Clean IT : Wenn Ihr Computer auf andere hört
Ältere Leser und computerversierte Benutzer können sich vielleicht noch an die 90er Jahre erinnern, als etliche Hard- und Softwarehersteller für große Unruhe unter den Benutzern sorgten. Unter Namen wie „Trusted Computing Platform Alliance“ und „Longhorn“ hatte die Branche zum Angriff auf die Rechte ihrer Kunden geblasen. So gut wie alle großen Firmen waren an diesem Putsch gegen die Freiheit beteiligt. Nur wegen des massiven Widerstandes der User verschwand dieses Unterfangen dann jedoch in den Annalen der digitalen Geschichte. Oder etwa doch nicht?
Im Zuge der Recherchen zu einem anderen Thema tauchte nun der Begriff „Clean IT“ auf. Der klingt zunächst zwar gut, alleine die Beschreibung birgt in sich jedoch so einige Widersprüche.
Obwohl „Clean IT“ ein Projekt der Europäischen Union ist, verfolgt es ausdrücklich einen NICHT-legislativen Ansatz. Die Anhörung nationaler und supranationaler Parlamente ist dementsprechend ausdrücklich nicht vorgesehen. So lautet die Beschreibung bei Wikipedia.
Hier eine kurze Erklärung aus Wiki zu den „Zielen“:
Das erklärte Ziel von Clean IT besteht in der Entwicklung von freiwilligen Vorgaben für die IT-Industrie, die Zugriffe von Produktnutzern (etwa Nutzern eines Webbrowsers) auf terroristische Inhalte verhindern. So soll die „terroristische Nutzung des Internets eingeschränkt“ und die „illegale Nutzung des Internets bekämpft“ werden.
[…]
Ziel der Maßnahme ist eine flächendeckende Kontrolle der Netzinhalte zunächst auf EU-, später nach Möglichkeit auch auf globaler Ebene.[1]
Na, klingelt es bei dem letzten Satz nicht in den Ohren? „…flächendeckende Kontrolle der Netzinhalte…globaler Ebene..“
„Clean IT“ sieht auch einen „Stasi-Button“ vor, mit dem User Inhalte an noch nicht näher spezifizierte Behörden melden können, die dann mittels den im Notice-and-Takedown-Verfahren implementierten Mechanismen von den Servern entfernt werden sollen.
Doch kehren wir zunächst zurück in die Geschichte, zur Trusted Computing Alliance und dem Betriebssystem Longhorn, das dann unter dem Namen Vista mit einigen Abschwächungen auf den Markt kam. Das Konsortium wurde 1999 von Microsoft, IBM, HP und Compaq gegründet. Die wichtigsten 200 Unternehmen aus der Hard- und Softwarebranche waren Mitglieder. Hier eine Liste aus Webarchive von 2003.
Hier ein kurzes Video (English aber sehr gut verständlich) zu TCPA: