Trump kann den Börsensturz nicht aufhalten

 

Das Risiko an der Börse steigt mit jedem Tag. Nur steigende Unternehmensgewinne könnten massive Kurseinbrüche verhindern. Doch die gibt es seit langem nicht.

Obwohl ich ein leidenschaftlicher Börsianer bin, habe ich in jüngerer Zeit nicht allzu viel über die allgemeinen Aktienmärkte geschrieben. Der Grund dafür ist einfach: Aus Sicht der Fundamentalanalyse gibt es derzeit keine Neuigkeiten. Die US-amerikanische Leitbörse ist anhand aller bewährten Kennzahlen historisch überbewertet. Wir haben es also mit einer riesigen Spekulationsblase zu tun. Daran gibt es keine Zweifel.

Daraus folgt, dass das Risiko an der Börse derzeit außerordentlich groß ist. Der Markt zeigt eine Mischung aus dem Geschehen der Jahre 1929 und 2000 – also einen Tanz auf dem Vulkan pur. Im Anschluss an das Hoch des Jahres 1929 stürzten die Aktienmärkte weltweit um 90% ab. Nach dem Top 2000 fielen der DAX und der NASDAQ 100 um mehr als 70%, während der Neue Markt um 96,4% nach unten rauschte. Dann entschied die Deutsche Börse AG, ihn einfach abzuschaffen – ob aus Scham oder um die Erinnerung an diese peinliche Episode möglichst schnell verblassen zu lassen, weiß ich natürlich nicht.

Jeder Tag verschlechtert die Situation

Angesichts der hohen Überbewertung müssen Anleger mit einer sehr schweren Baisse rechnen. An den Kennzahlen der Fundamentalanalyse gemessen, müsste eine Drittelung des S&P 500 Index – also ein Kursrückgang auf rund 1.000 Punkte – nicht etwa als Worst-Case-Szenario bezeichnet werden, sondern als eine durchschnittliche und damit eher harmlose Entwicklung, die völlig normal wäre.

Mit jedem Tag, an dem die fundamentale Bewertung weiter nach oben getrieben wird, verschlechtern sich diese Aussichten weiter. Entwarnung kann es von dieser Seite her kaum geben. Das wäre nur möglich, wenn die Unternehmensgewinne regelrecht durch die Decke gingen und Steigerungen aufweisen würden, die es noch nie gegeben hat. Stattdessen stagnieren die US-Unternehmensgewinne schon seit 2012!

Spekulationsblase pur: Die US-Unternehmensgewinne stagnieren schon seit 2012 - und die Aktienkurse steigen. Quelle: St. Louis Fed / Claus Vogt

Spekulationsblase pur: Die US-Unternehmensgewinne stagnieren schon seit 2012 – und die Aktienkurse steigen. Quelle: St. Louis Fed / Claus Vogt

Starke Verkaufssignale von den Optionsmärkten       

Seit Anfang des Jahres ist kaum ein Tag vergangen, an dem nicht irgendein technischer oder Sentimentindikator historische Hochs erreicht hat. Jetzt hat auch die Spekulation an den Optionsmärkten extrem zugenommen. Alle Kennzahlen, die auf dem Geschehen dieses hochspekulativen Marktsegments basieren, haben Höchstwerte angenommen. Diese Entwicklung ist ein starker Hinweis, dass sehr bald ein größerer Kursrückgang beginnen wird.

Ob es sich dabei nur um eine Korrektur handeln wird oder um das Ende der Spekulationsblase, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Die Antwort auf diese Frage werden uns der Verlauf und vor allem die Qualität der nächsten Abwärtsbewegung geben.

Konkret achte ich jetzt darauf, ob unsere langfristigen Momentum-Indikatoren ihre Unterstützungslinien unterschreiten. Wenn das geschehen sollte, wäre das Ende dieser allumfassenden Spekulationsblase wahrscheinlich besiegelt.

Auch die Fed ist machtlos

US-Präsident Trump und die amerikanische Zentralbank Fed werden den Absturz der Börsenkurse und eine neue Krise schon verhindern, höre und lese ich allenthalben – ja sogar von Trump selbst. Tatsächlich erscheinen sie fest entschlossen, wirklich alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um das Unvermeidliche so lange wie möglich hinauszuschieben – koste es, was es wolle.

Bisher waren diese Anstrengungen länger als in früheren Zyklen erfolgreich. Der gesunde Menschenverstand und die Erfahrung sagen aber, dass Rezessionen, Aktienbaissen und Krisen nicht dauerhaft verhindert werden können. Vielmehr hat sich immer wieder ein ganz anderer Zusammenhang gezeigt: Je länger und intensiver versucht wurde, eine Rezession und eine Baisse zu verhindern, desto stärker sind diese dann ausgefallen.

Jetzt deutet die gesamte technische Lage des Aktienmarktes darauf hin, dass der Höhepunkt dieser riesigen Spekulationsblase in greifbarer Nähe ist.        

Anleger sollten daher sehr genau auf die weitere Entwicklung der Risse achten, die sich im Gebälk der Weltwirtschaft und der Aktienmärkte längst gebildet haben. Jetzt ist nicht die Zeit für Sorglosigkeit.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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hubi stendahl
hubi stendahl
4 Jahre her

„Trump kann den Börsensturz nicht aufhalten….“

Nein das kann weder er noch eine Zentralbank, es kann niemand, außer——

JHWE, der strafende Herrscher, der zur rechten Zeit am „richtigen“ Ort seine Engel aussendet, um die Schuldigen zu präsentieren. Denn nur darum geht es, wenn das Geld der Massen weg ist. Wird der Scheiterhaufen diesmal in Wahun aufgebaut, Im Jahr der Ratte das gestern in China begann? Schauen wir wie morgen in Asien die Märkte eröffnen. Es wäre bereits ein Fortschritt, wenn es diesmal nicht die Deutschen wären😜😜.

vier
vier
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

„Schauen wir wie morgen in Asien die Märkte eröffnen. Es wäre bereits ein Fortschritt, wenn es diesmal nicht die Deutschen wären😜😜.“ Ihnen auch ein Fröhliches 😜😜(Ätschi-Bätschi frei nach-„Speedy GoNahles“?- NÖ?) „Am Ende eines Bullenmarktes kommt es immer wieder zu Euphorie-Phasen. Sind wir bereits in solch einer Phase angekommen? fragt „Der Aktionär“ (v. 24.1.) den EXPERTEN Joachim Goldberg (von Goldberg& Goldberg) und der meinte: „Und solange der Anteil der Skeptiker noch so hoch ist, kann man nicht von einer Euphorie sprechen.“ Und der Experte Lars Friedrich meint: „Doch derzeit klettern die Kurse eher an einer Wand des Zweifels nach oben.“ Ab… Read more »

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  vier
4 Jahre her

@vier “Am Ende eines Bullenmarktes kommt es immer wieder zu Euphorie-Phasen.“ Ob das nur das Ende eines Bullenmarktes ist oder ob der große unvermeidbare globale Umbau stattfindet, wird man bald sehen. Momentan haben die plunge-protection Systeme der jeweiligen Währungsräume (auch in China) noch etwas Munition. Ob sie die Munition miteinander oder gegeneinander verschießen, muss sich bald zeigen. Ohne Spaß rechne ich schon mit irritiertem Handel an den asiatischen Märkten. Zumindest könnte der Corona-Hype für das Platzen der Blase verantwortlich gemacht werden, soweit keine konzertierte Aktion aller ZB´s auf der Agenda steht. In China hat das plunge protection Anfang 2018 schon… Read more »

Incamas SRL
4 Jahre her

Ein wichtiger Indikator ist dabei das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV). In normalen Marktzeiten – die immer seltener werden – notiert diese Kennziffer im Bereich zwischen 1,0 und 1,5. Doch jetzt liegt der Wert bei 2,4 – beispielsweise beim wichtigen US-Index S&P 500. Und bezogen auf diese Kennziffer bedeutet das: Selbst wenn sich der Markt halbieren würde, hätten wir dann noch eine normale Bewertung für Aktien.

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  Incamas SRL
4 Jahre her

„….beim wichtigen US-Index S&P 500.“ Und 40% der hier gelisteten Unternehmen schreibt bereits rote Zahlen. Es ist den Injektionen der FED zu verdanken, dass noch kein Gemetzel stattgefunden hat. Ich halte es für wahrscheinlich, dass wir eine politisch motivierte Börse sehen die erst dann abstürzt, wenn es nach der Planung der Herren des Geldes genehm ist. Gesetze spielen eh keine Rolle mehr. Die globalen Marktteilnehmer wissen, dass sie bei Schieflage so lange in den nie endenden Topf der Zentralbanken greifen können, bis das Halali kommt, welches den privaten Anlegern wie immer verborgen bleibt. Dann rennen alle gemeinsam zum Notausgang, sodass… Read more »

Wolfgang Rosner
Wolfgang Rosner
4 Jahre her

Das Greenspan Dossier steht auch in meinem Bücherschrank. Es ist von 2004. Untertitel: „… Inflation um jeden Preis“ Wo ist die Inflation? Wenn man auf Leuschel/Vogt gehört hätte, hätte man 2004 Gold gekauft und sich eine Cashreserve gehalten – hab ich das richtig in Erinnerung? Mit Gold hätte man ab Ende 2004 ca. 9% Wachstum pro Jahr erzielt, super. Mit Aktien, lt. Dow, 6,8% pro Jahr. Letztes Jahr brachten gute brasilianische Aktienfonds +50% … KGV einiger Titel immer noch < 15. Da frage ich mich: in Aktienfonds weitermachen oder "den Schwanz einziehen"? Rentable Alternativen gibt es kaum, wenn man nicht… Read more »

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