König Charles III. hofiert Donald Trump

BOULEVARD ROYAL

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König Charles III. lädt US-Präsident Donald Trump zum Staatsbesuch nach Großbritannien ein. Die Monarchie spielt eine Schlüsselrolle in den Beziehungen zum schwierigen Gast aus Washington.

Briten-Premier Keir Stamer überreichte im Oval Office vor laufenden Kameras einen Brief an den US-Präsidenten. Es war eine persönliche Einladung von König Charles an Donald Trump, der sich sichtlich darüber freute. Es ist bekannt, dass der Amerikaner die britische Monarchie bewundert und ein großer Fan von Elizabeth II. war. Ob das auf Gegenliebe beruhte, bleibt eines der vielen Geheimnisse, die die Jahrhundert-Queen mit ins Grab genommen hat.

Ihr Sohn und Nachfolger ist ein Naturschutz-Aktivist der ersten Stunde und kein Freund isolationistischer Politik. Multilateralismus, Klimaschutz und fairer Handel sind für Charles politische Ziele. In so ziemlich allem das Gegenteil von Donald Trumps Weltsicht. Man kann sich gut vorstellen, was der König von seinem Besucher hält, aber er wird zweifellos die Zähne zusammenbeißen und es wie seine Mutter machen: Keep calm and carry on – Ruhig Blut und weitermachen!

Die US-Medien waren entzückt über die royale Einladung, die Trump zum einzigen US-Präsidenten macht, der zweimal von einem britischen Monarchen empfangen wird und dann auch von zwei verschieden. „Historisch“ titelte die Presse, und es tauchten schnell Gerüchte auf, dass die USA ein assoziiertes Mitglied des Commonwealth werden könnten. Eine offizielle Bestätigung hierfür gibt es bislang nicht, doch die Geschichte wurde in mehreren britischen Zeitungen veröffentlicht. Was ist das Commonwealth?

Ein begehrter Club

1931 gegründet mit Sitz in London und derzeit rund zwei Milliarden Menschen umfassend, hat das Commonwealth sich zu einem lockeren Staatenbund entwickelt. Letztlich ist es für die Briten eine Ersatzorganisation für ihr untergegangenes Empire, um die Verbindungen zu ihren ehemaligen Kolonien aufrechtzuerhalten. Daher liegt es nahe, auch die USA in diesen anglophilen Club aufzunehmen.

Fast alle früheren britischen Kolonien sind heute Mitglieder des Commonwealth of Nations. Es ist eine Gemeinschaft, die derzeit 56 Länder vereint, darunter einige afrikanische Länder, die auch ohne britische Kolonialzeit aufgenommen wurden, wie beispielsweise Ruanda und Namibia. Politische und ökonomische Schwergewichte wie Indien, Kanada und Australien reihen sich ein mit über den Pazifik verstreuten Inselstaaten wie Samoa, Tonga oder Vanuatu. London hat es geschafft, selbst lange nach dem Ende des Kolonialismus seinen politischen und kulturellen Einfluss über den Commonwealth weltweit aufrechtzuerhalten. 

Von den 56 Ländern erkennt nur eine Minderheit den britischen Monarchen als Staatsoberhaupt an, so zum Beispiel Kanada und Australien, wobei es bei den Australiern starke republikanische Tendenzen gibt. Andererseits haben einige Mitglieder des Commonwealth, wie Malaysia, Brunei und Tonga, ihre eigenen Monarchen, die vom britischen Vorbild inspiriert sind. Theoretisch sind alle Mitglieder demokratisch, und einige, wie beispielsweise Fidschi, sind zeitweise verbannt worden, weil sie diesem Anspruch nicht gerecht wurden.

Ungeachtet aller Zweifel am Zustand der US-Demokratie unter Trump, lässt sich kaum argumentieren, dass die USA die Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft im Vergleich mit Staaten wie Pakistan oder Simbabwe nicht erfüllten. Außerdem sind die Vereinigten Staaten streng genommen keine Kolonie der Briten gewesen, lediglich die dreizehn Neuenglandstaaten, aus denen die USA nach dem Unabhängigkeitskrieg hervorgingen. Aber darüber lässt sich in London großzügig hinwegschauen, ist man doch auch sonst nicht allzu streng mit den Aufnahmen in den Staatenbund.

Das Commonwealth wird meist als weniger wichtig angesehen als andere internationale Organisationen. Daher nehmen die Regierungschefs der wichtigsten Mitglieder oft nicht an den jährlichen Gipfelreffen teil und schicken die zweite Garde. So haben abgesehen von der Teilnahme an den sportlichen Commonwealth Games beispielsweise nur wenige australische Premierminister der letzten Zeit der Organisation große Aufmerksamkeit geschenkt, verglichen mit der Mitgliedschaft in der G20 oder der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC): Handel schlägt Kulturverbundenheit.

Dennoch umfasst das Commonwealth eine bemerkenswerte Bandbreite an Ländern, von bedeutenden Staaten wie Indien, Kanada und Südafrika bis hin zu den vielen kleinen Inselstaaten im Pazifik und der Karibik. Diese weltumspannende Vielfalt ist ein Alleinstellungsmerkmal des Commonwealth. Obwohl über seine Arbeit wenig in den Medien steht, bietet es eine Reihe internationaler Hilfen und Verbindungen, die für seine kleineren und ärmeren Mitglieder sonst schwer erreichbar wären. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Commonwealth, mit dem die britische Monarchie wirbt.

Warum ist Trump an einem Beitritt interessiert?

Beobachter gehen davon aus, dass Trump kein Interesse daran hat, dass das Commonwealth eine bessere Zusammenarbeit der USA mit Mitgliedsstaaten wie Namibia oder Belize ermöglicht. Die Anziehungskraft scheint mit seiner auffälligen Ehrfurcht vor dem britischen Königshaus und einem grundlegenden Missverständnis der Rolle des britischen Souveräns zusammenzuhängen. König Charles ist durch die Zustimmung seiner Mitglieder Oberhaupt des Commonwealth, hauptsächlich in Anerkennung des außerordentlichen Engagements seiner Mutter bei der Entwicklung der Institution aus dem alten Empire.

Tatsächlich geriet sie aufgrund ihrer Loyalität zum Commonwealth mehrfach mit ihren Ministern aneinander – nicht zuletzt mit Premierministerin Margaret Thatcher über den Umgang mit dem südafrikanischen Apartheid-Regime. Im Kern ging es darum, dass afrikanische Staatschefs wie Simbabwes Robert Mugabe Südafrika aus dem Commonwealth ausschließen und mit Sanktionen überziehen wollten. Thatcher als kühle Analytikerin ohnehin keine Anhängerin des für sie wertlosen Nostalgie-Clubs sprach sich gegen Strafaktionen aus. Die Queen hingegen schwenkte auf die Linie der Kritiker Südafrikas ein, wollte das Land aber auch im Bund halten.

Das Ganze geriet als Kampf der Titaninnen bis an den Rand einer Verfassungskrise, mit allerlei Indiskretionen an die Presse, vor allem durch Downing Street No. 10. garniert. Nur durch die Vermittlung kühler Köpfe seitens des Palasts und Thatchers Beratern fand sich ein Kompromiss: Südafrika darf bleiben und Sanktionen sind eine Einzelfallentscheidung des jeweiligen Commonwealth-Mitglieds. Handel schlägt Menschenrechte.

Elizabeth II. hat rechtzeitig ihren Sohn als Nachfolger an der Commonwealth-Spitze in Position gebracht. Denn anders als die britische, kanadische oder australische Krone des Königs, ist dies kein Amt, das dem britischen Monarchen automatisch zusteht. Trumps Einladung nach Schloss Windsor mit allem Pomp mag zwar ein Geschenk der britischen Monarchie und Politik sein, doch die Aufnahme in das Commonwealth erfordert die Zustimmung aller seiner Mitglieder.

Strategie oder Schwärmerei?

Angesichts von Trumps Forderungen, Kanada, Grönland zu übernehmen und Südafrika für das jüngste Gesetz zur Landenteignung weißer Farmer zu bestrafen, ist eine einhellige Begeisterung für einen Beitritt der USA kaum vorstellbar. Die meisten Mitgliedsstaaten scheuen sich davor, zu eng mit Washington verbunden zu sein. Derzeit ist wahrscheinlich nur noch Australien der letzte wahre Anhänger von US-Allianzen innerhalb des Commonwealth. Andere Mitglieder, wie Ghana, Kenia oder Pakistan, sind inzwischen in erheblichem Maße von chinesischer Hilfe abhängig. Und Peking ist Washingtons wichtigster Konkurrent und gefährlichster Gegenspieler.

In einer Welt, die von zunehmend autokratischen Führern dominiert wird, braucht beispielsweise eine pazifische Mittelmacht wie Australien einen möglichst breiten Freundeskreis – und ein zur europäischen Mittelmacht abgestiegenes Großbritannien ohnehin. Dafür kann der lose Staatenbund ein nützliches Forum sein. Wie alle internationalen Institutionen scheint sich das Commonwealth oft mehr mit großen Versprechungen als mit tatsächlichem Engagement zu beschäftigen.

Vielleicht ist genau das Vage daran so anziehend für Trump. Und er wäre institutionell endlich mit der von ihm so bewunderten britischen Monarchie verbunden. Die Amerikaner lieben alles Britische und vor allem die Royal Family der Windsors. Spötter sehen darin einen Phantomschmerz aus den Folgen der Unabhängigkeitserklärung von 1776 und dem Abschied von der Monarchie. Doch es gibt einen ernsten Kern: Die starke Stellung des US-Präsidenten in der amerikanischen Politik verweist noch auf diese monarchischen Zeiten: der US-Staatschef als republikanischer Cäsar.

Trump sonnt sich in solchen Vergleichen und nutzt sie für sich und der Diskussion, die Amtszeitbegrenzung des US-Präsidenten aufzuheben. Trump inszeniert sich von Anfang als Marke – ob als Geschäftsmann oder als Politiker. Amerikaner verstehen dieses Marketing und seine Inszenierung, ja sie lieben es: Das Volk will Spiele.

Doch als Mitglied des Commonwealth müssten die USA sich zu dessen Werten bekennen: Demokratie und demokratische Prozesse, einschließlich freier und fairer Wahlen und repräsentativer Parlamente; Rechtsstaatlichkeit und Unabhängigkeit der Justiz; gute Regierungsführung, einschließlich eines gut ausgebildeten öffentlichen Dienstes und transparenter öffentlicher Finanzen; sowie Schutz der Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Chancengleichheit. Kann Trumps Amerika diese Forderungen erfüllen?

In seinem Einladungsschreiben geizte König Charles nicht mit Komplimenten: Die Visite sei „wahrhaft historisch“ und ein „beispielloser“ zweiter Staatsbesuch des Amerikaners in Großbritannien. Das Sahnehäubchen ist die Einladung Trumps und seiner First Lady Melania in Charles private Residenz aufs schottische Schloss Balmoral. Dort ist die beste Gelegenheit, über die Beitrittsbedingungen der USA zum Commonwealth ausführlich zu diskutieren. Dann kommt endlich wieder zusammen, was nie zusammengehörte.

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Johann Stöckli
Johann Stöckli
13 Tage her

Charles III hofiert nicht nur Trump, er ist auch ein Judenknecht: Charles III. als erster britischer Monarch in Auschwitz Tachles 15.01.25   Als erster britischer Monarch wird Charles III. zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 an den offiziellen Feierlichkeiten an der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau teilnehmen.   Der König wird mit Bewohnern von Krakau und mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda zusammentreffen. Es ist dies bereits der fünfte Besuch des britischen Monarchen in Polen. Charles III. hat das Patronat über den National Holocaust Memorial Day Trust inne, welcher die Shoah-Gedenktage in Grossbritannien organisiert. Der Monarch pflegt seit… Read more »

fufu
fufu
13 Tage her

„Amerikaner verstehen dieses Marketing…“

Sagen wir mal eher sie verstehen ueberhaupt nichts.Sonst wuerden sie ja nicht auf seine populistische Rhetorik was Migranten und Meinungsfreiheit betrifft, seine angeblichen Friedensabsichten und seine Wirtschaftspolitik in der Realitaet im Interesse der 1% hereinfallen.

Soll Trump dem Club doch beitreten, wen juckts. Deutschland sollte sich von den Angelsachsen fernhalten, von wegen gemeinsame Aufruestung mit London. Nicht Deutschlands Interesse.

fufu
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13 Tage her

Wie sagte doch ein bekannter isrealischer Politiker in Bezug auf den Genozid an den Palestinensern… „die Allierten haben Deutschland bombardiert und jetzt sind sie ihre Freunde“.

Manchmal gibt es einen der so dumm ist die wahren Absichten zu enthuellen. Aber nein… die Angelsachsen waren nicht und sind nicht Deutschlands Freunde… Damit will ich nicht deutschen Grossmachtsbestrebungen, die es auch gibt, das Wort reden. Vorsicht sollte man aber auch gegenueber den Floetentoenen Putins wallten lassen.

dragaoNordestino
dragaoNordestino
11 Tage her

In seinem Einladungsschreiben geizte König Charles nicht mit Komplimenten: Die Visite sei „wahrhaft historisch“ und ein „beispielloser“ zweiter Staatsbesuch des Amerikaners in Großbritannien. 

Hmmm

Für mich sieht es eher danach aus, als ob da ein weiterer US President seine Anordnungen abholt.

Wenn man sich die Blutlinien amerikanischer Presidenten anschaut, sieht man klar woher diese stammen…. so gut wie alle sind da mit der britische Krone verwand. … Die Vereinigten Staaten wurden und werden von London aus kontrolliert.

Last edited 11 Tage her by dragaoNordestino
fufu
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Reply to  dragaoNordestino
11 Tage her

Als Nationalismus (s.MAGA) verkleideter Imperialismus… alias Globalismus. Zurueck zum Schroedinger’schen Paradox… ist die Katze nun tot oder lebendig… weder noch, sowohl als auch.

fufu
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Reply to  fufu
11 Tage her

Oder nehmen sie statt MAGA Orban… groesster Feind von Soros… und bester Freund von Netanjahu, was Orban wiederum mit der gesamten Rechten gemein hat… und mit der Linken auch.

fufu
fufu
8 Tage her

Waere ja interessant zu wissen von wem die hunderte von Trolls, alle begeisterte Fans von Trump, Orban, Salvini und anderen, die vor Jahren diese Seite bevoelkert haben gesponsort wurden.

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