Hat Mark Zuckerberg sich mit Libra überhoben?

 

Nach PayPal haben sich auch Stripe, Visa, Mastercard und eBay von Facebooks Kryptowährung Libra veranschiedet. Droht Mark Zuckerbergs Projekt zu scheitern?

Als Facebook erstmals das Projekt namens Libra vorstellte, verwies der Internetkonzern darauf, fast 30 Gründungspartner gewonnen zu haben. Die hauseigene Kryptowährung durfte sich also von Beginn an über namhafte Unterstützer freuen. Doch inzwischen leert sich das Aufsichtsgremium der ins Kreuzfeuer der Kritik geratenen digitalen Währung. Vor rund einer Woche hat PayPal erklärt, aus dem Projekt ausgestiegen zu sein. Nun sind mit Stripe, Visa, Mastercard und eBay weitere Partner abgesprungen. Innerhalb weniger Tage hat Libra damit die wohl wichtigsten Unterstützer verloren.

Im Kreuzfeuer der Kritik

Noch bevor Facebook die Kryptowährung Libra überhaupt am Markt einführen konnte, sind schon zahlreiche Partner abgesprungen. Am 11. Oktober haben gleich vier Unternehmen mitgeteilt, nicht mehr Teil der Libra Association zu sein. Auch wenn es schon seit längerer Zeit Gerüchte gegeben hat, dass die Finanzdienstleister Stripe, Visa wie Mastercard darüber nachdenken, das Projekt verlassen zu wollen, hat nun – überraschenderweise – auch das Online-Auktionshaus eBay mitgeteilt, nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Doch warum kann Facebook die namhaften Partner, die als Gründungsmitglieder präsentiert wurden, nicht halten? Libra ist in das Kreuzfeuer der Kritik geraten; immer mehr Behörden wie Politiker haben sich bereits gegen die neue Kryptowährung aus dem Hause Facebook ausgesprochen. Darunter auch US-Schatzmeister Jerome Powell.

Besonders harte Worte kamen aus Europa, hier vor allem aus Frankreich. Dass damit ein massiver regulatorischer Widerstand einhergeht, ist wohl keine Überraschung. So hat Bruno Le Maire, der französische Finanzminister, bereits Anfang September erklärt, er wolle Libra in Europa verhindern. Auch die Kommission der Europäischen Union hat angekündigt, man werde Libra „ganz genau“ untersuchen.

Markteinführung ist für 2020 geplant

Der bei Facebook für das Projekt verantwortliche Manager, David Marcus; hat erklärt, man solle keinesfalls Schlüsse über das weitere Schicksal der Kryptowährung ziehen, nur weil sich jetzt ein paar Partner verabschiedet haben. „Auch wenn das keine guten Nachrichten sind, so ist es doch auf eine gewisse Art und Weise befreiend“, so Marcus. „Der Wandel in diesem Maßstab ist hart.“ Marcus, ehemaliger Chef von PayPal, bedankte sich noch ausdrücklich bei Mastercard und Visa, weil sie „trotz des großen Drucks so lange an Bord“ geblieben sind.

Natürlich ist es kein Geheimnis, dass der Ausstieg von Visa und Mastercard besonders hart für Projekt ist. Denn es waren genau jene Branchengrößen, die Libra zu Beginn des Projekts auch in ein komplett anderes Licht gerückt haben. Plötzlich hatte man das Gefühl, mit Libra würde die erste Kryptowährung entstehen, die durchaus von allen Seiten akzeptiert werden könnte. Auf einmal hatte der Bitcoin, die Mutter aller digitalen Währung, eine ernsthafte Konkurrenz zu fürchten.

Doch statt mehr Glaubwürdigkeit und einer verbesserten Infrastruktur sind nun – zumindest auf den ersten Blick – nur noch ein paar vage Versprechen übrig. Steht das Projekt kurz vor dem Ende? Folgt man den Aussagen der Ex-Gründungsmitglieder, so bleibt man jedoch dahingehend offen, Libra zu einem späteren Zeitpunkt wieder unterstützen zu wollen. Es sieht fast so aus, als wolle man sich erst dann wieder mit dem Projekt befassen, wenn klar ist, ob Libra den Widerstand überlebt oder nicht.

Geht es nach Facebook, so soll die Markteinführung 2020 stattfinden. Dann wird sich zeigen, ob und welchen Einfluss Libra auf den Krypto- wie Aktienmarkt haben wird.

Chart Trading Kurse Forex / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/chart-trading-kurse-forex-analyse-1905225/

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Nun ist Zuckerberg an der Reihe

In ein paar Tagen wird Mark Zuckerberg, Facebook-Chef und Initiator des Libra-Projekts, im Zuge einer Anhörung vor dem US Repräsentantenhaus befragt werden, welchen Einfluss das Online-Netzwerk auf den Immobilien- und den Finanzsektor haben wird. Schon im Juli musste der Projektverantwortliche Marcus im US Senat Rede und Antwort stehen.

Facebook hat die Einwände der Aufseher bereits zurückgewiesen, dass man mit Libra die Möglichkeit hätte, in die Hoheit von den Notenbanken einzugreifen. Schlussendlich werde bei der Kryptowährung kein neues Geld ausgegeben – das bleibe den Staaten vorbehalten. Libra soll hingegen mit einem Korb, bestehend aus Staatsanleihen wie stabilen Währungen, abgesichert werden.

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Über Thomas Castorp

Thomas (Hans) Castorp blickt vom Zauberberg herab auf die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Fragenstellungen. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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hubi stendahl
hubi stendahl
4 Jahre her

„Facebook hat die Einwände der Aufseher bereits zurückgewiesen, dass man mit Libra die Möglichkeit hätte, in die Hoheit von den Notenbanken einzugreifen. Schlussendlich werde bei der Kryptowährung kein neues Geld ausgegeben…“ Das ist der Punkt und es ist tatsächlich wahr. Libra ist ein digitaler Spiegel des vorhandenen Fiat-Geld Systems und insofern nur dann gefährlich, wenn mit der Einführung Eingriffe in das staatliche Geldmonopol möglich werden. Es geht also nicht um eine Befreiung des Systems von der Herrschaft und Macht der Staaten/Konzerne, sondern um die Tatsache, dass Facebook je nach Marktanteil im Kryptomarkt damit Einfluss auf das Monopol nehmen könnte. Denn… Read more »

dragaoNordestino
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

@stendahl …. Das bestehende monopolisierte Fiat-System das durch nichts außer Herrschaft gedeckt ist, nur in digitaler Form!! Das wird verheimlicht, damit der Beherrschte nicht auf dumme Ideen kommt.

Wie passt dies eigetlich zu Ihren Tiraden gegen die „Fridays for Future“ Bewegung.? …. Denn es ist doch ziemlich klar, dass die Jugend der F4F irgendwann in naher Zukunft die Systemfrage stellen wird. … und dies bedroht die kapitalistische Profitmaschine. ….

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  dragaoNordestino
4 Jahre her

@dragao „Denn es ist doch ziemlich klar, dass die Jugend der F4F irgendwann in naher Zukunft die Systemfrage stellen wird.“ Gott, sind Sie naiv. Die Thunberg weiß noch nicht mal was auf einer Euromünze draufsteht, geschweige was Giral- und Bargeld sind. Dieser naive Blödsinn, der mit Umweltschutz rein gar nichts zu tun hat, läuft genau so lange, wie noch etwas bei den Leistungsträgern zu holen ist. Danach verschwindet er (der naive Blödsinn) und die Initiatoren übernehmen wieder. Der gesamte Schwachsinn von Fridays for future bis hin zu Extinction Rebellion dient nur zur Verängstigung, Lahmlegung und Aufhetzung der jungen Generationen zugunsten… Read more »

dragaoNordestino
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

@stendahl …. Der gesamte Schwachsinn von Fridays for future bis hin zu Extinction Rebellion dient nur zur Verängstigung, Lahmlegung und Aufhetzung der jungen Generationen zugunsten neuer Geschäftsfelder um nach politischer Durchsetzung wieder im Orkus der Geschichte zu verschwinden. Vielleicht …. jedoch ist eben auch Tatsache, ….dass in 169 Ländern am 20. September, hunderte Millionen Klima- und Umweltaktivisten gemeinsam mit Gewerkschaftern, sozialen Bewegungen und Friedensinitiativen protestiert haben Und ja überall wird die Systemfrage laut…. … Offensichtlich scheint dies Ihnen @stendahl nicht zu passen. Darum meine Frage zu Ihrem ersten Kommentar… denn auf alle Fälle dienen Ihre Reden dazu, dass es so… Read more »

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  dragaoNordestino
4 Jahre her

„jedoch ist eben auch Tatsache, ….dass in 169 Ländern am 20. September, hunderte Millionen Klima- und Umweltaktivisten….. protestiert haben“ Sie haben wirklich einen an der Waffel. Die Presse streitet mit den Veranstaltern, ob es 6 Millionen oder 7.8 Millionen waren, wie die 350 NGO´s als CO-Veranstalter behaupten, die den idiotischen Husarenritt mittragen. Sie toppen es mit „hunderte Millionen“. Offensichtlich haben Sie jeden Blick für die Realität verloren: https://en.wikipedia.org/wiki/September_2019_climate_strikes Warten Sie bis Ihnen Ihre Schweizer Rente in Naturalien ausgezahlt wird. Dann begreifen Sie vielleicht, dass die von der Kapitalseite lancierte mediale Aufbereitung selbst die lächerlichen 6 Millionen erlogen hat. Gehen Sie… Read more »

dragaoNordestino
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

@stendahl …. Warten Sie bis Ihnen Ihre Schweizer Rente in Naturalien ausgezahlt wird.

Ich kriege keine Schweizer Rente @stendahl…. ich kriege von nirgends her eine Rente… ja @stendahl, dies gibts noch oder immer noch.

Über Leichen gehendes Besitzstandsdenken wie Sie dies an den Tag legen.. liegt mir fern..

Jeder Satz in Ihrem Kommentar dünstet aus, für wenn Sie sich da ins Zeug legen…

…. es ist wirklich zu hoffen, dass diese Bewegung die sich für effektiven Mitweltschutz ins Zeug legt weiteren Zulauf erhält….. egal, ob dies ein paar Kapitalisten für eigene Interessen ausnutzen

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  dragaoNordestino
4 Jahre her

Was ist aus Ihren hunderten Millionen Aktivisten geworden? Wohin sind die verschwunden? „Über Leichen gehendes Besitzstandsdenken wie Sie dies an den Tag legen.. liegt mir fern. bESITZSTANDSWAHRUNG ist ein völlig normaler Wesenszug. Schließlich habe ich dafür meine Arbeitsleistung hergegeben und teilweise gespeichert. Eine ethische Grenze festzulegen ist ein schwieriges Unterfangen. Wir könnten es diskutieren sobald Sie den Sprung auf eine geistig angemessene Ebene geschafft haben. Dies erkennt sofort jeder daran, dass Sie sich nicht mehr in banalste Widersprüche verstricken, wie im vorliegenden Fall. Denn Sie wohnen weder in einer Kommune und teilen Ihren Mantel dort, noch unterstützen Sie Vorort in… Read more »

Libelle
Libelle
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

Zum Thema Klimawandel falls noch nicht bekannt:

http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2968

http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2969

http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2971

dragaoNordestino
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

@stendahl … ….sciencefiles.org Hmm… industriell betriebene Megaphone des kapitalistischen Profitgangstertums, gehört eher nicht zu meiner täglichen Lekture. …. Dass die Systemfragen inzwischen wie gesagt von hunderten Millionen von Menschen gestellt werden ist auch schon seit Jahren kein Geheimniss. Neu ist, dass die herrschenden Profitgangster es nun offensichtlich mit der Angst des Niedergangs zu tun kriegen. zur Unterhaltung und Nachdenken ….. Volker Pispers … (ab ca. 4 min.): „Wir müssen den Zug anhalten. Wir müssen den Zug anhalten und diskutieren, wie wir wirklich leben wollen. Wie wollen wir in Deutschland leben, wie in Europa, wie soll die Welt weiterleben? Was brauchen… Read more »

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  dragaoNordestino
4 Jahre her

„Wir müssen den Zug anhalten!“ Ohne Zweifel richtig. Was Sie aber ganz offensichtlich nicht begreifen (wollen?), dass die Protagonisten im Stellwerk, die den Zug in Gang gesetzt haben, die gleichen sind und keinen neuen Zug kreierten, sondern nur einen Abzweig an den Gleisen installiert haben. Dieser Abzweig besteht aus einem äußerst geschickten Programm, dessen Basis eine erzwungene Freiwilligkeit ist (Davos Erklärung). Das funktioniert, in dem man den Menschen, ähnlich der seinerzeitigen heute aber abgenutzten Religionen, neue sektiererische Ziele anhand gibt und eine militante Spaltung der Gesellschaften vornimmt. Genial. – Klimaleugnung – Hate Speech – Rassismus – Rechtes Gedankengut – Nazitum… Read more »

dragaoNordestino
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

@stendahl …. Aber in Ihrer Dekadenz, Interessenlosigkeit, Konsumgeilheit und Verbildung sind sie gerade einmal in der Lage, ein paar tausend gescheiterte Existenzen auf die Straße zu bringen, die zu dumm sind zu erkennen, dass sie den eigenen Sch(l)ächtern dienen. Sie eingeschlossen.

Freuen Sie sich. Zumindest glauben Sie, das Sie zu den paar intelligenten gehören.

im übrigen bin ich mit mir ganz zufrieden… denn Ihre Paranoia möchte ich nicht teilen…..

Aber vermutlich ist dies eh alles Show…. denn die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass Sie lediglich ein Mega Sprachrohr der Profitgangster sind

Greenhoop
Greenhoop
Reply to  dragaoNordestino
4 Jahre her

FFF ist genauso „erkauft“ (Plant-for-the-Planet NGO), wie es Extinction Rebellion ist, letztere benutzen gar das „X“ welches schon in der 1984iger Verfilmung gleichnamigen Romans zu sehen ist, eine weitere „gekaufte“ Truppe.

Orwell:

https://external-content.duckduckgo.com/iu/?u=https%3A%2F%2Ftse3.mm.bing.net%2Fth%3Fid%3DOIP.chUbTyNGaUr2MNPCw75jJwHaDy%26pid%3DApi&f=1

Ganz interessant von Oliver Janich dargestellt…

https://www.youtube.com/watch?time_continue=105&v=VE2p7Hd5oLM

Keine „Grassroots“, lediglich bezahlte Verführung und sehr naive Menschen, unfähig zur Diskussion, sowie zum Teil radikalisiert.

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  Greenhoop
4 Jahre her

@Greenhoop

Sehe gerade, dass Sie wieder an Bord sind ( so lange es noch Sinn macht). Gruß nach Düsseldorf👍.

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

Nachtrag:

Bitte hierzu den aktuellen Artikel von Norbert Häring lesen:

http://norberthaering.de/de/27-german/news/1184-libra-association-1

Auch den zweiten Teil beachten.

Wayne Podolski
4 Jahre her

Die vier abgesprungenen Unternehmen haben mittlerweile begriffen, das Facebook wahrscheinlich ein Projekt verschiedener Geheimdienste ist und damit nicht vertrauenswürdig. Als Präsentanten hat man damals an den Unis nach einem blassen, präsentierbaren Kerlchen gesucht und da stand dann Zuckerberg in der Ecke, der über Kryptowährungen wahrscheinlich genauso viel weiß wie Gretel über CO², nämlich nichts.

Kleinerbuerger
Kleinerbuerger
4 Jahre her

Vielleicht sollte man Libra erst mal in „Second Life“ testen?

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