Israel auf dem Weg zur Diktatur?
Israles Kriegsminister Lieberman will Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft deportieren. Und: Flüchtlingspolitik als mafiaähnliches Geschäft. Der Wochenrückblick im „Sonntagspanorama“.
Liebe Leserinnen und Leser, es ist ein weltweit einzigartiges Projekt!
„Die ägyptische Regierung setzt seit Mitte der neunziger Jahre vorgereinigte Abwässer ein, die nicht wie in Deutschland zusätzlich von Phosphaten und Nitraten befreit werden, um an mehr als 30 Standorten in der Wüste Wälder wachsen zu lassen. In Serapium (Kairo) sorgen Wasser und Nährstoffe zusammen mit der intensiven Sonneneinstrahlung von mehr als 2000 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr (doppelt so viel wie in Deutschland) dafür, dass die Bäume mehr als viermal so schnell wachsen wie in Deutschland. Eukalyptusarten, die in diesen Wäldern neben Mahagonibäumen und Zypressen gedeihen, sind nach elf bis zwölf Jahren erntereif und liefern rund 350 Kubikmeter Holz pro Hektar. In Deutschland benötigen die gleichen Pflanzen für die gleiche Menge Holz etwa 60 Jahre“, schreibt die „Technology Review“.
Sehen Sie dazu auch den Videotipp der Woche unten.
Gülle tut es auch, denkt sich Bauer Hermann…
Inhaltsverzeichnis
Reich an Kalium und Stickstoff ist sie allemal:
Wussten Sie, dass der Urin des Menschen sehr sauber ist?
„Er besteht zu 95 Prozent aus Wasser und zu 5 Prozent aus Endprodukten des Stoffwechsels: Harnstoff, Kreatinin, Natrium, Kalium, Chlor und Magnesium. Jüngste Studien zeigen, dass unser Urin über 3.000 chemische Bestandteile aufweist. Da Urin Nährstoffe wie Phosphor, Stickstoff und Kalium enthält, findet er in einem Umweltschutzprojekt in China bereits als biologischer Dünger Einsatz. An einer Schule, die nur Jungen besuchen, wird Urin gesammelt, um ihn anschließend zu recyceln“ berichtete „arte.tv“.
Kreditfreigabe für Griechenland
Warum habe ich das Gefühl in einer Zeitschleife festzusitzen und immer wieder dasselbe lesen zu müssen:
„Viel Lob aus Brüssel für Griechenlands Reformbemühungen.“
Und warum fehlen die reichen Griechen bei den Listen der Briefkastenfirmen-Inhaber? Könnte es sein, dass die reichen griechischen Reeder und anderen Wirtschaftsbosse es deshalb nicht nötig hatten, ihr Geld in Panama zu verstecken, weil der griechische Staat seine Reichen seit Jahr und Tag nicht besteuert? Warum machen die Finanzminister des Euroraums nicht klar, dass die Reichen mit ihrer Steuervermeidung schuld sind, wenn ein Land vor die Wand gefahren wird?
Schon vor dreißig Jahren schrieb der Praktikant Bernd Loppow im Wirtschaftsressort der „Zeit“:
„Tausende Beamte brauchten gar nicht zur Arbeit zu erscheinen und bekamen dennoch ihr Salär aufs Konto. Sie hatten ihre Jobs als Wahlgeschenke empfangen, gängige Praxis der beiden großen Parteien, die sich an der Regierung ablösten. Fast jede Staatsstelle war doppelt besetzt. Mir wurde klar. Ohne die jährlichen Milliardentransfers aus dem EG-Haushalt wäre Griechenland pleite. Die Geisterhand des Staates absorbierte mehr als die Hälfte des Volkseinkommens.“[1]
Das Handelsblatt sagt:
„Griechenland ist Europas größter Problemfall. Die Verwaltung ist überbesetzt und überfordert, der Wirtschaft fehlt ein Geschäftsmodell. Um all das festzustellen, schicken IWF, EU und EZB Heerscharen von Experten ins Land. Alles, was sie herausgefunden haben, konnte man vor 30 Jahren bereits absehen. Als Praktikant im Landwirtschaftsministerium in Athen erkannte der Hamburger Bernd Loppow bereits 1983 die gravierenden Probleme des Landes.“
Ohne (griechische) Lebenslüge regierte es sich besser.
Krieg und Begräbnisse mit Avigdor Lieberman
Der kurze Videofilm verbreitete sich rasend schnell im Internet und setzte eine heftige Debatte in Gang. In Hebron hatte ein Mitarbeiter der israelischen Menschenrechtsorganisation Betselem Ende März einen Film gezeigt: Im besetzten Hebron unter der Herrschaft der Armee sah ein Soldat einen schwer verletzten Palästinenser hilflos auf dem Boden liegen, er näherte sich ihm und tötete ihn mit einem Schuss in den Kopf. Das Opfer hatte versucht, einige Soldaten mit dem Messer anzugreifen, stellte aber jetzt keine Bedrohung mehr für irgendjemand dar.
Wie es weiterging, erzählt der israelische Journalist und Friedensaktivist Uri Avnery:
„Der Soldat ist vor ein Kriegsgericht geschleppt worden. Ein Schrei ging durch das Land: Der Soldat ist ein Held. Er sollte ausgezeichnet werden! Ministerpräsident Netanyahu rief seinen Vater an, um ihm zu versichern, dass er seine Unterstützung habe. Avigdor Lieberman betrat den vollen Gerichtsraum, um seine Solidarität mit dem Soldaten auszudrücken. Ein paar Tage später ernannte Netanjahu Lieberman zum Verteidigungsminister.“[2]
Der neue Kriegsminister Avigdor Lieberman lebt im besetzten Westjordanland. Der Psychopath sagt offen, was er denkt:
- „Bei denen, die gegen uns sind, kann man nichts machen, wir müssen eine Axt nehmen und ihnen den Kopf abhacken.
- Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft sind eine Fünfte Kolonne und müssen deportiert werden.
- Der Konflikt mit dem Iran und anderen Staaten der Achse des Bösen muss eskaliert werden, um unter diesem Deckmantel ethnische Säuberungen in Israel durchführen zu können.
- Tauscht palästinensische Gefangene nicht aus, sondern packt sie in Busse und ertränkt sie im Toten Meer.
- Das Vorgehen der Armee (im Gazakrieg 2014, Anm. d. A.) ist viel zu lasch.
- Lasst und mit der Hamas so umgehen wie einst Russland mit Tschetschenien oder wie die USA mit den Japanern im Zweiten Weltkrieg.“
Die „Neue Zürcher Zeitung“ fragt: „Ist Israel auf dem Weg zu einer orientalischen Diktatur?“[3]
Die schwarzen Schafe der Woche
„Laut einer Umfrage sind 71 Prozent der jüdischen Israelis der Ansicht, dass es im Westjordanland gar keine israelische Besatzung gibt“, schreibt die „FAZ“. Von Psychopathen über Juden bis zu engelsgleichen Wesen: Ein reines Gewissen haben alle!
„Ich denke heute an das Schicksal Israels, mitten im Überlebenskampf einer kleinen Demokratie, umgeben von arabischen Diktaturen, nationalsozialistischen oder doktrinären Gottesstaaten (…)“
Mit dieser Huldigungsadresse zum 68. Geburtstag Israels verschafft sich der Liedermacher und Schriftsteller Wolf Biermann in der „Welt“ ein reines Gewissen.
Das weise Schaf der Woche
„Es stellt sich die Frage wie human und christlich eine Flüchtlingspolitik ist, die das mafiaähnliche Geschäft von skrupellosen Schleuserbanden belohnt, in dem die Stärksten überleben und diejenigen durchkommen, die viel Geld für Schleuser aufbringen können. Gegenwärtig läuft das Geschäft mit Flüchtlingen in etwa wie folgt ab: Wer es bis an die Küste Libyens geschafft hat und noch genug Geld für die Überfahrt aufbringen kann, wird von den Schleusern mit vorgehaltener Kalaschnikow gezwungen, ein überfülltes Schlauchboot zu besteigen. Dann drückt ein Schleuser einem Bootsinsassen ein Satellitentelefon mit der voreingestellten Nummer der italienischen Küstenwache in die Hand. Nach dem Anruf machen sich die Retter auf den Weg. Der Benzinkanister im Boot reicht vielleicht für zwölf Seemeilen. Die allermeisten Flüchtlinge werden dicht vor Libyens Küste aufgegriffen und dann nach Italien gebracht. Menschen in Seenot müssen selbstverständlich gerettet, aber sie müssen nicht bis nach Europa transportiert werden“, schreibt FAZ-Herausgeber Holger Steltzner.[4]
Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit. Wer Einwanderungsdruck von Europa wegnehmen möchte, wird die Zusammenarbeit mit Menschenschmugglern und -händlern beenden müssen. Mit Menschenhandel verdient die organisierte Kriminalität inzwischen mehr Geld als mit Drogenhandel.
Mein Videotipp der Woche:
Wald im Wüstensand: Mitten in der ägyptischen Wüste wachsen Forste, die mit Abwässern bewässert werden. Durch das viele Licht und Nährstoffe sprießen Bäume dort sogar ungewöhnlich schnell.[5]
Postskriptum:
Wussten Sie, dass fast 90% aller Deutschen aufstehen und das Programm wechseln, wenn die Fernbedienung nicht funktioniert? Die anderen bleiben sitzen und schauen sich die Sendung an, auch wenn sie ihnen nicht gefällt.
Anmerkungen
[1] http://www.zeit.de/1986/17/ziegenkaese-aus-daenemark
[2] http://www.palaestina-portal.eu/Stimmen_Israel_juedische/Uri_Avnery/Avnery_Uri_Ich_war_dort.htm
[3] http://www.nzz.ch/international/nahost-und-afrika/lieberman-ante-portas-die-stunde-der-ultranationalisten-ld.84072
[4] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/europa-steckt-in-einem-schlamassel-fest-14245691-p5.html?printPagedArticle=true#pageIndex_5
[5] http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=31411