Düstere Aussichten für die US-Wirtschaft

Der Motor der US-Wirtschaft geraet ins Stottern. / Quelle: Unsplash, lizenzfreie Bilder, open library: Tim Mossholder: https://unsplash.com/de/fotos/V37iTrYZz2E Der Motor der US-Wirtschaft geraet ins Stottern. / Quelle: Unsplash, lizenzfreie Bilder, open library: Tim Mossholder: https://unsplash.com/de/fotos/V37iTrYZz2E

Ausgerechnet in der Endphase des Präsidentschaftswahlkampfs droht der US-Wirtschaft der Absturz. Davon zeugen kritische Signale vom Arbeitsmarkt.

Die US-Börse befindet sich in der Endphase einer riesigen Spekulationsblase. Die Überbewertung hat sogar die alten Rekorde der Jahre 2000 und 1929 hinter sich gelassen. Zumindest hat eine ganze Flut von Risikoindikatoren die höchste Risikostufe erreicht, und Rezessionswarnungen für die US-Wirtschaft kommen inzwischen nicht mehr nur von bewährten Frühindikatoren, sondern auch vom Arbeitsmarkt.

Aufgrund der Schwächezeichen vom Arbeitsmarkt wird die amerikanischen Zentralbank Fed wohl bald die Zinsen senken, vermutlich im September. Zurzeit herrscht unter Börsianern und Marktkommentatoren die Überzeugung, Zinssenkungen seien bullish für den Aktienmarkt und würden der Spekulationsblase, die sie nicht sehen können, neues Leben einhauchen. Ein Blick in die Finanzgeschichte zeigt jedoch das Gegenteil.

Fantasie der Anleger

Immer wenn die Fed in der Vergangenheit am Top einer Spekulationsblase die Zinsen gesenkt hat, folgten eine Rezession und eine Aktienbaisse. Ich befürchte, das wird dieses Mal nicht anders sein,

Meiner Ansicht nach mehren sich sogar die Zeichen für das Ende dieser extrem spekulativen Episode. Dazu gehört neben einer drastischen fundamentalen Überbewertung eine Innovation, an der sich die Fantasie von Anlegern und Spekulanten entzünden kann. Im Jahr 2000 spielten das Internet und Glasfaserkabel diese Rolle. Heute ist es alles, was sich irgendwie mit dem schillernden Begriff „künstliche Intelligenz“ und den dazugehörigen Chips in Verbindung bringen lässt.

Diese Rolle spielt im aktuellen Zyklus alles, was sich irgendwie mit dem schillernden Begriff „künstliche Intelligenz“ und den dazugehörigen Chips in Verbindung bringen lässt.

Hype um Nvidia

Ganz besondere Popularität hat dabei das US-Unternehmen Nvidia erlangt. Die Aktie stieg sogar in Deutschland zu dem von Privatanlegern am häufigsten gehandelten Wert auf. Von ihrem Höchstkurs, den die Nvidia-Aktie am 20. Juni 2024 erreichte, ist sie inzwischen bereits um 28 Prozent gefallen. Trotz dieses kräftigen und schnellen Kursrückgangs sind mittelfristig orientierte Momentum-Oszillatoren noch nicht überverkauft. Sie lassen also Raum für weiter fallende Kurse.

Darüber hinaus waren die Kursbewegungen der letzten Tage sehr erratisch und in beiden Richtungen sehr groß. Diese wilden Zuckungen zeugen von Instabilität und sind kein gutes Zeichen.

Vorbild Cisco Systems

Ende Februar dieses Jahres habe ich an dieser Stelle auf die Parallelen zwischen Nvidia und Cisco im Jahr 2000 hingewiesen. Cisco stand Ende der 1990er Jahre, als der Telekommunikations- und Internetboom das Bösengeschehen beherrschte, im Zentrum des spekulativen Interesses. Wie heute bei Nvidia stiegen Ciscos Umsätze und Gewinne sehr stark an, und viele Börsianer und Analysten wetteten auf die Dauerhaftigkeit dieser Entwicklung.

Dann folgte die Ernüchterung. Von ihrem im März 2000 erreichten Hoch von 55,69 $ fiel die Aktie bis Oktober 2002 auf 5,52 $ – ein Kursrückgang von 90 Prozent. Dabei war und ist Cisco Systems – ganz wie Nvidia – kein schlechtes Unternehmen, ganz im Gegenteil. Den völlig überzogenen Erwartungen der Bullen konnte die Aktie aber nicht gerecht werden.

Dass es der Nvidia-Aktie ähnlich ergehen wird, halte ich für sehr wahrscheinlich. Das gilt umso mehr, da die Chipindustrie extrem zyklisch ist und immer wieder heftige Abschwünge erlebt, die auch an Nvidia nicht spurlos vorübergehen. So fiel die Aktie im Jahr 2000 um 69 Prozent, 2002 um 90 Prozent, 2004 um 66 Prozent, 2006 um 46 Prozent, 2008 um 85 Prozent, 2010 um 54 Prozent, 2011 um 56 Prozent, 2018 um 57 Prozent und 2022 um 69 Prozent.

Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel