Sorge um Tausende Bosch-Jobs in Deutschland und Europa

1000 Mitarbeiter sind bereits auf Kurzarbeit. Grund sind Managementfehler und die Absatzkrise in der Automobilindustrie. Die Geschäftsführung will „Überkapazitäten“ abbauen. Ein deutsches Traditionsunternehmen wankt...

Die älteren Leser – zumindest die aus dem Ländle – werden sich an diesen gängigen Rat besorgter Väter an die hinsichtlich ihres Ausbildungswunsches unschlüssigen Kinder wehmütig erinnern: „Halt dei Gosch un geh zum Bosch!“

Die Motivation solcher Väter lag schlichtweg darin begründet, dass für die nächste Generation durch einen Arbeitsplatz bei einem der renommiertesten Arbeitgeber Baden-Württembergs die richtigen Weichen für eine gesicherte Zukunft gestellt werden sollten.

Aktuell dürfte die Anzahl besorgter Väter eher zunehmen, und deren Ratschläge dürften in andere Richtungen gehen. So werden sie ihren Sprösslingen zu einem vielversprechenden Studium raten und, je nach Veranlagung des Kindes, dringend empfehlen, sich mit der zunehmend bedeutender werdenden Fremdsprache Mandarin zu beschäftigen.

Reklameposter von 1910 der Robert Bosch GmbH mit einer Zeichnung des belgischen Rennfahrers Camille Jenatzy / Quelle: Wikipedia

Reklameposter von 1910 der Robert Bosch GmbH mit einer Zeichnung des belgischen Rennfahrers Camille Jenatzy / Quelle: Wikipedia

Angesichts fundamentaler Verwerfungen an den Weltmärkten und Management-Entscheidungen im Hause Bosch, über deren Weitsichtigkeit es möglicherweise Diskussions-Bedarf gibt, könnte der einst so bewährte schwäbische Satz wohl eher in Vergessenheit geraten.

Bedingt durch die europäische Absatzkrise der Automobilbranche haben bereits rund 1000 Bosch-Mitarbeiter mehr ungewollte Freizeit. Sie sind auf Kurzarbeit!

Der Chef des Hauses, Volkmar Denner räumte bereits Mitte Dezember ein, Bosch habe ein schwieriges Jahr vor sich, man sehe sich „einigen Risiken“ ausgesetzt und müsse hinsichtlich vorhandener Überkapazitäten „handeln“. Will heißen, er will Personal abbauen.

Welchen Umfang besagte „Risiken“ im Hause Bosch mittlerweile annehmen, wird bei den vergifteten Früchten aus dem Einstig in die Solar-Industrie deutlich. Die krisengeschüttelte Solarbranche entwickelte sich für Bosch zu einem finanzieller Albtraum!

Die von 2008 an teuer aufgebaute Sparte für die Sonnenenergie brachte dem weltgrößten Autozulieferer allein im abgelaufenen Jahr gut eine Milliarde Euro Verlust, teilte Volkmar Denner mitteilte.
Das in der schwächelnden Weltkonjunktur ohnehin generell unter Druck stehende gesamte Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebita) sei entsprechend auf etwa eine Milliarde Euro eingebrochen. 2011 lag das Ergebnis noch bei 2,7 Milliarden Euro.

Der Konzern kündigte an, „die Strukturen in Europa“ überprüfen zu wollen!

Dem Vernehmen nach sollen die aktuellen Finanzreserven des Hauses (noch) bei ca. zwölf Milliarden Euro liegen. Sollte die weltweit erkennbare Rezession allerdings anhalten oder sich gar verschärfen, könnte dieses Polster leicht dahinschmelzen.

Schaut man sich die aktuellen Währungsturbulenzen an, aus denen die Volkswirtschaft mit der höchsten Abwertung der eigenen Währung als trauriger Sieger hervorgeht, dürfte aufgrund japanischer Konkurrenz dem Hause Bosch noch zusätzlicher Wind ins Gesicht blasen.

Wünschen wir dem Unternehmen und insbesondere den dort beschäftigten Mitarbeitern, dass die anfliegenden  schwarzen Schwäne kein weiteres Unheil anrichten.

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