Warum die Börse wieder zittert

Die Kursstürze dieser Woche haben Händler und Politiker weltweit erschreckt. Was steckt dahinter? Entwickelt sich gar ein Crash-Muster? Hinweise darauf gibt es.

Nach einem parabolischen Kursanstieg der US-amerikanischen Aktienindizes in den vergangenen Monaten ging es in dieser Woche steil bergab. Die Geschwindigkeit, mit der sich der damit signalisierte Kursrückgang innerhalb weniger Tage entfaltet hat, war nicht nur beeindruckend. Er hat auch sehr deutlich gezeigt, wie schnell es an einer extrem überhitzten und überbewerteten Börse abwärts gehen kann.

Zuvor hatten die Massenmedien die Champagnerlaune an den Märkten als rundum positives Zeichen dargestellt, das angeblich auf anhaltend gute Zeiten hinweise. Eigentlich hätten sie wissen müssen, dass diese Interpretation der Zyklik von Wirtschaft und Börse nicht gerecht wird. Tatsächlich ist die Stimmung nämlich in der Nähe oberer Wendepunkte am besten. Das wusste schon Till Eulenspiegel, der beim bergab Radeln weinte, weil er an den kommenden Anstieg dachte.

Hinweis auf den „Warning-Crack“

Ganz besonders ausgeprägt ist die Euphorie an den Finanzmärkten am Ende großer Spekulationsblasen. Dieser euphorische Zustand zahlreicher Anleger lässt sie jegliche Vorsicht vergessen. Anstatt rational abzuwägen, gewinnt die Gier in Form von Angst, Kursgewinne zu verpassen, die Oberhand, und das Marktgeschehen wird in höchstem Maße emotional. Dann kaufen plötzlich die sprichwörtlichen „Dienstmädchen“ Aktien, um sich die scheinbar sicheren Gewinne nicht entgehen zu lassen.

Im etwas größeren Bild sehe ich die Turbulenzen dieser Woche als den ersten deutlichen Hinweis auf die kommende Baisse, den sogenannten „Warning-Crack“. So heißt in der Charttechnik der erste scharfe Kursrückgang, mit dem der Übergang von einem Aufwärtstrend zu einer Topformation vollzogen wird.

Das war der erste wichtige Warnschuss

Im Normalfall erreicht dieser Kursrückgang ein Minus von 10% bis 15%. Danach erholt sich die Börse wieder, und auf den Charts entsteht eine typische Topformation, die oft mehrere Monate Zeit in Anspruch nimmt. Dann beginnt die Baisse, in deren Verlauf die Kurse etwa 12 bis 24 Monate fallen.

S&P 500 von 2016 bis 2018: Hier sehen Sie einen parabolischen Kursanstieg. Eine solche Beschleunigung der Aufwärtsbewegung tritt gewöhnlich in der allerletzten Phase einer Spekulationsblase auf. Quelle: StockCharts.com

S&P 500 von 2016 bis 2018: Hier sehen Sie einen parabolischen Kursanstieg. Eine solche Beschleunigung der Aufwärtsbewegung tritt gewöhnlich in der allerletzten Phase einer Spekulationsblase auf. Quelle: StockCharts.com

Aufgrund der extrem hohen Überbewertung des US-Aktienmarktes erwarte ich von der nächsten Baisse übrigens mindestens eine Drittelung des Weltleitindex S&P 500. Auch halte ich  erheblich höhere Verluste für wahrscheinlich.

Entwickelt sich jetzt ein Crash-Muster?

Die Geschwindigkeit, mit der die Kurse in den vergangenen Tagen gefallen sind, eröffnet noch eine andere Möglichkeit, die allerdings sehr selten ist: Statt einer trägen Topformation entwickelt sich hier vielleicht ein Crash-Muster. Wundern würde es mich nicht, da es ja zahlreiche Parallelen zu 1987 gibt und die Überbewertung alle Rekorde gebrochen hat.

Nach dem Absturz in dieser Woche werde ich mit Argusaugen darauf achten, wie es von hier aus weitergehen wird und wie sich die entscheidenden Kennzahlen verhalten werden.

Börsencrashs sind sehr seltene Ereignisse. Derzeit sind jedoch alle Bedingungen für eine Baisse und sogar für einen Crash erfüllt. Die Parallelen zu den Crashjahren 1929 und 1987 sind unübersehbar groß. Deshalb versprechen die kommenden Wochen überaus spannend zu werden. Die nächsten Wochen werden über den weiteren Verlauf der Börse und der Weltwirtschaft entscheiden.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

13 Comments
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waltomax
waltomax
6 Jahre her

Sehr erheiternd: Die Mississippi – Aktienblase von 1720

Siehe:

https://www.fuw.ch/article/die-mississippi-blase/

Da ist das grundlegende Drehbuch für den periodischen Beschiss der Massen nur einmal mehr durchgespielt worden. Man kann bei der Mississippie – Blase sehr schön die einzelnen Stadien des laufenden Pyramiden – Spieles erkennen.

Es wird auch diesmal mit Goldverbot, dem Totalverlust von Papiervermögen und der Flucht der Verantwortlichen enden.

Oder mit Krieg.

hubi stendahl
hubi stendahl
6 Jahre her

Danke für die Bestandsaufnahme zu den Märkten. Wenn Sie meinen, dass „Börsencrashs sehr seltene Ereignisse sind, dann mag das aus der Position des Profis, der sich in einem abgegrenzten Teilmarkt befindet, noch stimmig sein; aus der Perspektive der großen Zyklen, ist das sicher nicht so. Ein Schneeball – Umverteilungs-System, dass mit einem endgültigen Verfalldatum gesegnet ist, verkürzt stetig in einem Zeitraum von rund 50 – 70 Jahren die Aufschwungphasen und verlängert die Abschwungphasen. Anders ausgedrückt: Im Verlauf von Depression > Expansion > Boom > und Rezession dehnen sich die Rezessionsphasen aus und verkürzen sich die jeweiligen Expansionsphasen, die die Zentralbanken… Read more »

Stiller Leser
Stiller Leser
6 Jahre her

Ergänzend Max Otte
Max Otte: Darum kollabiert unser Finanzsystem in Trumps erster Amtszeit // Mission Money

https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=vXN5FXJZ8Gc

waltomax
waltomax
6 Jahre her

@Hubi Erfindungen sind nicht nur profitgetrieben. Siehe dazu beispielsweise DIESEl und TESLA, welche die politischen und sozialen Verhältnisse beeinflussen wollten. Ob und in welchem Maße ihnen das gelang, steht auf einem anderen Blatt. Natürlich versuchte der militärisch-industrielle und politisch – mediale Komplex Basiserfindungen immer in seine Bahnen zu lenken. Diese domestizierten Erfindungen werden dann „Innovationen“ genannt. Denn Erfindungen sollen möglichst keinen revolutionären Sprengstoff beinhalten. Inzwischen wird deutlich, dass der das Auftreten epochaler Basiserfindungen beschreibende Kondratieff – Zyklus selber von der Entwicklung des Zeitgeistes und des Bewusstseins abhängig ist. Der anstehende Crash des Systems ist eine Folge der Unfähigkeit zu notwendigen… Read more »

waltomax
waltomax
6 Jahre her

@Hubi II Wie wir wissen, ereignen sich Erfindungen immer auf einem geistigen Nährboden. Ein Erfinder schöpft zumindest aus dem, was ihm als Fachwissen und Weltbild vermittelt wurde. Manchmal reicht das nicht und der Erfinder muss sein Weltbild verändern und erweitern. In jedem Falle muss dies erfolgen, wenn er eine Grundlagenerfindung machen will. Dann muss sein Erkenntnisstand über dem seiner Zeitgenossen stehen. Dadurch handelt sich der Gute ein Vermittlungsproblem ein, da er eine Erfindung erklären muss, welche die anderen zunächst einmal grundsätzlich nicht verstehen können. Um Geldgeber finden zu können, bleibt ihm also meist nur der Appell an die Gier seiner… Read more »

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  waltomax
6 Jahre her

Hallowaltomax Zitat: „Es scheint also doch eine Frage des Bewusstseins zu sein, ob eine Gesellschaft aus der Krise kommt oder vielmehr in ihr untergeht.“ Hier, wie in Ihrem darüber stehenden Kommentar bin ich im Großen und Ganzen bei ihnen. Aber: Ich halte es für einen großen Fehler zu glauben, dass es so etwas wie einen Bewusstseins-sprung geben kann. Historisch zeigt unsere WAHR-nehmung in eine andere Richtung. Der Mensch ist Teil des Dualismus, wie ich es in einigen anderen Kommentaren bereits (zumindest in den wichtigsten Zügen) beschrieb. Unser Bewusstsein im Sinne von bewusstem Erleben, entwickelt sich anhand erlebter Vorgänge in unserer… Read more »

Karl Bernhard Möllmann
Karl Bernhard Möllmann
Reply to  hubi stendahl
6 Jahre her

. . . ZITAT @ Hubi Stendahl: . „Ich halte es für einen großen Fehler zu glauben, dass es so etwas wie einen Bewusstseins-sprung geben kann.“ . Nur aus IHRER Sicht verständlich – da SIE den BEWUSSTSEINS-SPRUNG niemals selbst erlebt haben – den das Verlassen des eigenen Körpers mit voller Wahrnehmung für JEDEN Menschen bedeutet, der dieses Phänomen zum ersten Male am eigenen Leibe ERLEBEN darf . . . . Da Sie ja ANGST vor „Onkel Ron“ haben – und von daher die neuen Techniken zum Verlassen des eigenen Körpers NIEMALS SELBST ERLEBT HABEN – bleibt dieser BEWUSSTSEINS-SPRUNG also HokusPokus… Read more »

dragaoNordestino
6 Jahre her

Die Kursstürze dieser Woche haben Händler und Politiker weltweit erschreckt. Was steckt dahinter? Entwickelt sich gar ein Crash-Muster? Hinweise darauf gibt es.

Endlich mal wieder ein Artikel den die Weltuntergangs-Freakes aus vollem Herzen lieben…. Ende der Show….wow.. leider erst übernächstes Jahr und dann so weiter…

Bis dahin und selbst danach, wird @stendahl & Co. noch tausende Seiten mit Glaskugelleserei füllen und ja, auf Grunde der Mengen der Vorhersagen sogar manchmal ein Treffer landen.

Greenhoop
Greenhoop
Reply to  dragaoNordestino
6 Jahre her

@Dragao

Sie sind ein ahnungsloser Parvenü, einer der ohne jeglichen Sachverstand regelmässig beweist, dass er entweder ein Systemtroll oder nur ein Idiot sein muss.

Im Übrigen werde ich in Ihr schönes Land einwandern und Ihre unnütze Stelle übernehmen.

Grüezi Troll

dragaoNordestino
Reply to  Greenhoop
6 Jahre her

@greenhoop

Im Übrigen werde ich in Ihr schönes Land einwandern und Ihre unnütze Stelle übernehmen.

Schon wieder….! Glauben Sie, dass es in CH anders kommen wird, als die Apolkalypsen-Jünger schon wieder (passiert gemäss dieser Leute ja seit 50 Jahren alle paar Monate), für den Rest der Welt vermuten.?

dragaoNordestino
Reply to  Greenhoop
6 Jahre her

@greenhoop

Sie sind ein ahnungsloser Parvenü, einer der ohne jeglichen Sachverstand regelmässig beweist, dass er entweder ein Systemtroll oder nur ein Idiot sein muss.

Es ist schon interessant, dass Sie glauben Personen, die andere Meinungen haben, aufs schlimmste beschimpfen zu können…..

janni
janni
6 Jahre her

https://www.youtube.com/watch?v=vcHcHY52GG0&t=1006s https://www.youtube.com/watch?v=fQRUKw87y64
Menschen der Verfassunggebenden Versammlung

incamas SRL
6 Jahre her

Bridgewater Associates hat diese Woche klammheimlich eine Short-Position in Höhe von 14 MILLIARDEN US-Dollar eröffnet. Bridgewater scheint auf fallende Kurse bei einer ganzen Reihe europäischer Unternehmen zu spekulieren. Darunter sind unter anderem Airbus, Total, Enel, Siemens, Deutsche Bank, BNP Paribas, Intessa, ING und die Banco Santander. Außerdem warnte Ray Dalio diesen Montag in einem Blogpost, dass sich seine Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in den letzten 10 Tagen geändert hätte. Er geht davon aus, dass der Wirtschaftszyklus bereits viel weiter fortgeschritten ist, als er bisher angenommen hat. x