Ein etwas flacher „Tödlicher Schwarm“

Drohne / Quelle: Unsplash, lizenzfreie Bilder, open library: Nazar Lev: https://unsplash.com/de/fotos/schwarze-drohne-im-flug-2Eqd6ZzWx2A
Drohne / Quelle: Unsplash, lizenzfreie Bilder, open library: Nazar Lev: https://unsplash.com/de/fotos/schwarze-drohne-im-flug-2Eqd6ZzWx2A

Der Roman „Tödlicher Schwarm“ ein unterhaltsamer, aber oberflächlicher Beitrag zur Juan-Cabrillo-Reihe. Die Idee ist gut, die Ausführung jedoch beliebig und konstruiert.

Der Roman „Tödlicher Schwarm“ präsentiert sich als moderner Technothriller mit einer verlockenden Prämisse: autonome Drohnen, eine tödliche Verschwörung und eine internationale Krise, die nur Juan Cabrillo und seine Mannschaft abwenden können.

Auf dem Papier klingt das nach Hochspannung – in der Umsetzung bleibt der Roman jedoch hinter den Erwartungen zurück. Statt einer klug konstruierten Erzählung bekommt der Leser eine Aneinanderreihung spektakulärer Situationen, die zwar kurzfristig Unterhaltung liefern, aber kaum nachhaltige Wirkung entfalten.

Einer der größten Schwachpunkte ist die Figurenzeichnung. Cabrillo und seine Crew sind in vielen Szenen eher funktionale Archetypen als vielschichtige Personen. Emotionale Nuancen und innere Konflikte fehlen; Motivation und persönliche Entwicklung werden selten plausibel erklärt. Selbst dramatische Ereignisse berühren daher kaum. Gegner und Nebenfiguren bleiben stereotyp; ihr Handeln wirkt oft erklärend statt überraschend. Dadurch verliert die Geschichte an Glaubwürdigkeit.

Maden geht komplexen Fragen aus dem Weg

Auch der technische Hintergrund bleibt erstaunlich flach. Die Idee einer KI-gesteuerten Drohnenarmee und eines biologisch wirksamen Plans ist brisant. Doch statt die moralischen, politischen und technischen Implikationen tiefer zu beleuchten, beschränkt sich der Roman auf die funktionale Beschreibung der Bedrohung. Komplexe Fragen nach Verantwortung oder Fehlerrisiken werden kaum aufgeworfen. Technik fungiert hier vor allem als spektakuläres Set-Piece, nicht als thematischer Motor.

Der Plot setzt aufs Tempo, doch das schnelle Erzähltempo kaschiert oft logische Brüche: Zufälle und bequeme Wendungen halten die Handlung am Laufen, wo glaubwürdige Entwicklung sinnvoller gewesen wäre. Spannungsmomente entstehen weniger aus organischer Eskalation als aus inszenierten Showdowns. Das Finale wirkt zudem überstürzt; viele Handlungsstränge werden hastig zusammengeführt, statt sinnvoll verdichtet. Das hinterlässt den Eindruck einer konstruierten Auflösung. Sprachlich liest sich „Tödlicher Schwarm“ solide, aber unspektakulär.

Kein Tiefgang

Auch stilistisch bleibt wenig hängen. Es fehlen prägnante Bilder oder überraschende Formulierungen, die den Thriller über reine Action hinausheben würden. Daher verschwindet der Roman schnell aus dem Gedächtnis – ein Actionroman, der unterhält, aber nicht nachklingt.

Im Vergleich zu früheren Bänden der Reihe fällt auf, dass die Tiefe abgenommen hat. Ältere Romane verbanden technische Fantasie öfter mit charakterlicher Tiefe und einem ironischen Ton. Die Maden-Bände setzen stärker auf filmische Effekte und Tempo. Das mag Leserinnen und Lesern gefallen, die pures Tempo suchen; wer jedoch Substanz, überraschende Figurenentwicklung oder tiefere Reflexion über Technik erwartet, wird hier enttäuscht.

Gerade im direkten Vergleich zeigt sich, dass frühere Bände durch originellere Einfälle und besser platzierte Überraschungen punkten konnten; dort wirkten Gefahren organischer, Figuren plastischer. Maden liefert Effekte, aber weniger das Produkt, das im Gedächtnis bleibt.

Kein nachhaltiger Thriller

Zusammenfassend bleibt „Tödlicher Schwarm“ ein unterhaltsamer, aber oberflächlicher Beitrag zur Reihe. Die Idee ist gut, die Ausführung jedoch beliebig und konstruiert. Fans schnellen Action-Entertainments werden bedient; wer erinnerungswürdige Charaktere oder inhaltliche Tiefe sucht, findet bessere Bände oder Autoren. Das Buch ist kurzweiliger Zeitvertreib, aber kein nachhaltiger Thriller. Genau.

Das neue Buch von Clive Cussler und Mike Maden "Tödlicher Schwarm". Quelle: Penguin-Verlag
Das neue Buch von Clive Cussler und Mike Maden „Tödlicher Schwarm“. Quelle: Penguin-Verlag
0 0 votes
Beitragsbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments