Hitlers erstes Blutbad: 90 Jahre „Röhm-Putsch“
90 Jahre „Röhm-Putsch“: Mit den Ereignissen vom Sommer 1934 beseitigte Hitler letzte Widersacher. Er war nicht der einzige Profiteur.
Der 30. Juni 1934 war ein schwül-warmer Tag, als eine Gruppe Männer in Mercedes-Limousinen vor einer Villa bei Potsdam vorfuhr. Sie begehrten Einlass und wollten den Hausherrn sprechen. Dessen Haushälterin informierte ihn und kündigte die Herren als Ministerialbeamte an. Widerwillig empfing der übellaunige Gastgeber mit seiner Frau die Unbekannten – dann passierte alles blitzschnell. Die Männer zogen Pistolen aus ihren Mänteln und streckten ihr prominentes Opfer samt Ehefrau nieder.
Es handelte sich um niemand Geringeren als Kurt von Schleicher. Kurzzeitiger Reichskanzler und Karrieregeneral der Reichswehr. Er war sofort tot, seine schwerverletzte Frau Elisabeth nur wenige Stunden später und die Haushälterin erlitt einen totalen Nervenzusammenbruch. Stahlharte Nerven bewies an diesem Tag weit weg von Berlin indes der Drahtzieher des Anschlags, dem weitere in Bayern und in der Reichshauptstadt in den ersten Julitagen folgen sollten.
Lange Messer und lange Gesichter
Inhaltsverzeichnis
Adolf Hitler stand am Morgen des 30. Juni einem noch im Bett liegenden Ernst Röhm gegenüber. Verdutzt schnarrte der SA-Chef „Heil, mein Führer“, woraufhin sein Duz-Freund mit der Pistole rumfuchtelnd wütete: „Röhm, Du bist verhaftet!“ Auch andere SA-Funktionäre, die bei der Tagung in Bad Wiessee anwesend sind, kommen in Arrest. Anders als sich hartnäckig haltende Gerüchte verbreiteten, lag Röhm nicht mit nackten Burschen im Bett. Dieses Vergnügen gönnte sich der schlesische SA-Chef Victor Lutze mit seinem jungen Begleiter. Beide wehrten sich gegen die Gefangennahme, die Hitler angewidert persönlich anordnete. Hatte doch ausgerechnet Lutze die NS-Führung über angebliche Putsch-Pläne Röhms informiert. Doch es half ihm nichts. Beide Männer und weitere SA-Leute wurden noch an Ort und Stelle erschossen.
Röhm ereilte dieses Schicksal im Gefängnis München-Stadelheim. Hitler wollte sich gegenüber seinem langjährigen Wegbegleiter großzügig zeigen. Eine Abordnung der SS, die federführend beim Schlag gegen die SA-Führung handelte, legte dem Delinquenten eine Pistole hin. Er habe zehn Minuten Zeit! Andernfalls erledigten sie das für Röhm!! Der entmachtete SA-Chef ließ sich lieber richten, als selbst zur Waffe zu greifen. Seine Letzten Worte sollen „Heil Hitler“ gewesen sein. Wer waren die prominentesten Opfer der im NS-Jargon „Nacht der langen Messer“ genannten Mordaktionen, Röhm und Schleicher?
Sein einziger Freund
Ernst Röhm machte sich nach dem Ersten Weltkrieg in der bayerischen Reichswehr als geschickter Organisator für illegale Waffen- und Munitionsdepots einen Namen. Außerdem galt der Draufgänger als ausgesprochen gut vernetzt, vor allem in deutsch-nationale und konservative Kreise im In- und Ausland. Zwischenzeitlich ergab sich über seine Auslandskontakte eine Beratertätigkeit bei der bolivianischen Armee. Dort verdiente er so gut, dass er einen luxuriösen Haushalt betrieb und den Spitznamen „König von Bolivien“ erhielt. König wollte er wohl nicht werden, aber Putschgerüchte umschwirrten ihn auch in der Hauptstadt La Paz.
Der Münchner war auch in Bayern wegen seiner Ausschweifungen berühmt-berüchtigt. Sein opulenter Lebensstil mit einer Entourage junger Männer war stadtbekannt und bald auch seinem späteren Chef Adolf Hitler. Jenen lernte er 1919 kennen, als der Weltkriegsgefreite noch V-Mann der Reichswehr bei ultra-rechten Kleinstparteien wie der Deutschen Arbeiterpartei war. Aus dieser machten Hitler und Röhm die schlagkräftige NSDAP mit ihrer Kampftruppe SA, die Röhm formte und führte. Formen und führen wollte auch Kurt von Schleicher, aber hatte er das Zeug dazu?
Ende der Parade
Letztlich nein. Zwar erhielt er eine solide Ausbildung im preußischen Heer, jedoch durchlief er eine hauptsächlich ministerielle Karriere. Schleicher war ein Büro-General, der das Frontleben eher theoretisch kannte. Ein Umstand, der ihm bei seiner kurzen politischen Karriere bei vielen, die im Krieg gewesen waren, Sympathien kostete. Nicht allein bei Hitler und Röhm, die den intriganten Parade-Offizier nicht ausstehen konnten. Mehr Schein, als Sein!
So sah es auch Weltkriegs-Idol Feldmarschall Paul von Hindenburg, der als Reichspräsident den Daumen hob oder senkte. Über Schleicher als Reichskanzler im Winter 1932/33 senkte er ihn schnell. Schleichers Plan, eine Regierung aus patriotischen Linken und konservativen Kräften zu bilden, schlug fehl. Rechte SPD-Kreise und Gewerkschaften misstrauten seinen Absichten. Jedoch waren Hindenburg der „böhmische Gefreite“ und sein halbseidener SA-Chef noch suspekter. Am Ende wurden beide dem greisen Staatsoberhaupt aufgedrängt. Das Schicksal nahm seinen Lauf und sollte sich im 30. Juni 1934 erfüllen.
Obszönitäten und andere Legenden
Die Ereignisse sind mehrfach beschrieben worden, so unter anderem von Erich Kempka, Hitlers Chauffeur und Leibwächter, der in der Nachkriegszeit oft als Zeitzeuge gefragt war. Sie sind auch filmisch eingeflossen, wie beispielsweise in Luchino Viscontis „Die Verdammten“. Darin geht der italienische Regisseur in schwülstigen Szenen auf die entscheidende Tagung der SA-Führung im oberbayerischen Bad Wiessee ein. Visconti inszeniert Röhm und seine Gefährten als rauschsüchtige Bande von Homo-Erotikern, denen die Macht zu Kopfe steigt. Visconti ist damit der NS-Propagandaerzählung einer dekadenten SA-Clique und ihrem Saustall auf den Leim gegangen. Aber plante Röhm tatsächlich einen Putsch gegen Hitler?
Traute er sich nicht?
Darüber sind sich die Historiker uneins. Die derzeitige Quellenlage gibt keine eindeutige Antwort. Klar ist allerdings, dass Röhm mit der Entwicklung einer NS-Gesellschaft nach seinen Vorstellungen unzufrieden war. Er wollte, ähnlich wie Schleicher, einen Volksstaat, in dem es kein rechts und links mehr gibt. Die SA sollte für ihren jahrelangen Kampf belohnt werden und den Kern eines Volksheers bilden, parallel zur offiziellen deutschen Armee. Aber Röhm wollte am Ende auch diese in sein neues Militär integrieren. Damit rief er die traditionellen Eliten auf den Plan: Reichswehrführung respektive Wehrmacht und die Konservativen um Hindenburg. Hitler war bis auf seine mörderische Obsession mit den Juden politisch ziemlich flexibel.
Ein Putsch ist nicht genug
Die führenden Militärs und Hindenburgs Klüngel schlugen Hitler einen inoffiziellen Deal vor: Röhms SA wird kastriert, die Wehrmacht hat militärisch das Sagen und Hitler darf vom Reichskanzler ganz offiziell zum „Führer“ aufsteigen. Damit seien Recht und Ordnung wieder hergestellt. Hitler konnte zudem mit der Entmachtung Röhms und der SA seinen gefährlichsten innerparteilichen Konkurrenten aus dem Weg räumen.
Die noch schwelende Richtungsfrage in der NSDAP zwischen dem linken Flügel um Georg Strasser und Röhm und dem rechtsnationalistischen beantwortete der 30. Juni 1934. Neben Hitler selbst als nun unumschränkter Diktator, den alten politischen Eliten sowie der Armeeführung, profitierte eine bislang kleine, eher unbedeutende Gruppe von der Mordaktion: die SS mit ihrem Chef Heinrich Himmler. Sie organisierte perfekt die Kastration der SA und Hitler belohnte sie dafür mit großer Machtfülle. Ironie der Geschichte, dass Schleicher mit seinem Freund Franz von Papen die Steigbügelhalter Hitlers waren.
Papen hatte Glück. Er stand auch auf der Liquidationsliste, befand sich aber im Ausland. Aber er wäre nach Hitlers Vorstellungen später doch noch zur Rechenschaft gezogen worden. Denn der „Führer“ und Himmler beabsichtigten nach dem so genannten Endsieg noch einen zweiten 30. Juni. Die verbliebenen alten Eliten sollten zerschlagen werden und nur noch die neue NS-Elite herrschen. Doch das vereitelte der 8. Mai 1945.
Wiedermal ein Geschreibsel des Boulevard-Journalisten Steven West in typischer oberflächlicher Holzschnitt- und Schwarzweiß-Manier. Da wird der Intrigant Schleicher bedauert und Röhm einerseits als stadtbekannter „halbseidener SA-Chef“ und dann als „gefährlichsten innerparteilichen Konkurrenten“ bezeichnet, ohne deren finstere Absichten darzustellen. Und alles abgeschieden in einer „Blase“, ohne überhaupt nachzudenken, wie das Volk darüber dachte. Das bleibt außen vor obwohl es ja doch aufgeklärter sein dürfte und die zerstörerischen Zusammenhänge der beiden mitbekommen haben dürfte. Das Volk glaubte in den wirren Nachkriegszeiten an den Retter, der ja große Erfolge seines Wirtschaftswunders vorweisen konnte. Und das wurde zurecht honoriert, warum auch nicht? Die SA… Read more »
„Das Volk glaubte…“ In der Konsequenz hat es dann die Rechnung bezahlt, uebrigens aehnlich wie die Palestinenser. Es gibt auch Vermutungen, dass Hitler eine britische Gehirnwaesche erhalten hat, bei Mussolini eine Gewissheit. Um bei der Analogie zu bleiben… war Hamas eine Freiheitsbewegung oder ein trojanisches Pferd… oder beides ?
Hamas ist eine Freiheitsbewegung, weil die Welt tatenlos den zionistischen Umtrieben und fortschreitendem Landraub zuschaut und alles als „Status quo“ akzeptiert. Dagegen MUSS sich Widerstand aufbauen. Die Hamas in D. zu verbieten ist zionistischer Schleim, wie gehabt(Staatsräson“). Wer regiert Deutschland übergeordnet?
https://archive.org/stream/HitlerWasABritishAgent/3828921-Hitler-was-a-British-Agent_djvu.txt
Es wird im Nachhinein(!) viel Blödsinn geschrieben und Gerüchte und Falschmeldungen verbreitet. Übliche Frage: Warum? Und wem nützt es?
Es ist schon nicht einfach sich im Spiegelkabinett der aktuellen Ereignisse umsomehr gilt das fuer die Vergangenheit.
War Roehm eventuell der echte volksnahe Revolutionaer ? Wollte gar Hitler einen Mitwisser seiner Vergangenheit und sexuellen Neigungen beseitigen ?
Und Ihre Frage… „Wem haben die Nazis (und Hamas) letztendlich genuetzt ?“
Aufwachen… „Wir haben Dresden und Hiroshima bombardiert… und jetzt sind es unsere treuesten Verbuendeten“… von wem?
Der Weltkrieg gegen Deutschland war eine geplante Sache, früher oder später. Nur war „früher“ die Sowjetunion noch nicht soweit. Aber dann lief alles nach Plan zum Zweifrontenkrieg gegen Deutschland. Japan und Deutschland wurden beide unter US-Aufsicht „umerzogen“. Jetzt ernten sie die Früchte. Und die Aufsicht hat das willige und unerbittliche „System“, z.B. die Atlantikbrücke, übernommen. Jahrzehntelang gegen Russland aufgehetzt, läßt sich das nicht so schnell neutralisieren. Im Osten aber schon. An der Tendenz, wie man mit Dresden oder Hiroshima oder Gaza-Gedenken umgeht, zeigt sich, ob wir uns vom „System“ emanzipiert haben. Aber es will, nach Dresden und Hiroshima und Gaza… Read more »