Schröder mit Hamas-Führer Meschal zu Gast bei Erdogan

In Berlin inthronisierten seine Sozialdemokraten ihren Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, doch Altkanzler Gerhard Schröder reiste lieber zum Parteitag der türkischen AKP und nahm neben Hamas-Chef Khaled Meschal auf der Gästetribüne Platz.

Die Gäste waren handverlesen. So will es das Protokoll nicht nur türkischer Parteitage erst recht dann, wenn die Regierungspartei Hof hält. Kein Wunder also, dass die Gäste-Tribüne des Parteitages der regierenden türkischen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan prominent besetzt war. „Der AKP-Parteitag besucht von Persönlichkeiten aus der Welt der Politik“, schrieb die auflagenstärkste türkiche Zeitung „Zaman“. Interessant war vor allem die Zusammensetzung der geladenen und tatsächlich gekommenen Gäste.

Da saß etwa der neue ägyptische Präsident Mohammed Mursi, ein Muslimbruder und bekennender Islamist, unweit von Massud Barzani, Chef der autonomen Region Irakisch-Kurdistan. Auch die Terror und Politik in sich vereinende libanesische Hamas war  durch ihren Führer Khaled Meschal vertreten, der von den AKP-Anhängern übrigens frenetisch gefeiert wurde.

Tja und dann war da noch ein Gast aus Deutschland inmitten dieser illustren Parteitag-VIP’s. Kein Geringerer als Altbundeskanzler und Erdogan-Freund Gerhard Schröder lauschte den Parteitagsreden und applaudierte zur Wiederwahl Erdogans als Parteichef.

Die „FAZ“ schreibt dazu, Erdogan sei einst selbst bei einer privaten Feier Schröders zu Gast gewesen und habe dort eine launige Rede gehalten, in der er darüber sinnierte, woran es wohl liege, dass der frühere deutsche Kanzler so jung aussehe. „Ist es der Alkohol?“, soll Erdogan im Scherz gefragt haben.

Es gibt derzeit nur einen anderen amtierenden Staatschef, zu dem Schröder ein ähnlich inniges Verhältnis pflegt: Wladimir Putin. Und wie Putin bastelt derzeit auch Erdogan am Ausbau und einer Verlängerung seiner Herrschaft, die eigentlich mit seiner jetzigen Amtszeit enden müsste. Sein Plan ist eine Verfassungsänderung, die ein Präsidialsystem nach US-Vorbild schafft – und ihn 2014 zum mächtigen Präsidenten macht.

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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