Wie die Wertschöpfung im Export einbricht

Wirtschaftseinbruch Hafen Export / Quielle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/kran-kr%C3%A4ne-hafen-hamburg-baustelle-1764424/ Wirtschaftseinbruch Hafen Export / Quielle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/kran-kr%C3%A4ne-hafen-hamburg-baustelle-1764424/

 

Die Auswirkungen der bis Ende Juli gegenüber dem Vorjahr ausgefallenen Exporte sind riesig: Allein im Juli brach die Wertschöpfung von 1,57 Millionen Jobs weg.

Der Juli 2020 war der dritte Monat nach dem Shutdown, in dem die ganze Zeit wieder gearbeitet werden durfte bzw. konnte. Es waren zu große Optimisten, die erwartet hatten, dass gleich alles wieder wie im Februar laufen würde.

Die Medien betonen zwar den Zuwachs gegenüber Juni 2020, realer sieht man die Dinge allerdings, wenn man mit dem Vorjahrsmonat vergleicht. Die Julizahlen sind im Vergleich schlechter als die vom Juni. Gegenüber Februar 2020 – dem Monat vor dem Beginn der Corona-bedingten Einschränkungen – liegen die Exporte kalender- und saisonbereinigt 12,1 % und die Importe 11,5 % niedriger.

Einbruch beim Export

Bei Destatis liegen folgende Außenhandelszahlen für Juli vor.

Exporte Juli 102,3 Milliarden Euro -11,0 % zum Vorjahresmonat
Importe Juli 83,1 Milliarden Euro -11,3 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Juli 2020 18,0 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)  
Exporte Juni 2020 96,1 Milliarden Euro

 

-9,4 % zum Vorjahresmonat
Importe Juni 2020 80,5 Milliarden Euro

 

-10,0 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Juni 2020 14,5 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)  
Exporte Mai 2020 80,3 Milliarden Euro

 

-29,7 % zum Vorjahresmonat
Importe Mai 2020 73,2 Milliarden Euro

 

-21,7 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Mai 2020 7,6 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)

 

 
Exporte April 2020 75,7 Milliarden Euro

 

-31,1 % zum Vorjahresmonat
Importe April 2020 72,2 Milliarden Euro

 

-21,6 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, April 2020 3,2 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)

 

 

Der übliche hohe Außenhandelsüberschuss stellt sich langsam wieder ein. Der Mittelwert der letzten Jahre waren 17 Milliarden Euro pro Monat. Hier einige Zahlen:

  • Handel mit dem Vereinigten Königreich: Export 5,5 Milliarden Euro (minus 12,6 %), Import 2,4 Milliarden Euro (minus 24,8 %).
  • Handel mit China: Export 8,7 Milliarden Euro (minus 0,1 %), Import 10,3 Milliarden Euro (plus 7,4 %).
  • Handel mit den USA: Export 9,3 Milliarden Euro (minus 17,0 %), Import 5,2 Milliarden Euro (minus 14,8 %).
  • Handel mit der Eurozone: Export 36,8 Milliarden Euro (minus 10,7 %), Import 30,1 Milliarden Euro (minus 13,1 %).

Wertschöpfungs-Ausfall

Um dem Leser eine Vorstellung zu geben, welche Auswirkung die bis Ende Juli gegenüber dem Vorjahr ausgefallenen Exporte hatten, muss man die Wertschöpfung eines Industriejobs kennen. Bei 140 Monatsarbeitsstunden und einer Wertschöpfung von 50 Euro pro Stunde sind das 7.000 Euro. Was im Juli ausgefallen ist, entspricht unter dieser Annahme 1,57 Millionen Jobs in Deutschland. Ein großer Teil davon wurde vorerst durch Kurzarbeit aufgefangen.

Für die deutsche Exportindustrie war das ein vierter desaströser Monat in Folge. Auf die August-Zahlen dürfen wir gespannt sein.

 

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Über Wolfgang Prabel

Wolfgang Prabel über sich: "Ich sehe die Welt der Nachrichten aus dem Blickwinkel des Ingenieurs und rechne gerne nach, was uns die Medien auftischen. Manchmal mit seltsamen Methoden, sind halt Überschläge... Bin Kommunalpolitiker, Ingenieur, Blogger. Ich bin weder schön noch eitel. Darum gibt es kein Bild." Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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3 Jahre her

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Friedolin
Friedolin
3 Jahre her

Wir leben auf Kosten der Dritten Welt, der Umwelt und der Zukunft immer noch im Schlaraffenland, vielleicht wird sich das nun allmählich ändern. Das wäre dann etwas Gutes. Vielleicht bricht auch der Schweinefleischexport ein, und wenn die männlichen Küken nicht mehr geschreddert werden dürfen, dürfe auch der Geflügelexport – falls es den gibt – zurückgehen. Denke, der Niedergang kann sich noch zehn Jahre dahinziehen, immer noch genug Substanz da. Kann auch ganz anders kommen, wenn die Menschen aus ihrer Lethargie erwachen und beginnen selbständig zu denken, besser, überhaupt wieder zu denken, denn betreutes Denken gibt es nicht, ist nur ein… Read more »

Greenhoop
Greenhoop
3 Jahre her

Der Blick in die eigene BWA zeigt mir ein vorläufiges Betriebsergebnis von -30 % YTD an, Kunden können nicht besucht werden, geplante Projekte in unbestimmte Zukunft verlagert und Neukundengeschäft ist nahezu unmöglich und wir befinden uns erst am Anfang der P(l)andemie. Solange die Masse auch weiterhin diesem Märchen folgt, solange wird es keine Veränderungen geben können und es muss eben noch viel schlimmer kommen, was wir vermutlich diesen Herbst schon werden erleben können. Wir müssen unter diesen Umständen auch akzeptieren, dass wir die Masse nicht werden mitnehmen können, es geht jetzt nur noch um den Schutz der eigenen Familie. Ich… Read more »

Last edited 3 Jahre her by Greenhoop
fufu
fufu
3 Jahre her

Herr Prabel, wir leben nicht im Arbeiter und Bauernstaat. Bei uns laeuft die Wertschoepfungskette so, Teile werden in China produziert, in Tschechien zusammengebaut und als made in germany exportiert. Die Abnehmer lassen anschreiben (Stichwort Target), die formal noch existierenden Exporterloese werden als Dividenden an Blackrock ausbezahlt und der deutsche Malocher ist(war) vorwiegend auf Mallorca anzutreffen. Aber auch mit lockdown und Kurzarbeit geht es ihm noch nicht richtig schlecht.

Friedolin
Friedolin
Reply to  fufu
3 Jahre her

@ fufu sehr gut erklärt: einfach, schnörkellos, auf den Punkt gebracht. Bloß, wie verarbeiten wir „durchblickenden“ Malocher (innerlich) die sich zuspitzende Misere? Denn wer in Depression verfällt, leidet nicht nur an den äußeren Umständen, und hat keine Kraft und keinen Antrieb etwas zu ändern – er hätte sozusagen durch sein selbständiges, kritisches Denken in jeder Hinsicht die A…karte gezogen. Die Augen schließen und wie die Schlafschafe es sich gut gehen lassen, ist das die Alternative? Nicht wirklich, denn vom Denken wieder auf Nichtdenken zu schalten ist fast unmöglich und die das machen nennt man Zyniker und sie sehen dabei nicht… Read more »

fufu
fufu
Reply to  Friedolin
3 Jahre her

Zynismus ist eine Weise mit der Komplexitaet der Welt oder der Realitaet umzugehen.. der Zynismus des underdog, des Machtmenschen, des entaeuschten Moralisten oder den des Philosophen basierend jeweils auf unterschiedlichen Lebensplanungen. Ich sehe das Glas randvoll. Prost.

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