Bundeszentrale für politische Bildung auf Abwegen beim Linksextremismus

Linksextremisms / Chinesische Briefmarke mit Josef Stalin und Mao Tse Tung / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: Wikilmages; https://pixabay.com/de/photos/briefmarke-h%C3%A4ndesch%C3%BCtteln-handschlag-62921/ Linksextremisms / Chinesische Briefmarke mit Josef Stalin und Mao Tse Tung / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: Wikilmages; https://pixabay.com/de/photos/briefmarke-h%C3%A4ndesch%C3%BCtteln-handschlag-62921/

 

Wie steht die Bundeszentrale für politische Bildung zum Linksextremismus? Dort heißt es, Kommunisten und Sozialisten stünden sämtlich für „liberale Ideen“.

Eines muss ich realistischerweise voranschicken: Ich glaube nicht, dass sich der Strom ideologiegetriebenen Wahnwitzes, der dieses Land erfasst hat, noch eindämmen lässt. Dazu ist die Armada, die sich von ihm treiben lässt, zu mächtig. Es sind ja nicht nur die Regierenden selbst und die Funktionärseliten der Parteien, die es sich darauf bequem gemacht haben. Nein, das Kartell der Beteiligten und Nutznießer ist weitaus umfangreicher. Es reicht vom Politikbetrieb über die Medien, das Bildungswesen, die Gewerkschaften und Amtskirchen längst bis in die Exekutive, Polizeiführung, Justiz und Sicherheitsbehörden.

Die 68er haben ihren Marsch durch die Institutionen erfolgreich abgeschlossen und gelten als systemtragend, seitdem sie sich mit den Globalisten verbündet haben (siehe die „Grünen“). Sie sitzen inzwischen nicht nur an den Schaltstellen der Macht und der Medien, sondern prägen zudem in Schulen und Universitäten das Weltbild der heranwachsenden Generation im Sinne der eigenen Ideologie. Diese Entwicklung ist nicht mehr umkehrbar und es ist nur ein schwacher Trost, dass dieses System, das ja ausschließlich aus den Steuern und Sozialabgaben der wertschöpfend tätigen Bevölkerung finanziert wird, zwangsläufig zusammenbrechen muss und wird.

Eigentlich sind Linksextremisten doch die Guten

Hätten Vernunft und Weitblick noch eine Basis im Land, müsste jedem Verantwortungsträger klar sein, dass der kontinuierliche Exodus von Leistungsträgern in Kombination mit der Zuwanderung von bildungsfernen Leistungsempfängern nicht nur die Sozialsysteme, sondern auch die innere Sicherheit und den gesellschaftlichen Konsens ruiniert. Nur ist dieser Sachverhalt weder für die politischen Handlungsträger noch für das „urbane Milieu“ zumeist steuerfinanzierter Zeitgeistritter ein Thema.

Es wird also erst sehr viel schlechter werden, bevor es besser werden kann (sofern überhaupt), aber diese deprimierende Einsicht sollte dennoch nicht dazu führen, dass man jede ideologisch motivierte Zumutung widerspruchslos hinnimmt.

So hielt es die vorgeblich parteiunabhängige Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) für angezeigt, ein im Internet publiziertes Dossier „Linksextremismus mit folgendem Satz einzuleiten: „Im Unterschied zum Rechtsextremismus teilen sozialistische und kommunistische Bewegungen die liberalen Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – interpretieren sie aber auf ihre Weise um.“  

Nun kann man diese Behauptung je nach Gemütslage als „abenteuerlich“, „ungeheuerlich“ oder wie eine Mitarbeiterin besagter Bundeszentrale auf meine Beschwerde hin als „Erkenntnis der Extremismusforschung“ bezeichnen, aber für ein einfaches Gemüt wie das meine klingt das schon arg nach einer Verharmlosung und Umdeutung der Verbrechen kommunistischer Regime frei nach dem Motto: Eigentlich sind Sozialisten und Kommunisten doch die Guten.

Von diesem Eindruck ließ ich mich auch durch die wortreiche Antwortmail besagter Mitarbeiterin nicht abbringen und schrieb deshalb eine Beschwerde an das für die BpB zuständige Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat:

„Die Bundeszentrale für politische Bildung ist eine nachgeordnete Behörde des BMI und somit Ihrer Aufsicht unterstellt. Auf der Webseite der bpb https://www.bpb.de/politik/extremismus/linksextremismus/ ist folgende ungeheuerliche Aussage zu lesen: ‚Im Unterschied zum Rechtsextremismus teilen sozialistische und kommunistische Bewegungen die liberalen Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – interpretieren sie aber auf ihre Weise um.‘
Ich weiß nicht, ob den Herrschaften die Namen Josef Wissarionowitsch Stalin, Mao Tse-Tung oder Pol Pot etwas sagen, die herausgehobene Führer ‚kommunistischer Bewegungen‘ waren und im Namen des Kommunismus Millionen unschuldige Menschen ermorden ließen.
Den offenbar geschichtsfernen Autoren besagter Seite scheinen diese historischen Tatsachen jedoch unbekannt zu sein. Oder sie sehen – schlimmer noch – Gulags und killing fields als geeignete Ort für die Verwirklichung des Ideals von ‚Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit‘ an.
Nun ist die Bundeszentrale für politische Bildung jedoch kein Ableger der MLPD oder sonstiger linksradikaler Gruppen, sondern eine nachgeordnete Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern. Als solche trägt sie eine besondere Verantwortung insbesondere für die politische Bildung Heranwachsender und eine derart geschichtsfälschende und opferverhöhnende Aussage ist für mich ein Skandal, der auch personelle Konsequenzen haben sollte.“

Der Stein des Anstoßes war verschwunden!

Der Bürgerservice des BMI bestätigte den Eingang meiner Beschwerde am 11. Januar dieses Jahres, und ich muss zugeben, dass ich damit rechnete, nie wieder etwas davon zu hören. In diesem Falle hatte ich mich jedoch getäuscht. Bereits am 18. Januar 2021 erhielt ich tatsächlich Antwort:

„Haben Sie vielen Dank für Ihre Zuschrift zum Dossier Linksextremismus auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). Der von Ihnen zitierte Textausschnitt lautet wörtlich:
‚Im Unterschied zum Rechtsextremismus teilen sozialistische und kommunistische Bewegungen die liberalen Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – interpretieren sie aber auf ihre Weise um. So will die extreme Linke durch revolutionäre Aktionen den Sturz des Kapitalismus herbeiführen, um dann die sozialistische Gesellschaftsordnung zu errichten.‘
Diese Formulierung gibt Bewertungen aus der Extremismusforschung wieder und betont, dass die Ideen der Aufklärung von den genannten Bewegungen subjektiv uminterpretiert werden. Sie hat in der Öffentlichkeit jedoch zu zahlreichen Fehlinterpretationen und Missverständnissen geführt.
Um derartige Missverständnisse künftig auszuschließen, hat das BMI die BpB gebeten, die Formulierung zu überarbeiten.“

Deutschland am Ende : Frank W. Haubold

Die einleitende Argumentation wurde zweifellos von der BpB übernommen, aber entscheidend ist der letzte Satz, der meinem Anliegen wenigstens teilweise Rechnung trägt („personelle Konsequenzen“ hatte ich ohnehin nicht erwartet).

Nun mache ich mir nichts vor: Der Strom, der unser Land dem Niedergang entgegentreibt, ist deswegen nicht schwächer geworden, aber wenigstens hat ein Beiboot der Armada ein kleines Leck bekommen und musste Wasser abpumpen. Also war meine Mühe doch nicht ganz umsonst…

Also schaute ich sofort auf der Webseite der Bundeszentrale nach und siehe da, der Stein des Anstoßes war verschwunden!

5
7
votes
Article Rating

Unser Newsletter – Ihr Beitrag zur politischen Kultur!

Über Frank W. Haubold

Frank W. Haubold wurde 1955 in Frankenberg (Sachsen) geboren. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er Informatik und Biophysik in Dresden und Berlin. Seit 1989 schreibt er Romane, Erzählungen und Kurzgeschichten unterschiedlicher Genres (Science-Fiction, Fantasy, Horror, Gegenwart). Zahlreiche Veröffentlichungen in Freie Presse (Chemnitz), Fantasia (Passau), Nova (Magazin), Phantastisch! (Stolberg), Exodus (Magazin), Esli (Russland) und anderen Publikationen auch außerhalb der Phantastik-Szene. Für den EDFC Passau gab er bis 2009 fünf Anthologien heraus. 2008 gewann er als erster Autor überhaupt den Deutschen Science Fiction Preis in beiden Kategorien. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

6 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
3 Jahre her

Danke, dass Sie die Kraft haben, gegen solchen Unsinn vorzugehen.
Groß wird der Erfolg zwar nicht sein, aber wirkungslos ist er auch nicht.

Außerdem hat so etwas ja auch immer etwas mit der eigenen Selbstachtung zu tun.

Ihrer zutreffenden Beschreibung der Lage ist nichts hinzuzufügen.

Gerolf
Gerolf
3 Jahre her

Der Linksextremismus „interpretiert“ nicht die Begriffe Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit neu, sondern er pervertiert sie, indem er die Gleichheit hervorhebt und zur völligen Gleichmacherei in einer totalitären Gesellschaft verkommen lässt.

Früher hatte man das in der Bundeszentrale für politische Bildung noch gewusst. Ebenso könnte man die Falschbehauptung aufstellen, dass die Nationalsozialisten auf diese liberalen Ideen zurückgegriffen hätten, weil sie Gleichheit und Brüderlichkeit z. B. auf ihr rassistisches Weltbild der Volksgemeinschaft verengt haben. Hätte der „Interpret“ in der BZpB das behauptet, wäre er wahrscheinlich schon seinen Job los.

Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
Reply to  Gerolf
3 Jahre her

Die Bundeszentrale für politische Bildung war natürlich immer schon eine Agentur im Sinne der „Reeducation“.

Später ist sie aber zusätzlich auch noch von Linksextremisten gekapert worden.

Georg
Georg
Reply to  Wolfgang Wirth
3 Jahre her

Wenn die Bildung von einer Zentrale gesteuert wird, bedeutet das Gängelung. Ziel ist die Verarmung von Information und Bildung. Ich erinnere mich an die 70-ger Jahre, in denen ich in Frankreich vom Deutschlandfunk fundierte Nachrichten er-hoffte. Die politischen Beiträge waren geradezu unerträglich antideutsch. Dann entlarvte man den Kopf des Senders als politisch DDR-gesteuert. Geändert hat sich wenig.

Wayne Podolski
3 Jahre her

Ein wenig verspätet, aber wie immer lohnenswert, dem JP zuzuhören …
https://youtu.be/erAYITZRdJk

Friedolin
Friedolin
3 Jahre her

Ich habe die „Informationen zur politischen Bildung“ seit den 50iger Jahren immer gerne gelesen: kostenlos und oft sehr informative Beiträge zur Geschichte, Geograpie und Entwicklung eines Landes. Auch Beiträge zu naturwissenschaftlichen Themen.

Natürlich öfters auch politische Hefte, aber selbst die waren teilweise noch sehr lesenswert.

Jetzt kann man die Hefte nach Erhalt allermeist gleich in die Mülltonne werfen. Einfach ungenießbar.

×