Jetzt wird die Post-Corona-Ökonomie geplant

Industrie / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: SD-Pctures, https://pixabay.com/de/photos/industrie-umweltverschmutzung-smog-1761801/ Industrie / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: SD-Pctures, https://pixabay.com/de/photos/industrie-umweltverschmutzung-smog-1761801/

 

Nach der Coronakrise steht Deutschland der wohl umfassendste wirtschaftliche Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte bevor. Im Zentrum: die Großindustrie.

In der Folge der Coronakrise steht Deutschland der wohl umfassendste wirtschaftliche Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte bevor. Im Zentrum stehen nahezu alle Großindustrien sowie die Luftfahrtbranche, das Verkehrswesen und die Lebensmittelwirtschaft. Betroffen von diesem Wandel sind Millionen Arbeitsplätze. Wie viele der in der traditionellen industriellen Fertigung wegfallen Arbeitsplätze durch neue ersetzt werden können, lässt sich heute kaum abschätzen. Sicher ist nur, dass dieser Wandel eintritt.

Daran lässt die deutsche Großindustrie selbst keinen Zweifel. Im Gegenteil, sie forciert die umfassenden Veränderungen sogar. Mit Blick auf den heute und morgen stattfindenden Petersberger Klimadialog haben mehr als 60 Unternehmen gemeinsam dazu aufgerufen, Konjunktur- und Investitionsprogramme „systematisch klimafreundlich auszurichten“. Darunter sind Konzerne wie Thyssenkrupp und Bayer, der Stahlhersteller Salzgitter und Wacker Chemie.

Auf dem Petersberg werden die Weichen gestellt

Auch wenn die Automobilkonzerne nicht in diesem Aufruf auftauchen, so dürfte der Wandel diese Branche mit am härtesten treffen. Bereits Ende vergangenen Jahres hatten die Konzernvorstände entsprechende Gespräche mit Regierungsvertretern geführt und Entscheidungen vorbereitet. Ausschlaggebend waren politische und wirtschaftliche Argumente. Zum einen lies ihnen die Politik mit restriktiven Maßnahmen gegen den Verbrennungsmotor den Konzernen kaum eine andere Wahl, zum anderen eröffnete ihnen die Umstellung auf die E-Mobilität die Chance, sich von Zehntausenden Mitarbeitern zu trennen und so langfristig erhebliche Personalkosten zu sparen.

Für die Bundesregierung bestätigte Bundesumweltministerin Svenja Schulze den Konzernen den geplanten Weg. „Arbeitsplätze, Innovation und Klimaschutz“ müssten zusammengehen. Wörtlich sagte sie: „Es wäre gut, wenn diese Botschaft auf dem Dialog von vielen unterstrichen wird und unterschiedliche Staaten zeigen, dass sie daran arbeiten.“ Über ihr Ministerium lies sie ankündigen, auf dem Petersberg werde heute und morgen darüber beraten, „wie die Weltgemeinschaft krisenfester und klimaverträglicher aus der akuten Corona-Pandemie herausgehen kann“. Sprechen werden dazu neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und UN-Generalsekretär Antonio Guterres Minister aus etwa 30 Ländern.

Kohlkraftwerk und Windkraftanlage / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: pixel2013, https://pixabay.com/de/photos/kohlekraftwerk-kohleenergie-windrand-3767893/

Wie genau sie sich die klimafreundliche Welt der Post-Corona-Zeit vorstellt, das wird die Bundesregierung ab dem Spätsommer konkretisieren, wenn sie die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt. Politisches Ziel dürfte eine weitere Integration der EU-Staaten sein, etwa mit gemeinsamen Sozialversicherungen, einer gemeinsamen Armee oder auch einer gemeinsamen Finanzpolitik. Wirtschaftlich wird es darum gehen, die europäische Union auch ökonomisch noch enger zu verzahnen und nationalen Rückzugsbestrebungen entgegenzuwirken.

Runter von der Straße

Im Zentrum dieser Überlegungen steht der Aufbau strategischer Lieferketten, mit denen die EU ihre Abhängigkeit von Drittländern wie etwa China verringert. In der Coronakrise ist etwa die Abhängigkeit der Pharmaindustrie von chinesischen Produktionsstätten erschreckend deutlich geworden. Aber auch die auf Just-In-Time ausgelegt Automobilproduktion wurde erheblich ausgebremst, weil wichtige Bauteile nicht rechtzeitig angeliefert werden konnten.

In den Plänen einer Post-Corona-Ökonomie spielt folglich neben verkürzten Lieferwegen auch der Aufbau neuer Lagerkapazitäten eine Rolle. Die Konzerne wollen runter von der Straße. Das dürfte zu Lasten der Speditionsbranche gehen und in vielen Betrieben die Existenzfrage stellen. Was in Post-Corona-Ökonomie aus der Luftfahrtbranche sowie der Tourismusbranche wird, ist derzeit überhaupt noch nicht abzusehen. Die Lufthansa wird wohl durch eine Teilverstaatlichung gerettet, was aus den vielen kleineren privaten Anbietern wird, ist ungewiss. Sicher ist: Ein Großteil der Tourismusbranche wird die Krise nicht überleben.

0
0
votes
Article Rating

Unser Newsletter – Ihr Beitrag zur politischen Kultur!

Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

14 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
waltomax
waltomax
4 Jahre her

Machtlose Politik und Vermögen, das nichts mehr vermag Siehe „Mit Corona droht die DDR-Planwirtschaft“ und dazu meine Ausführungen zum ökonomischen Strukturbaum. „Arbeitsplätze, Innovation und Klimaschutz müssen zusammengehen“, meint die Ministerin. Leider fehlen die daür nötigen Innovationen. Aus dem gleichen Grunde haben Konjunkturprogramme keinen Sinn, weil diese das Angebot nicht vergrößern und keine neue Nachfrage schaffen. Da kann man Geld drucken, wie man lustig ist. Das von der Spekulation absorbierte Notenbank-Geld erreicht die innovative Ebene ja sowieso nicht und fördert daher zu wenig kreative Geister sowie deren start – ups. Uns steht daher weltweit eine (teilweise krasse) Schrumpfung von Produktions- und… Read more »

Nathan
Nathan
4 Jahre her

Für die Bevölkerung ist das Wichtigste eine Überlebensstrategie, im persönlichen als auch gesellschaftlichen Bereich. Die Unsicherheit zeigt sich zum Beispiel darin, daß sie Bargeld horten, weil sie dem Staat nicht trauen. Die Öffnung der als „klein“ eingestuften Läden war bisher kein Erfolg, denn warum soll man sich neue Plörren kaufen, wenn man all das gesellschaftlich und maskiert gar nicht zeigen kann? Den Städtern geht es immer ums „Sehen und Gesehen-werden“. Aber die dazu nötige offene Gesellschaft bleibt weggesperrt, keine Kneipen, keine Restaurants, keine Terassencafes. Das angebotene To-Go-Fressen liefert keine Atmosphäre! Es ist die Geselligkeit, die Lebensfreude ausmacht, und die lokalen… Read more »

Wayne Podolski
4 Jahre her

Abhängigkeit von China verringern, sehr gut. Nur werden demnächst innerhalb der EU einige Chinesen mit dem Geldkoffer unterwegs sein und sich zu ihrem eh schon üppigen Portfolio einige Schnäppchen hinzufügen. Mittlerweile dürfte da kein Zweifel mehr bestehen. Wenn Merkel schon nicht direkt an dem Corona-Komplott beteiligt war, so war sie von Anfang an eingeweiht und wusste, was auf uns zukommen würde. Sie lässt die Wirtschaft eiskalt über die Klinge springen und treibt die Tyrannei voran. Das goutieren die Mainstream Medien mit der Forderung nach einer 5. Amtszeit und angeblichen Höchstwerten in der Beliebtheitsskala. Man ahnt, das die völlige Zerstörung des… Read more »

Nathan
Nathan
Reply to  Wayne Podolski
4 Jahre her

Eine Koalition mit den Grünen dürfte für die eigentlich grüne Merkel eine Traumkonstellation sein, daß sie das als einen persönlichen Neustart empfinden würde ohne die Fesseln der Groko. Sie hatte ja als Umwelt-Ministerin begonnen. Mit ihrem autoritären anerzogenes DDR-Regierungsgefühl mit antinationaler Ausrichtung im Sinne der NWO will sie als deren Wegbereiter als Krönung ihres Lebens in die Geschichte eingehen. Die CDU-Wähler lassen ihr das aus Machterhalt durchgehen.

Dottore Matt
Dottore Matt
3 Jahre her

Der „umfassendste wirtschaftliche Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte bevor. Im Zentrum stehen nahezu alle Großindustrien…..sie forciert diese umfassenden Veränderungen sogar“. Wie bitte? Woher kommt diese Lust auf Selbstzerstörung? Unter Zuhilfenahme von Svenja’s Klimageschwätz! Was sind das für kranke Leute an deren Spitze? Deutschland braucht eine Großindustrie, sonst drohen weitere Abhängigkeiten und Verarmung. Deutschland muss zukünftig wieder eine Politik weitestgehender Autarkie in Schlüsselindustrien anstreben, dann haben wir eine Zukunft.

Greenhoop
Greenhoop
Reply to  Dottore Matt
3 Jahre her

@Dottore Matt Liest man die Kommentare zur aktuellen Situation in den Massenmedien so stellt man immer wieder fest, dass die Menschen die dort schreiben sich nicht vorstellen können, wie (fast) alle Länder dieser Welt nahezu die gleichen Maßnahmen treffen können und daher nicht glauben wollen, welche gigantische Verschwörung hinter diesen in Wirklichkeit liegt. Warum sollte die Industrie bewußt abgerissen werden ist die gängige Frage hierzu, die sehr wahrscheinlich mit der fortschreitenden AI/KI am besten zu beantworten ist, die sogenannte Industrie 4.0 in welcher das Gros der heutigen Jobs nicht mehr benötigt respektive durch Vorgenanntes ersetzt werden soll. Dass der aktuelle… Read more »

fufu
fufu
Reply to  Dottore Matt
3 Jahre her

@Dottore

Ziemlich naive Vorstellungen. Die Zuechtung des hilflosen, abhaengigen, angepassten und depressiven Maschinenmenschen der in der Uebergangsphase nicht aufmuckt, dies ist wohl der Hintergrund hinter den Massnahmen rund um die „Epidemie“, duerfte wohl kaum zu echten Innovationen faehig sein. Die alten „Nationen“ duerften vorerst ihre Funktion als Vollzugsorgane der Repression behalten, mehr nicht. Auf Dauer wird der Maschinenmensch ueberfluessig.

dragaoNordestino
3 Jahre her

„Arbeitsplätze, Innovation und Klimaschutz“ müssten zusammengehen.

Wenn unter Klimaschutz, UM-, Mitweltschutz gemeint ist, kann Dageged ja eigentlich niemand sein, dem unser Planet eine Heimat ist….

Das dies auch einige wirtschaftliche Veränderungen haben wird… nun dies ist voraussehbar… ich vermute, dass es nicht hilfreich sein wird, schon jetzt wieder an Verschwörungstheorien zu basteln

fufu
fufu
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

Fuer die Gesundheit, fuer die Arbeitsplaetze, fuer die Umwelt, fuers Klima… erinnert mich irgendwie an „Krieg fuer den Frieden“ wenn ich mir die Beteiligten ansehe, und nicht nur.

Claus Meyer
Claus Meyer
3 Jahre her

Es scheint unmöglich, nach Corona einfach so weiter zu machen. Das finanzielle Desaster ist nicht mehr zu lösen. Nur die Kombination von direkter Demokratie, Vollgeldsystem und bedingungslosem Grundeinkommen läßt einen echten Neuanfang zu.

Italexit
Italexit
Reply to  Claus Meyer
3 Jahre her

@Claus Meyer Putin: Russia Is Not Sparta! We’ll Not Abandon Old People, It’s Not In Our Genetic Code! Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=9_R9cyx2G2E Hinzu kommt, dass die russische Regierung unmittelbar nach Ausbrechen der Gesundheitskrise eine Olicharch-Tax eingeführt hat (auf Geld ins Ausland (15%) und auf finanzielle Überschüsse (13%)…Hier bei uns, im Westen der Glückseligen, liegen die Regierungen den Kapitalsammelbecken wie der Deutschen Lufthansa mit ihren beiden Schweizer Töchtern Swiss und Edelweiss auf den Knien. Es sprengt jede Vorstellungskraft, dass Steuergeld z.b. aus der Schweiz nach Deutschland fliesst. Was erhalten die Schweizer Seuerzahler dafür? Keine umweltfreundlicheren Flugzeuge, Tag- und Nachtlärm à gogo. Gesundheits- und… Read more »

Incamas SRL
3 Jahre her

Jetzt prüft der Bundestag erstmal die Rechtmäßigkeit der Vermögensabgabe wegen Corona. Ob damit das Paradies erschaffen wird ? https://www.bundestag.de/resource/blob/691376/2feb28d7057bf918bd18254ab06d95ad/WD-4-041-20-pdf-data.pdf

Greenhoop
Greenhoop
3 Jahre her

Ich kann nur jedem empfehlen sich unbedingt bei Telegram anzumelden, alle wichtigen Informationen bekommt man dort unzensiert frei Haus geliefert. Gerade jetzt findet man dort viele interessante Informationen und nebenbei können diejenigen die dem Trump & Q Narrativ bisher folgten verstehen lernen, dass das nur Ausreden waren selber nichts gemacht zu haben.

Incamas SRL
3 Jahre her

Gut 10,1 Millionen Beschäftigte und damit fast jeder dritte Arbeitnehmer in deutschen Landen ist von Kurzarbeit bedroht. Bei der Präsentation dieser Zahl sagte Herr Scheele, der Chef der BA, folgendes: “Das ist eine Zahl, die uns auch ein bisschen den Atem hat stocken lassen.“ Der BA zufolge werde die Kurzarbeit alle Rekorde brechen und die bisherige Höchstzahl von knapp 1,5 Millionen Betroffenen im Frühjahr 2009 weit übertreffen. Herr Scheele skizzierte auch, dass es der BA zufolge im Jahresdurchschnitt ca. 2,6 Millionen Kurzarbeiter sein könnten. In der Spitze könnte die Zahl der Kurzarbeiter bei acht Millionen liegen. Bei einem solchen Szenario… Read more »

×