Donald Trumps Griff nach Grönland

Groenland / Donald Trump / Daenemark / Quelle: Unsplash, lizenzfreie Bilder, open library: Visit Greenland; https://unsplash.com/de/fotos/town-on-hill-covered-with-snow-2qcAafaVaSs Groenland / Donald Trump / Daenemark / Quelle: Unsplash, lizenzfreie Bilder, open library: Visit Greenland; https://unsplash.com/de/fotos/town-on-hill-covered-with-snow-2qcAafaVaSs

Grönland, Kanada und der Panamakanal stehen auf Donald Trumps Wunschliste. Was auf den ersten Blick verrückt oder anmaßend wirkt, hat handfeste strategische Gründe.

Die letzte Staffel der Netflix-Serie „Borgen“ über Machtkämpfe in der dänischen Politik spielt auf Grönland und beschäftigt sich mit den geostrategischen Herausforderungen der größten Insel der Welt. Die Drehbuchautoren müssen Propheten sein, denn sie nehmen Entwicklungen vorweg, die auf der Agenda der neuen US-Regierung ganz oben stehen. Doch so neu sind Donald Trumps Begehrlichkeiten nicht.

Schnäppchen und teure Angebote

Mit dem Kauf Alaskas 1867 durch die USA von Russland erweiterte Washington seine Grenze bis zur Arktis und funkte den dort rivalisierenden Briten und Spaniern dazwischen. Im selben Jahr kam im US-Außenministerium die Idee auf, auch Grönland zu kaufen, das den amerikanischen Machtbereich in der östlichen Arktis zementieren würde. Die Regierung in Kopenhagen lehnte das Ansinnen brüsk ab. Einer der Gründe war, dass Dänemark an seiner Niederlage im deutsch-dänischen Krieg von 1864 litt, in dem es die Herzogtümer Schleswig und Holstein verlor. Eine weitere Gebietsabtretung, wenn auch gegen Bezahlung, kam für Kopenhagen nicht in Frage.

1917 sah die Lage anders aus, und wieder spielten geostrategische Gründe eine Rolle. Mitten im Ersten Weltkrieg kauften die USA die dänischen Westindischen Inseln in der Karibik für stolze 25 Millionen Dollar in Gold – im Vergleich zu den gut sieben Millionen Dollar für Alaska ein kostspieliges Geschäft. Amerika wollte mit dem Kauf der Regierung in Berlin zuvorkommen, die Kopenhagen ihr Interesse an den karibischen Besitzungen signalisiert hatte. Ziel der Deutschen war es, dort einen militärischen Stützpunkt für Angriffe auf die USA zu errichten. Für Dänemark waren die Eilande, die lange vom Sklavenhandel geprägt waren, seit langem ein dickes Minusgeschäft. Aus der dänischen Kolonie wurden 1917 die amerikanischen Jungferninseln, die zwischen dem ebenfalls amerikanischen Puerto Rico und den niederländischen Antillen liegen.

Washingtons Begehrlichkeiten auf Grönland flammten 1946 erneut auf. US-Außenminister Burns versuchte die Dänen mit ökonomischen Argumenten zu überzeugen, so wie heute Trump: Grönland sei lediglich ein großer Klumpen Eis, für Dänemark eine große finanzielle Belastung und für die USA zufällig von großer strategischer Bedeutung. Dass es auf der eisigen Insel wertvolle Bodenschätze gibt, war damals noch nicht bekannt. Die Dänen und die einheimischen Inuit profitierten mehr schlecht als recht von der Fischerei und dem Pelzhandel. Wirtschaftliche Gründe dürften für das US-Angebot also nicht entscheidend gewesen sein.

Für die damalige US-Regierung unter Präsident Truman stellte Grönland einen wichtigen Vorposten gegen die Sowjetunion im beginnenden Kalten Krieg dar. Wenn es zum Kauf gekommen wäre, dann hätte Washington Moskau in der Arktis ausgebootet und in die Zange nehmen können. Die US-Regierung legte Kopenhagen ein großzügiges Angebot vor: 100 Millionen US-Dollar. Im Vergleich zum Kaufpreis für die Jungferninseln ein Mega-Deal für die Dänen. Doch Kopenhagen lehnte erneut ab.

Neue Seewege entscheiden über Aufstieg oder Niedergang

Allerdings gibt es einen US-Militärstützpunkt im grönländischen Thule seit dem Zweiten Weltkrieg, den Trump als Ausgangsbasis für seine weiteren Aktivitäten betrachtet. Noch sagt Dänemark nein zu den amerikanischen Ambitionen, doch Trump wird nicht lockerlassen. Grönland zu besitzen, ist zu verlockend, um Russland und China die Seehandelswege im Norden streitig zu machen.

Auch ökonomisch ist die Insel inzwischen begehrt, da wertvolle Mineralien und seltene Erden entdeckt worden sind. Weil das Eis schmilzt, lassen sie sich jetzt bergen, und das ist ein Streitpunkt auf Grönland. Unter den Inuit gibt es Befürworter pro und contra Bergbau, die zwischen Naturschutz und Profit schwanken. Kopenhagen hält sich bei diesen Debatten zurück, da die Insel bei inneren Angelegenheiten Autonomie genießt.

Allerdings würde der Handel mit den Bodenschätzen Dänemark sehr entlasten, da es Grönland mit rund 700 Millionen Euro jährlich bezuschusst. Außerdem gibt es unter den Inuit den Wunsch, sich von Kopenhagen abzuspalten. Wäre ein unabhängiges Grönland ein besserer Verhandlungspartner als ein störrisches Dänemark? Oder wäre ein Ankauf durch die USA dann illusorisch?

China and Russland könnten die grönländische Sezessionsbewegung unterstützten, um mit einer eigenständigen Regierung lukrative Handelsverträge abzuschließen. Peking und Moskau könnten so die Pläne Washingtons durchkreuzen, ohne ein Kaufangebot abgeben zu müssen. Aus dem Umkreis Trumps ist durchgesickert, dass der Präsident wirtschaftlichen Druck aufbauen könnte, indem er den für Kopenhagen wichtigen Export dänischer Arzneimittel in die USA erheblich besteuert.

Deal mit China?

Trump will Grönland unter US-Kontrolle bringen, und er wird sich nicht wie die früheren amerikanischen Regierungen mit einem Nein abfinden. Damit ist es ihm noch ernster als mit dem Ansinnen, Kanada zum 51. US-Bundesstaat zu machen oder den Panamakanal wieder unter amerikanische Hoheit zu bringen. Letztlich geht es ihm darum, den russischen und vor allem chinesischen Einfluss zurückzudrängen. Das will der große „Dealmaker“ nicht mit Kriegen, sondern mit guten Geschäften erreichen. Lässt Trump Präsident Xi freie Hand bei Taiwan, wenn er Grönland bekommt und die Chinesen die arktischen Seewege weitgehend den Amerikanern überlassen? Bleiben bei dem großen Spiel der Weltmächte die Europäer auf der Strecke? Vielleicht bleibt ihnen nur noch die Zuschauerrolle und Dänemark das neue königliche Wappen Frederiks X.: Auf dem Herzschild hebt ein Eisbär drohend seine Tatzen. Symbol für Grönland als Teil des dänischen Reichs seit über 300 Jahren. In nur vier Jahren am Ende von Donald Trumps zweiter Amtszeit wissen wir mehr.

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fufu
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22 Tage her

Womit will der Immobilienspekulant, Schlangenoelverkaeufer und demnaechst MoechtegernKaiser eines bankrotten Imperiums seine Aquisition denn bezahlen? Mit seiner persoenlichen @Trumpcoin? Kaiser allerdings von Gnaden der Finanzmafia… wie man sieht nichts Neues unter der Sonne.

dragaoNordestino
Reply to  fufu
21 Tage her

Womit will der Immobilienspekulant, Schlangenoelverkaeufer und demnaechst MoechtegernKaiser eines bankrotten Imperiums seine Aquisition denn bezahlen?

mit Gewalt natürlich… Imperien haben da meisst eine grosse Anzahl von Möglichkeiten zur Verfügung

dragaoNordestino
Reply to  fufu
21 Tage her

Kaiser allerdings von Gnaden der Finanzmafia

Nach dem ganzen Wokeness Getue der lezten Jahrzehnte, ist eine veränderte Anschauung zu diesen Themen, auch für viele Menschen von unten ein willkommener Event…..

fufu
fufu
Reply to  dragaoNordestino
21 Tage her

„…willkommener Event…“

Schon. Aber eben ein Event, das sehr schnell in Entaeuschung bei „den vielen Menschen von unten“ umschlagen wird, denn die unerfuellbaren Hoffnungen die er erweckt hat werden sich gegen ihn richten. Er muss dann liefern…

fufu
fufu
20 Tage her

Beispielhaft Anders Vistisen, Patrioten fuer Europa, im Europaparlament… „Groenland gehoert seit 800 Jahren zu Daenemark und steht nicht zum Verkauf. Trump geh zum Teufel“. Er hat es etwas kraeftiger formuliert, richtig so.

dragaoNordestino
Reply to  fufu
19 Tage her

Groenland gehoert seit 800 Jahren zu Daenemark und steht nicht zum Verkauf.

Ist Geschwätz und stimmt so auch nicht.

Erich Stettner
Erich Stettner
19 Tage her

Er wird Grönland bekommen! Und evtl. auch Kanada. Europa scheint NICHT zu begreifen das es für die USA überlebenswichtig ist, um in einer bipolaren Welt als ‚Macht‘ und nicht nur als ‚einer unter vielen‘ zu bestehen, diese ‚Ressourcen‘ benötigt! Die Deindustrialisierung Europas und der Umbau in ein europäisches Kalifat des ’neuen Mittelalters‘ wird dazu führen das Europa NICHT mehr Kraft hat diesen 200 Jahre dauernden Angriff abzuwehren. Damit ist für die nächsten Jahrhunderte der Konkurrent aus dem Weg. Europa hat seine Chance vertan indem es sich von einer ‚Elite von verräterischen Lakeien‘ beherrschen läst die fremden Herren dienen. Es wird… Read more »

fufu
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Reply to  Erich Stettner
19 Tage her

„Er wird Grönland bekommen! Und evtl. auch Kanada.“ Schon moeglich. Kriege gegen Schwache sind schliesslich die Spezialitaet der USA, das wuerde das Militaer der USA sogar noch alleine schaffen. Aus Imagegruenden wuerde einer wie Trump wohl in diesem Fall eher zu Erpressung und Korruption greifen.Und da sind wir beim Punkt… das auf fake gebaute Imperium ohne Europa ist ein Nichts. Es fehlt Europa nur das politische Personal. Echte Patrioten wie der oben genannte Daene die sich trauen die Dinge beim Namen zu nennen sind rar gesaeht, siehe auch das peinliche Geplaudere Weidels mit Musk. Wer traut sich schon zu sagen,… Read more »

dragaoNordestino
Reply to  fufu
19 Tage her

Es fehlt Europa nur das politische Personal. 

Ja dies ist mit Wohlstandsverblödung und Wokissmus eben nicht zu haben.

dragaoNordestino
Reply to  fufu
19 Tage her

 siehe auch das peinliche Geplaudere Weidels mit Musk

Wieso peinlich.? Es haben sich zwei Anarcho-LIberale Menschen zum Geplauder getroffen und sich gegenseitig bestätigt.

Vermutlich haben dies viele gar nicht bemerkt

fufu
fufu
Reply to  dragaoNordestino
19 Tage her

Weder Weidel noch Musk sind Anarcho-Liberale. Musk lebt von Subventionen, frueher green, solar, e-Mobilitaet, heute vom Pentagon, Zensur wenn es um Einwanderung bestimmter Gruppen oder Israel geht. Weidel bedient in erster Linie ihre Protestwaehler, im Gespraech kein Wort zur Demontage Deutschlands durch die USA.

dragaoNordestino
Reply to  fufu
19 Tage her

Ich denke schon, dass die beiden arg Libertär sind. Bei Weidel ist es ja schon vom Werdegang her recht eindeutig….. >Peter Oberender / Hayek-Gesellschaft<

fufu
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Reply to  dragaoNordestino
18 Tage her

Beide sind gleichzeitig systemimanente Vertreter und Profiteure des im Westen vorherrschenden Wirtschaftssystems, des Spaetkapitalismus, den man am ehesten mit Begriffen wie crony Kapitalismus, Neofaschismus oder Neofeudalismus charakterisiert. Der Neofaschismus koennte libertaer erscheinen, aber nur solange die Masse sich freiwillig dessen Zwaengen unterwirft was aber aufgrund der inerenten Widersprueche nicht von Dauer ist. Dieser Widerspruch war sogar Hayek klar. Libertaer am ehesten sind vielleicht in Grenzen die MAGAs, sicher nicht die Elite weshalb diese auf Kontrolle, Propaganda und im Extremfall Krieg setzt.

fufu
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Reply to  Erich Stettner
19 Tage her

Davon mal abgesehen soll Trump sich Groenland doch nehmen. Es wuerde vielleicht einigen die Augen ueber die Natur dieser „Freunde“ oeffnen. Ein Deal waere Groenland gegen den Abzug der Truppen aus Europa zu tauschen, wird er natuerlich nicht machen, denn wie gesagt sind die USA ohne Europa nichts. Fuck the USA.

dragaoNordestino
Reply to  fufu
19 Tage her

denn wie gesagt sind die USA ohne Europa nichts. 

Erstaunliche Feststellung, denn in der Realität ist es seit dem WK2 gerade umgekehrt.

Wenn sich das US-Imperium Grönland krallt, wird die EU ausser Sesselfurzen gar nichts unternehmen.

fufu
fufu
Reply to  dragaoNordestino
19 Tage her

„seit dem WK2 gerade umgekehrt.“

Machtpolitisch vegetierte und vegetiert Europa und insbesondere Deutschland im Fahrwasser der USA. Das liegt aber an der Dominanz amerikanischer fake-Kultur, gekauften Medien und Politikern die ihre Karriere auf die atlantische „Freundschaft“ gebaut haben. Aber das ist nur die Oberflaeche. In meinem Exil draengeln sich mittlerweile US-amerikanische Oligarchen, frueher russische, warum nicht in Florida oder der Karibik ? In Disneyland in Orlando kann man schliesslich auch in Gondeln durch Venedig fahren.

„Sesselfurzen“. Ja. Aber Europa braucht Amerika nicht. Umgekehrt schon.

fufu
fufu
18 Tage her

Musk : „Nur die AfD kann Deutschland retten“

NEIN und nochmals NEIN. Nur ein deutliches „FUCK THE USA“ kann Deutschland und Europa retten. Eine AfD als weiterer Stiefellecker der USA ist nutzlos wie ein Kropf.

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