Offenheit und Experimentierfreude in der Gesellschaft – neue Debatte über Cannabis
Gesundheitsminister Karl Lauterbach will Cannabis legalisieren. Es gibt Untersuchungen, wonach Cannabis wesentlich unschädlicher sein soll als Alkohol.
Die Gesellschaft unterzieht sich selbst einem stetigen Wandel. Angesichts dramatisch steigender Preise, einer unsicheren Politik, Kriegen und dergleichen scheint es beinahe so, als würden sich manche Dinge aus dem vergangenen Jahrhundert, die eigentlich für immer der Vergangenheit angehören sollten, wiederholen. Angesichts dessen stellt sich die Frage, ob die moderne Gesellschaft stagniert oder sich nur im Kreis dreht, ohne wirklich einer friedvollen Zukunft entgegenzublicken?
Wahrscheinlich ist es so, dass angesichts der Nachrichten, die in den Medien dominieren, schnell der Eindruck entsteht, dass es sich immer wieder, mit großer zeitlicher Präzision, um dieselben Themen dreht. Die Dinge, in denen allerdings wirklich Fortschritte zu verzeichnen sind, sind oftmals nicht einmal eine Nachricht wert.
Nicht nur angesichts der Rolle der Medien und dem Wandel innerhalb der Bevölkerung stellt sich die Frage, wie eine moderne Gesellschaft überhaupt auszusehen hat, sondern auch in der Umsetzung aktuellster wissenschaftlicher Ergebnisse wird es in Zukunft darauf ankommen, wie sich solche zum Vorteil aller übersetzen lassen. Scheinbar moderne Politik präsentiert sich noch viel zu oft als ein Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Systeme, bei dem eines die eigene Rückständigkeit zelebriert, während das andere die falschen Erkenntnisse aus den Möglichkeiten gewinnt und diese damit zu oft ins Lächerliche zieht.
Der kleine Maßstab ist ausschlaggebend
Um zurück zu den wissenschaftlichen Fortschritten zu kommen – heute kann jeder Hanfsamen kaufen und damit selbst Cannabis anbauen. Natürlich ist das in Deutschland noch nicht legal, weil nach wie vor an nachweislich falschen Erkenntnissen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts festgehalten wird, die aus politischen Gründen in den USA fabriziert wurden, um dem „War on drugs“ mehr Rückhalt in der Bevölkerung zu geben.
Tatsächlich müssen in Europa immer noch die meisten medizinischen Einrichtungen hart darum kämpfen, Wirkstoffe zu verwenden, die bislang unter das Betäubungsmittelschutzgesetz fallen. Dabei ist mittlerweile hinlänglich bewiesen, dass LSD, Ketamin, Psilocybin und natürlich auch THC, wie es in manchen Hanfpflanzen enthalten ist, deutliche positive Wirkungen bei gewissen Therapien zeigen.
Nicht nur des Genusses und des beabsichtigten Rauschzustandes wegen greifen immer mehr Menschen zum Vaporizer. Die Medizin und vor allem die Gesellschaft, deren Meinung nach wie vor festgefahren ist, müssen Jahrzehnte an Forschung nachholen. Die Lösung ist es, endlich die Mittel bereitzustellen und zumindest das THC, das erwiesenermaßen weitaus weniger schädlich als etwa Alkohol ist, zu legalisieren. In den USA machen es immer mehr Staaten vor, gerade in dem Land, in dem die jahrzehntelange Verteufelung des Cannabis begann. Ein Staat und eine Gesellschaft, die das Beste für ihre Mitglieder wollen, müssen medizinisches Forschen durch die Legalisierung und durch das Wegfegen alter Vorurteile möglich machen.
Selbst ein Umdenken wagen
Tatsächlich ist es so, ob man will oder nicht, dass Vorurteile unser aller Denken beeinflussen. Alles Gedachte wird automatisch bestimmten Schubläden zugeordnet, und das ist der Grund, warum es bei bestimmten Themen einfach kaum einen Fortschritt zu beobachten gibt. Sich selbst infrage stellen, zugeben, dass man falschliegt und Dinge komplett neu aufrollen – das kostet die meisten große Überwindung und neu zu denken, ohne Klischees oder Vorurteile, das ist eine wahre Kunst, die nicht leicht zu erlernen ist. Dennoch sollte jeder den Versuch wagen, denn vom eigenen Denken profitiert zum Schluss die gesamte Gesellschaft.