Der tiefe Fall des PrinzenAndrew

BOULEVARD ROYAL

Krone / Monarchie / Prinz / König / Andrew / William / Quelle: Unsplash, lizenzfreie Bilder: Annie Spratt: https://unsplash.com/de/fotos/goldene-und-rote-trophae-im-glasregal-_queN6oXK4k
Krone / Monarchie / Prinz / König / Andrew / William / Quelle: Unsplash, lizenzfreie Bilder: Annie Spratt: https://unsplash.com/de/fotos/goldene-und-rote-trophae-im-glasregal-_queN6oXK4k

Prinz Andrew ist am Ende. Die britische Monarchie steht wieder einmal an einem Wendepunkt. Hat sie die Kraft zur Erneuerung?

Die britische Monarchie hat so manche Skandale überstanden. Sie hat Abdankungen verkraftet, Affären, Scheidungen, politische Fehltritte. Doch der Skandal um den nunmehrigen Ex-Prinzen Andrew, Ex-Herzog von York, ist von anderer Tragweite. Er betrifft nicht nur eine Person, sondern das moralische Fundament, auf dem die Krone im 21. Jahrhundert stehen will – oder fallen könnte.

Epstein, Maxwell und die Frage nach Verantwortung

Andrew war über Jahre hinweg mit Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell verbunden. Beide stehen heute sinnbildlich für ein Netzwerk des Missbrauchs und der Manipulation. Andrew bestreitet jegliche strafbare Handlung, und die Zivilklage wurde 2022 außergerichtlich beigelegt, ohne Schuldeingeständnis – aber mit einer Zahlung in Millionenhöhe an Virginia Giuffre, die Andrew zu sexuellen Handlungen genötigt haben soll.

Juristisch mag damit ein Schlussstrich gezogen worden sein. Moralisch blieb die Tür offen. Und die Öffentlichkeit sah hinein, und was sie sah, war alles andere als royal Würde. Ein Interview, das den Schleier vor Andrews Maske zerriss, hätte kaum schlimmer kommen können. 2019 versuchte der Herzog von York bei der BBC, die Vorwürfe weitschweifig zu entkräften. Jedoch zerfiel vor einem Millionenpublikum sein Image in Echtzeit.

Der einhellige Tenor der Öffentlichkeit lautete: Kein Mitgefühl. Kein Verantwortungsbewusstsein. Stattdessen Ausflüchte. So behauptete er, nichts mit Griffre gehabt haben zu können, da er seit seinem Einsatz im Falkland-Krieg durch einen Adrenalin-Schock nicht mehr schwitzen könne. Dabei hatte die von Epstein zur Prostitution gezwungene Giuffre sich an den Schweißgeruch des Prinzen sehr gut erinnern können.

Kurz nach diesem PR-Desaster erfolgte sein Rückzug aus allen öffentlichen Aufgaben, der Verlust der militärischen Ehren und der Verzicht auf das Prädikat Königliche Hoheit, zumindest im offiziellen Gebrauch. „Randy Andy“, scharfer Andy, wie ihn die britische Boulevardpresse lüstern wegen seiner unzähligen Liebschaften betitelte, schien ausgespielt zu haben. Doch die Person Andrew verschwand nicht, sie blieb sichtbar im Schatten seiner Mutter Elizabeth II., deren Liebling er gewesen sein soll und die schützend die Hand über ihn hielt.

An der Abbruchkante

Doch die Monarchie lebt längst nicht mehr allein von Macht, sondern von Anstand und Vorbildfunktion. Wenn ein Mitglied der Familie in den Kontext schwerer Missbrauchsvorwürfe gerät und weiterhin in königlichen Häusern lebt, versorgt und geschützt, dann stellt sich die Frage: Ist die Krone moralischer Kompass oder machtpolitischer Schutzwall?

Der Mann der Stunde ist nun Prinz William. Er geht aus dem familieninternen Tauziehen als Gewinner hervor. Er war die treibende Kraft hinter der finalen Degradierung seines Onkels zum Bürgerlichen, der ab sofort als Andrew Mountbatten-Windsor ein Schattendasein fristen muss. Zwar hat Charles III. offiziell als Familienoberhaupt die Reißleine gezogen. Doch allein der Umstand, dass sein Bruder im königlichen Anwesen Sandringham leben darf, weiterhin finanziell abgesichert scheint, ist ein permanentes Störsignal. Seine Anwesenheit in England erinnert alle daran, dass seine Verstrickungen in den Epstein Sex-Ring nicht abschließend geklärt sind. Forderungen gehen so weit, dass Andrew ins Exil soll oder vor US-Ermittlern zu seiner Rolle bei Epstein aussagen soll.

Sehr harte Kritiker fordern, dass er vor Gericht gestellt gehört und wollen ihn hinter Gittern sehen. So lange Charles regiert, wird es wahrscheinlich nicht so weit kommen. Allerdings werden die Karten neu gemischt, wenn William den Thron besteigt. Denn jener agiert nicht allein als Thronfolger, sondern als Architekt für eine Zukunft der Monarchie. Der Prince of Wales steht für drei Dinge: Transparenz über Tradition, öffentliche Rechenschaft statt höfischer Abschirmung sowie eine deutliche Verschlankung des Hofstaates.

Intern war schon lange bekannt, dass William Andrew als politische und moralische Belastung betrachtet, die nicht zurückkehren darf. Er hat mehrfach hinter den Kulissen signalisiert: „Es gibt keine Rückkehr zur Normalität.“ Während Charles noch Rücksicht auf die brüderliche Bindung nehmen wollte, denkt William bereits in der Kategorie als künftiger König. Sein Ziel: eine Monarchie, die nicht mehr „blutrechtlich selbstverständlich“, sondern gesellschaftlich legitimiert ist.

Reform als Selbstverteidigung

William weiß, wofür seine Generation steht. Sie hegt eine geringe Ehrfurcht vor ererbter Autorität, hat höhere Ansprüche an Integrität und ein tiefes Misstrauen gegenüber Macht ohne Kontrolle. Er begreift, dass die Krone nicht überleben kann, wenn sie nur ein prachtvoller Rest des Empires bleibt. Sie muss Sinn stiften. Darum drängt er auf weniger Royals mit offiziellen Aufgaben, dafür klarere Verantwortlichkeiten, moralische Mindeststandards, die auch innerhalb der Familie gelten und eine Monarchie, die nicht schweigt, wenn Fehlverhalten in den eigenen Reihen geschieht. Dabei läuft die Entscheidungslinie nicht zwischen Volk und Krone – sondern innerhalb der Krone selbst.

Andrew und William sind zwei Antipoden, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Der eine steht für das Gestern, in dem Privileg vor Verantwortung stand. Der andere für ein Morgen, in dem die Krone gegenüber dem Volk rechenschaftspflichtig ist – und dadurch weiter bestehen kann. Ob die britische Monarchie bleibt, was sie ist, entscheidet sich nicht daran, ob Andrew schuldig oder unschuldig ist, sondern daran, ob die Monarchie lernt.

William hat verstanden, dass Zukunft nicht allein mehr durch Tradition und Würde gelingt, sondern durch zweifelsfreie Glaubwürdigkeit. Wenn die Monarchie überleben will, wird er nicht „nur“ ein König sein können. Er wird der erste Monarch sein müssen, der sich die Legitimation seines Amtes erarbeitet. Und Andrew wird die dunkle Erinnerung daran bleiben, warum das nötig wurde. Vielleicht behält König Faruk von Ägypten doch recht, als er bei seinem Gang ins Exil meinte: „In Zukunft wird es noch fünf Könige geben. Die vier im Kartenspiel und der in England.“

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dragaoNordestino
9 Tage her

ja ja…. nette Wunschvorstellungen des Autors. ….. denn, das ist ja in der Zwischenzeit klar, hamdelst es sich bei dem ganzen politischen Dünkel und Machtmenschentum um kriminelle Vereinigungen…. wie wir da wieder rauskommen, weis ich allerdings auch nicht

fufu
fufu
8 Tage her

Nennt man glaube ich „virtue signaling“.

Wenn der Typ wirklich etwas angestellt hat… warum ist er nicht im Knast ?

So aehnlich wie die Brandmauer gegen Rechts… aber Neonazis in der Ukraine unterstuetzen.

Oder die Internetzensur wegen Kinderpornographie… den Rest koennen sie sich denken denn es faellt unter die Zensur.

fufu
fufu
Reply to  fufu
8 Tage her

„virtue signaling“

Bezeichnenderweise gibt es auf deutsch keinen passenden Ausdruck… Doppelmoral ? … oder doppelgemoppelte Moral ?

Stöckli Johann
Stöckli Johann
8 Tage her

Das mussman sich mal vorstellen: Adrew, angeblich der Lieblingssohn von Elizabeth II, vögelt bei einem jüdischen Bordellbetreiber herum und sein älterer Bruder, Charles II, schlüpscht den Juden in den Hintern!!

fufu
fufu
5 Tage her

Verstaendlicherweise sieht die Masse die Tiefe der Kloake nicht. Herr West, der Royals-Versteher, koennte doch mal recherchieren ob die angel- saechsischen Royals insgeheim gegen ihre russischen Verwandeten konspieriert haben um sich nach deren Ermordung deren Erbe zu sichern… Nichts Neues unter der Sonne ?