Aktiennachfrage und damit auch die Kursentwicklung ist dabei, sich ein wenig von der realwirtschaftlichen Rentabilität der Unternehmen abzukoppeln. – – – Die Situation wird damit immer mehr zum Tollhaus, wird immer bizarrer und künstlicher, entfernt sich immer mehr vom ökonomischen Lehrbuchwissen vergangener Zeiten: Insolvenzverschleppung (bei Staaten und Banken) in nie dagewesenem und geradezu globalem Umfang, Systemerhalt bzw. Hinausschieben des Kollaps mittels hemmungslosem „Gelddrucken“, Nullzinspolitik mit … a) einer… Read more »

Uwe Borchert
Uwe Borchert
2 Jahre her

Im Herbst 2019 gab es einen Einbruch am Repomarkt. Die Banken haben sich gegenseitig kein Geld mehr geliehen. Das ist in den letzten Dekaden immer ein Anzeichen für eine aufziehende schwere und lange Wirtschaftskrise gewesen. Es gab auch noch einige andere Indizien für ein Abschmieren der Wirtschaft ungefähr im Frühjahr 2020, egal ob an oder mit Corona. Und bei einigen, vielen Indizien ist mit einer durchaus lang anhaltenden Krise zu rechnen gewesen. Eine schneller Erholung war da unter den aktuellen Randbedingungen, u.A. dir vielen Unterbrochenen Lieferketten und die Pleitewelle der „Kleinen“ (Menschen, Geschäfte und Firmen), eher unwahrscheinlich bis unmöglich. Die… Read more »

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