Ab Oktober wanken die ersten Versicherungen

Aktien Finanzen Financial Times / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, markusspiske; https://pixabay.com/de/photos/chart-aktien-dax-dow-jones-594212/ Aktien Finanzen Financial Times / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, markusspiske; https://pixabay.com/de/photos/chart-aktien-dax-dow-jones-594212/

 

Mit Corona geraten die durch die Finanzpolitik geschädigten Pensionskassen in Existenznot. Zudem herrschen in der Branche Intransparenz und Schlendrian.

Viele Jahre waren Versicherungsvertreter unterwegs, um den Betrieben und den Beschäftigten betriebliche Altersversorgungen aufzuschwatzen. Dabei ist ein Unternehmen eigentlich nicht dazu geeignet, langfristige Verpflichtungen gegenüber Beschäftigten einzugehen. In den meisten Betrieben geht es finanziell zu sehr auf und ab. Die Erlangung von Aufträgen hat in vielen Branchen Glücksspielcharakter. Ob man eine öffentliche Ausschreibung gewinnt, oder einen Wettbewerb, liegt auch in guten Zeiten allein in Gottes Hand. Ob man bei den Einkäufern des Handels Glück hat oder auch nicht, ebenfalls. Ob die EU quotenrelevante Vorschriften erlässt auch. In schlechten Zeiten wie diesen wird einem der Betrieb vom Staat womöglich ganz zugesperrt.

Aktuell geraten zahlreiche Pensionskassen in Schwierigkeiten. Die Gründe sind Niedrigzinsen, die Ertragsschwäche von Unternehmen, Corona, die Demografie und manchmal auch ein Unverhältnis von aktiv Beschäftigten zu Versorgungsfällen. Die Pensionskassen sind, um Insolvenzen aufzufangen, teilweise über Sicherungssysteme miteinander verbunden.

Viele Kassen sind bereits in Schieflage

Im Jahr 2009 gab es schon einmal verstärkt Betriebsaufgaben. Die Umlage für die im System befindlichen Betriebe beträgt normalerweise etwa 3 Promille. Es gab sogar schon mal ein Jahr, wo gar keine Schadensfälle auftraten, und die Umlage Null war. 2009 stieg sie auf 1,4 %. Am Jahresende 2020 rechne ich wieder mit einem deutlichen Anstieg der Umlage.

Dazu kommt, wie oben dargestellt, der Umstand, dass das System auch ohne Konkurse an Ertragsschwäche leidet. In Schieflage geraten sind schon 2019 die Deutsche Steuerberaterversicherung, die Kölner Pensionskasse und die Versicherung der Caritas. Heute wird von einem dreistelligen Millionenloch bei der Sparkassenversicherung Köln berichtet. Das ist gewiss nur die Spitze des Eisbergs. Denn in der Branche herrschen Intransparenz und Schlendrian. Die Bafin nennt grundsätzlich keine Problemfälle, um keine Panik zu erzeugen und keine rechtlichen Auseinandersetzungen auszulösen.

Das Geschäftsmodell der Pensionskassen beruhte früher darauf, dass man wie im Schlafwagen mit gut verzinsten Staatsschulden fast ohne Risiko über die Runden kam. In Deutschland ist die Umlaufrendite – die durchschnittliche Verzinsung von staatlicher Verschuldung – von ihrem Höchststand 11,2 % im August 1981 bis Januar 2019 auf 0,07 % zurückgegangen. Im Zeitraum zwischen November 1964 und November 2014 betrug die Durchschnittsrendite 6,1 %. Seit Juni 2016 weist das Aggregat „Anleihen der öffentlichen Hand“ erstmals eine Negativrendite auf, auch öffentliche Pfandbriefe unterbieten inzwischen die 0 %-Marke.

Unwägbare Risiken

Um irgendetwas wie Rendite zu erwirtschaften, müssen heute unwägbare Risiken eingegangen werden, damit ist die betriebliche Altersversorgung eigentlich mehr oder weniger kaputt. Die Ausschüttungen am Aktienmarkt sinken dieses Jahr auch deutlich. Das Virus hat nun die Schwäche des Kapitaldeckungssystems offengelegt. Kapitaldeckung funktioniert nur so lange wie es Kapitalismus gibt. Spätestens seit 2009 herrscht im Merkelstaat aber der von Roland Baader sogenannte Geldsozialismus. Ab Oktober 2020 wird es turbulent werden, denn im Unterschied zum ersten Teil der Finanzkrise 2009 sind die Reserve-Fettpolster der Versicherungen lange aufgezehrt.

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Über Wolfgang Prabel

Wolfgang Prabel über sich: "Ich sehe die Welt der Nachrichten aus dem Blickwinkel des Ingenieurs und rechne gerne nach, was uns die Medien auftischen. Manchmal mit seltsamen Methoden, sind halt Überschläge... Bin Kommunalpolitiker, Ingenieur, Blogger. Ich bin weder schön noch eitel. Darum gibt es kein Bild." Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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dragaoNordestino
3 Jahre her

…….
Ja Herr Wolfgang Prabel, wir leben in schwierigen Zeiten…. das hat wohl inzwischen bald jeder gemerkt. Jedoch muss man deshalb völlig unproduktiv, dauernd eine Apokalypse an die Wand mahlen…. Panik verbreiten….

Last edited 3 Jahre her by dragaoNordestino
Frido
Frido
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

Man sollte auf die Risiken hinweisen, das wurde hier gemacht.
Und die meisten haben noch nicht gemerkt, das wir in schwierigen Zeiten leben, Merkel ist beliebteste Politikerin. Letztens erst sagte mit ein Bekannter „mir egal ob Arbeitsplätze abgebaut werden,ich komme bald auf Rente“. Ich musste ihm dann antworten, das die Rente von den Beschäftigten bezahlt werden, und wenn Millionen ihren Arbeitsplatz verlieren fehlt das Geld in der Rentenkasse. Habe ich damit Panik geschürt?

Incamas SRL
3 Jahre her

Zeus bestrafte König Sisyphus für dessen Anmaßung (Hybris), indem er ihn im Hades einen riesigen Stein steil bergauf rollen ließ. Bevor Sisyphus die Anhöhe erreichen konnte, rollte der Stein immer wieder zurück. Und er musste stets von neuem beginnen. Die Hybris ist eine schwere Sünde, die selten ungestraft bleibt. Die Arroganz und die Selbstüberschätzung, mit der die Welt von „denen da oben“ in den Ruin geführt wird, wird sich jedenfalls schwer rächen.

Nathan
Nathan
3 Jahre her

Die da oben wissen genau, was auf uns zu kommt. Deshalb arbeiten sie verstärkt an der planmäßigen, nicht mehr rückgängig zu machenden  Umgestaltung der Gesellschaft, weil sie damit das umerzogene Volk hinter sich wissen und Opposition als Gesamtheit ausgrenzen können. Weil die Opposition als EINZIGES FEINDBILLD ständig verurteilt wird und die medial gesteuerte Masse beifällig zunickt,  hat ein Widerstand keine Basis mehr.
So haben die Systemparteien ein einfaches Spiel, ohne Stolpersteine. Die Vernichtung einer Opposition ist ihnen wichtiger, damit auf lange Zeit keine Systemkritik, woher denn auch, aufkommen kann.

Nathan
Nathan
Reply to  Nathan
3 Jahre her

Fortsetzung:
Systemkritik = Kritik an den Grundübeln des Regimes: Euro, EU und Geopolitik, festgefahren und gefangen in durch dauernden Schuldkult (selbst)erzwungene Unterwerfung. Da von diesem Regime keine Bankrotterklärung zu erwarten ist, denn die würde ja Selbsterkenntnis voraussetzen, die sie wohl haben, aber einfach nicht öffentlich machen, weil sie entgegen ihrer sozialistisch-globalistischen antideutschen, verallgemeinert antinationalen Grundeinstellung steht, stellen sie das Desaster für Deutschland als alternativlose Rettungspolitik für EUROPA dar, um dem umerzogenen Volk ein Erfolgserlebnis unterzujubeln. Perfider kann man ein Volk nicht verkaufen und verraten!!!

Greenhoop
Greenhoop
3 Jahre her

So sieht es in Wirklichkeit aus, link lasse ich einmal weg, da die Freischaltung ansonsten wieder 24 Stunden dauert. Die EZB wird, wie es die USA schon über Jahrzehnte vollziehen, zukünftig am Parkett auftreten und Anleihen platzieren, sich an den ohnehin orientierungslosen Geldsummen der global verstrickten Finanzmärkte, an deren zunehmenden Liquiditätsdruck, bedienen und sie wird, wie es parlamentarisch zuletzt immer deutlicher gefordert wurde, weitaus mehr Abgaben erheben, nach und nach die Souveränität in allen Belangen (so auch die Sozialsysteme) fordern. National ist das alles nicht haltbar. Es bedarf der gemeinschaftlichen Refinanzierungkraft.Nachdem das Geld historisch aus der Abgabe der Zwingmächte hervorging,… Read more »

dragaoNordestino
Reply to  Greenhoop
3 Jahre her

……..
@greenhoop …. <i>So sieht es in Wirklichkeit aus, link lasse ich einmal weg, da die Freischaltung ansonsten wieder 24 Stunden dauert.</i>

Diesen unangenehmen Fakt kann man umgehen, wenn man zuerst „Test“ schreibt und absendet…… danach auf bearbeiten klicken und „Test durch Pünktli löschen und den eigentlichen Text samt Link hinein kopieren…. Link aktivieren und dann auf sichern klicken…..

Im bearbeitungsmodus kann während 10 Minuten jede Veränderung stattfinden, ohne dass die unangenehme Freischaltung aktiviert wird.

Versuchen Sie es…. siehe hier… Ihr Link….

https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=535840

Last edited 3 Jahre her by dragaoNordestino
Greenhoop
Greenhoop
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

@dragao

Danke für den Tip, auch wenn es ein wenig schräg ist so vorgehen zu müssen. Kann micht nicht wirklich an schlimme Entgleisungen seitens der Foristen erinnern, die eine generelle Linksperre notwendig machen – egal.

fufu
fufu
Reply to  Greenhoop
3 Jahre her

haha, hat der Debitismus jetzt die „Narrative“ geaendert und wird MMT?

Greenhoop
Greenhoop
Reply to  fufu
3 Jahre her

Sie müssten den Debitismus zunächst verstehen lernen, dann können Sie wieder mitreden.

fufu
fufu
Reply to  Greenhoop
3 Jahre her

@greenhoop

Immerhin ist die „Fortentwicklung“ des Debitismus zu begruessen, den Armageddon aufgrund der Schulden wird es nicht geben. Die Fokussierung auf die Finanzwirtschaft versperrt aber weiter die Sicht auf die wahren Grenzen des Wachstums.

dragaoNordestino
Reply to  fufu
3 Jahre her

@fufu …. Immerhin ist die “Fortentwicklung” des Debitismus zu begruessen, den Armageddon aufgrund der Schulden wird es nicht geben.

Dies sehe ich auch so. MMT wird die alten Denkschulen zu Geld, schlicht in den Schatten stellen…. Zurecht wie mir scheint, wie man die letzten Jahre problemlos beobachten kann.

Das die Wirtschaftspolitik sich von der Einnahmen über Steuern beschränken soll ist bewiesenermassen prähistorischer Unsinn.

Staatsausgaben sind nur dann problematisch, wenn Kapazitätsgrenzen erreicht werden und Inflation entsteht.

Steuern dienen nur dazu die Inflation zu begrenzen…. mehr nicht…..

Greenhoop
Greenhoop
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

@dragao

Mit MMT müssen Sie sich nochmals näher beschäftigen, Norbert Häring hat hierzu gutes Material.

Der von mir eingefügte Kommentar weiter oben erklärt den gesamten Sachverhalt doch klar, was daran ist nicht zu verstehen ? Glauben Sie wirklich, Steuern würden nur die Inflation verhindern – da muss man wirklich schmunzeln.

Wurde doch schon 1ne Millionen Male auf GEOLITICO widerlegt, keine Lust es ein weiteres Mal zu tun.

dragaoNordestino
Reply to  Greenhoop
3 Jahre her

@greenhoop … Wurde doch schon 1ne Millionen Male auf GEOLITICO widerlegt, keine Lust es ein weiteres Mal zu tun.

Das ist falsch. Es wurde nie was wiederlegt… lediglich von immer den gleichen Leuten eine Finanzielle Endzeit an die Wand gemalt… die allerdings nie eingetreten ist.

Vielleicht sollten Sie sich einmal mit empirischen Daten beschäftigen…

fufu
fufu
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

„das passt nicht zur eigenen zerstörerischen Erwartung, die wieder einmal nicht erfüllt werden wird“

Wunsch und Realitaet sind halt nicht immer deckungsgleich. Der Konsens ist wohl „keine Experimente“, kann man sehen wie man will.

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