Jetzt droht die große inflationäre Krise

Euroscheine / Steuer / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/euro-stapel-europa-eu-1976630/ Euroscheine / Steuer / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/euro-stapel-europa-eu-1976630/

 

Der Zusammenbruch des Finanzsystems droht in Form einer großen inflationären Krise. Die Uhr tickt, denn die gesamte Weltwirtschaft rutscht in die Rezession.

Still und heimlich passiert gerade etwas an den Märkten, was niemand bisher für möglich gehalten hätte: Am 9. Oktober 2019 hat die Republik Griechenland neue Staatsanleihen emittiert, also Schulden gemacht. Konkret hat sie Anleihen für 487,5 Mio. Euro mit einer Laufzeit von 13 Wochen sowie 1,5 Milliarden Euro mit einer Laufzeit bis März 2029 begeben.

Das Interesse an dieser knapp 10-jährigen Anleihe war groß. Laut Bloomberg lagen Angebote für 5,4 Milliarden Euro vor. Der Zinssatz dieser Anleihe beträgt 1,5%, während der Kurzläufer mit einem negativen Zins von 0,02% ausgestattet ist. Die USA zahlen für vergleichbare Laufzeiten 1,65% bzw. 1,59%.

Es steht alles auf dem Spiel

Dass dieser offensichtliche Irrsinn möglich ist, spricht Bände über den komatösen Zustand, in den die Politik der EZB die Rentenmärkte versetzt hat. Mario Draghi ist es als EZB-Präsident tatsächlich gelungen, auch noch den letzten Funken der Vernunft aus den Anleihenmärkten zu vertreiben. Das Wohl und Wehe Europas hängt inzwischen nur noch davon ab, wie lange es der EZB gelingen wird, die Rückkehr der Vernunft zu verhindern.

Vergessen sollte man dabei eins nicht: Die offizielle Staatsverschuldung Griechenlands beträgt trotz der Schuldenschnitte immer noch 180% des Bruttoinlandsprodukts. Damit ist das Land weiterhin die unangefochtene Nummer eins der Staatsverschuldung in Europa, gefolgt von Italien mit 135%. Erlaubt sind laut Stabilitätspakt gerade einmal 60% – aber wen interessieren in Europa noch Verträge und Gesetze?

Für Sie als Anleger steht in einer Welt, in der so offensichtlich der reine Irrsinn und Gesetzlosigkeit regieren, sehr viel auf dem Spiel. Auf Dauer lassen sich die ökonomischen Gesetze nämlich nicht außer Kraft setzen. Deshalb sehe ich nur zwei Möglichkeiten: Entweder werden die Zentralbanker von der zunehmend unzufriedenen Bevölkerung zur Umkehr gezwungen, oder das gesamte Finanzsystem bricht zusammen, wahrscheinlich in Form einer großen inflationären Krise.

Aktienkurse werden abstürzen

Die Nagelprobe wird vielleicht sehr bald erfolgen. Denn meine Rezessionsmodelle stehen jetzt unmittelbar vor einem Rezessionssignal für die US-Wirtschaft – und damit auch für den Rest der Welt. Dann wird sich die Lage in den hochverschuldeten Ländern Europas schnell und drastisch zuspitzen. Im Moment bedarf es nur noch einer kleinen Verschlechterung einer einzigen Komponente dieser Modelle, damit ein glasklares Rezessionssignal gegeben wird. Dazu wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Wochen kommen.

Wie in jeder Rezession werden dann die Aktienkurse fallen. Darüber hinaus wird eine Welle von Unternehmenspleiten zu heftigen Verlusten an den Rentenmärkten führen, und marode Staatsfinanzen werden erneut für Schlagzeilen sorgen. Da die Zentralbanken ihr Pulver weitgehend verschossen haben, werden sie wohl zu noch unkonventionelleren geldpolitischen Maßnahmen greifen als bisher und mit Helikopter-Geld auf die Krise antworten.          

Für Anleger stellt diese Entwicklung ein regelrechtes Horrorszenario dar, bestehend aus drastisch fallenden Aktienkursen, erheblichen Verlusten an den Rentenmärkten, zunehmender Geldentwertung und möglicherweise Banken- und Versicherungspleiten. Obendrein sind auch noch viele Arbeitsplätze in Gefahr.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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hubi stendahl
hubi stendahl
5 Jahre her

„…aber wen interessieren in Europa noch Verträge und Gesetze?“ Das Zentralkomitee, auch Gouverneursrat für ESM und EFSF unter Leitung von Schäuble und Juncker genannt, wäre in einer echten Gewaltenteilung der späteste Grund gewesen, die Vorgänge hinsichtlich der Kompatibilität mit dem Grundgesetz in Frage zu stellen. Unterstellt man, dass eine große Reihe von Profiteuren bereits zur Einführung des Euros um die verheerende Wirkung des Target Systems wussten, müssen wir nach dem Zusammenbruch als erste Maßnahme in der Bauwirtschaft ein Konjunkturprogramm anwerfen, um ausreihend Gefängnisse für diese Leute bereitzustellen. Das gilt auch für die politisch motivierten und instruierten Verfassungsrichter, auf deren blutroten… Read more »

dragaoNordestino
5 Jahre her

Dass dieser offensichtliche Irrsinn möglich ist, spricht Bände über den komatösen Zustand, in den die Politik der EZB die Rentenmärkte versetzt hat. Vielleicht dreht die Welt nicht mehr, wie Sie sich das vorstellen Herr Vogt… Ihre Erklärung wieso das Interesse an den nur wenig verzinsten, bis sogar negativ verzinsten Griechenlandanleihen so gross war ist reichlich ungenügend. Mit belanglosen Aussagen wie:„Mario Draghi ist es als EZB-Präsident tatsächlich gelungen, auch noch den letzten Funken der Vernunft aus den Anleihenmärkten zu vertreiben.“ wird nichts erklärt… Vielleicht sollten sich Menschen die am ewig gestrigen hängen, mal etwas mit „moderner Geldtheorie“ beschäftigen…. da kommt man… Read more »