Monaco fürchtet Putins Einfluss

GEOLITICO ROYAL

Monacos Spielcasino in Monte Carlo / Quelle: Pexels, lizenzfreie Bilder, open library: Helena Jankovičová Kováčová: https://www.pexels.com/de-de/foto/stadt-ferien-wahrzeichen-strasse-7372484/ Monacos Spielcasino in Monte Carlo / Quelle: Pexels, lizenzfreie Bilder, open library: Helena Jankovičová Kováčová: https://www.pexels.com/de-de/foto/stadt-ferien-wahrzeichen-strasse-7372484/

Neben dem Psycho-Drama um Charlène erhebt Fürst Albert von Monaco schwere Vorwürfe gegen „feindliche Kräfte“. Steht das Fürstentum unter russischer Kontrolle?

Ein Gastbeitrag von Steven West

Am Nationalfeiertag, dem 19. November, streckten die Zwillinge Jacques und Gabriella von einem Palastbalkon selbst geschriebene Blätter in die Höhe: „We love you mommy, we miss you mommy.“ Die zu Herzen gehenden Grüße an die in einer Schweizer Privatklinik weilende Mutter und Fürstin Charlène eröffnen ein neues Kapitel um Geld, Macht und Liebe im Fürstentum Monaco.

Jedoch sind die Monegassen nicht allein in Sorge um die Landesmutter, sie bangen um die Integrität ihrer Heimat. In einem aufsehenerregenden Interview mit dem Lokalblatt Monaco-Martin sprach Albert über eine „Vernichtungskampagne feindlicher Kräfte“, die enge Vertraute in ein schlechtes Licht rücken. Darunter sind der Präsident des höchsten Gerichts, Didier Linotte, sowie Außenminister Laurent Anselmi.

Auf der US-Webseite „Dossiers du Rocher“ sind angeblich Beweise gegen sie und andere aus der Umgebung des Fürsten veröffentlicht, die von Korruption und illegalen Machenschaften sprechen. Dabei führt eine besonders heiße Spur nach Russland. Von dort sollen Verleumdungen und Falschinformationen via Kurznachrichtendiensten und Mails an Journalisten geschickt worden sein.

Alte und neue Clans ringen in Monaco um Einfluss und Macht

Wer aber sind die Big Player am Fürsten-Felsen? „Moskau am Meer“ wird Monaco inzwischen genannt, seit reiche Russen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs das Dolce Vita zwischen Jachthafen, Spielbank und Formel-1-Glamour genießen. Will heißen, die Verhältnisse haben sich grundlegend verändert. Denn einst luxurierten in der Ära Grace Kellys überwiegend Hollywood-Stars und US-Magnaten und nicht zuletzt Reeder-Legende Aristoteles Onassis in Monte Carlo. Letzterer ließ dort mit seiner Dauer-Muse Maria Callas die Champagner-Korken knallen.

Auch damals gab es Knatsch zwischen den Grimaldis und dem sich immer mehr in die Staatsgeschäfte einmischenden griechischen Milliardär. Er wollte Monaco nach seinem Gusto umgestalten und es zu einer Art Disney World für den Jet-Set machen. Letztlich ist er am Widerstand des Fürsten Rainier und des damals im Land noch sehr einflussreichen Frankreich gescheitert.

Tief gekränkt kehrte er Monaco den Rücken und schipperte unstet mit einer Rest-Entourage durch die Meere. Dass es nicht zum völligen Promi-Aderlass kam, hat mit der neuen Bling-Bling-Klientel zu tun. Eine Wendung, die sich weder Rainier noch Onassis in ihren schlimmsten Alpträumen hätten vorstellen können.

So tummeln sich im Fürstentum heute viele Oligarchen, die, wie der russisch-zyptiotische Milliadär Dimitri Rybolovlev, zu den Mitbesitzern des Spitzenfußball-Clubs AS Monaco zählen. Inzwischen scheinen sie auch, die inneren Angelegenheiten des Fürstentums stärker beeinflussen zu wollen. Ein Umstand, der nicht nur den Grimaldis, sondern auch der bislang sehr einflussreichen Immobilien-Dynastie Pastor missfallen dürfte. Sie soll eine Gesamtfläche von 500.000 Quadratmetern an Häusern und Grundstücken ihr Eigen nennen.

From Russia with love?

Dem Fürsten wurde lange eine Nähe zu Wladimir Putin nachgesagt, der ihn immer wieder getroffen und im Kreml empfangen hat. Jetzt scheint es zu einer Konfrontation zwischen den alten Eliten und der russischen Milliardärs-Szene zu kommen. Dabei spielt auch der angeblich engste Vertraute Charlènes, Vladislav Doronin, Immobilienentwickler und Kunstsammler, eine Rolle. Er soll sich um die Fürstin im Schweizer Luxus-Spital kümmern. Wie heißt es so schön beim englischen Hosenbandorden: „Honi soit qui mal y pense“ – ein Schurke, der Schlechtes dabei denkt.

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