„Made in Germany“ an die Wand gefahren

 

Deutschland droht den Wettbewerb um die besten Ideen und Lösungen in der Automobilbranche zu verlieren. Was wird „Made in Germany“ in Zukunft noch wert sein?

 Wer so viele wichtige Zäsuren verschlafen und so viele Warnschüsse ignoriert hat, wie die deutsche Automobilbranche, der braucht sich überhaupt nicht wundern, dass er allmählich seine Felle davonschwimmen sieht.

Rückblick: Unvergessen sind die unsäglichen Rechtfertigungsversuche eines Herrn Müller, seines Zeichens VW-Chef, als der Abgasskandal noch an seinem Anfang stand. Während hierzulande die Autokonzerne und ihre Chefs mit Samthandschuhen angefasst wurden, hat die Autonation USA vorgemacht, wie man mit Herstellern zu verfahren hat, die bei etwas so Hochsensiblem wie Abgaswerten schlicht und ergreifend betrogen haben. Der US-VW-Chef musste sich seinerzeit bei einer Vernehmung durch niemand geringeres als die Umweltbehörde den bohrenden Fragen der Ermittler unterziehen.

Gefährlicher Reputationsverlust

Alles andere wäre auch reichlich seltsam gewesen, denn immerhin haben in den Vereinigten Staaten Millionen von VWs bis zu 40-mal mehr giftige Abgase emittiert als zulässig. Angesichts dieser absolut richtigen und wichtigen Verfolgung und Ahndung einer derart ausgeprägten Rücksichtslosigkeit und kriminellen Energie verwunderte es sehr, wie gleichzeitig bei uns der deutsche VW-Chef Müller davon schwadronieren konnte, es habe ja keine Toten gegeben. Im Übrigen seien die von VW produzierten Autos seien sicher. Als ob irgendjemand die Sicherheit der Kunden in den Autos in Zweifel gezogen hätte.

Es ging und geht nach wie vor um etwas völlig anderes, und zwar um die Gesundheit der Menschen – auch der nicht-autofahrenden – ganz besonders in städtischen Ballungsräumen. Diese Gesundheit leidet unter der großen Menge Stickoxiden in der Atemluft. Und weil die Leute es satt haben, von vermeintlich vertrauenswürdigen Autobauern zuerst betrogen und hinterher auch noch für dumm verkauft zu werden, geht die Nachfrage immer weiter zurück, während das einstige Gütesiegel „Made in Germany“ nach und nach an Wert, Ansehen und Reputation verliert.

Wachsende Konkurrenz durch steigende Anzahl an Alternativen

Eine ganze Reihe von Wettbewerbern sind inzwischen aus ihren Startlöchern hervor geschossen, um den Status Quo der deutschen Automobilindustrie direkt oder indirekt anzugreifen. Der Wettbewerb um die besten Ideen und Lösungen ist stärker ausgeprägt als jemals zuvor in der Technikgeschichte. Der Ausgang ist indes völlig offen. Ob sich E-Autos gegen Verbrenner durchzusetzen vermögen, kann heute noch niemand sagen. Auch nicht, ob der aktuelle E-Scooter-Boom einen sinnvollen und nennenswerten Beitrag zu einer möglichen Verkehrswende zu leisten imstande ist.

Was sich allerdings schon jetzt negativ in den Absatzzahlen und Bilanzen der Fahrzeughersteller niederschlägt, ist die Tatsache, dass deren Erzeugnisse heute viel länger in Gebrauch gehalten werden können, als es beispielsweise noch vor zehn Jahren der Fall gewesen ist. Die Lebensdauer der Kraftfahrzeuge steigt. Dazu trägt unter anderem auch die höhere Bereitschaft der Autofahrer bei, ihre Fahrzeuge regelmäßig warten zu lassen.

Vielleicht hat es damit zu tun, dass es ihnen die Digitalisierung erleichtert, alles Nötige für Wartung, Pflege und Inspektionen, kurzum den Erhalt ihres fahrbaren Untersatzes zu tun. Heute lässt sich ein Werkstatttermin genauso einfach online buchen wie eine Hotelübernachtung. Zudem bietet der florierende Gebrauchtwagenmarkt genügend Anreize für einen lukrativen Weiterverkauf.

0
0
votes
Article Rating

Unser Newsletter – Ihr Beitrag zur politischen Kultur!

Über Thomas Castorp

Thomas (Hans) Castorp blickt vom Zauberberg herab auf die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Fragenstellungen. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

5 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
vier
vier
4 Jahre her

Zitat: „Es ging und geht nach wie vor um etwas völlig anderes, und zwar um die Gesundheit der Menschen…“-

Märchenhafter Witz, darum – um die Gesundheit der Menschen- ging es noch nie und wird es nicht gehen. In 3.500 Jahren Menschheitsgeschichte wurden 3.250 Jahre Kriege geführt- mir neu, dass es dabei je um die Gesundheit ging? Aber im Wunderland
„-schland“ ist alles machbar. Nur die Brüder Zerfall & Niedergang, d.h. die Dekadenz, stoppen dieses Märchen ganz schnell…und verscheuchen den Nebel der Propaganda und es wird sichtbar, was es immer war: Geschäft

hubi stendahl
hubi stendahl
4 Jahre her

Leider glänzen die letzten Artikel auf dem Blog (Ludwig mal ausgeschlossen) weder mit der journalistisch gebotenen beidseitigen Betrachtung der Dinge, noch hinsichtlich eines intellektuellen Minimal-Anspruchs, wie dieser Artikel beweist. Sicher ist nachvollziehbar, dass dieser Lückenfüller Satire sein soll. Aber dann wäre er besser auf der Seite „E-scooter@plumpaquatsch.com“ aufgehoben. Wann kommt mal wieder was Analytisches und Interessantes zu den Themen die die Welt heute bewegen. Wir wär´s mit „Trump und der Iran, stellvertretend gegen China?“ oder „warum steigt Gold über 1400 Dollar“ oder „Wird die FED den Zinssenkungsspielraum als Waffe gegen den Euro nutzen?“ oder „Der Lübke-Mord, lassen Geheimdienste oder Clans… Read more »

MutigeAngstfrau
MutigeAngstfrau
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

Ja, muss Gottseidank jetzt auch pennen gehen.
Gute Nacht…

Claus Meyer
Claus Meyer
4 Jahre her

Ist es wirklich so sinnvoll, sich auf den Export von Autos zu konzentrieren. Warum wollen wir für die Chinesen die Autos bauen, wir haben im eigenen Land so viel Berufe, die unterbesetzt sind. Heute schon haben wir Forderungen von 1 Billion Euro für nicht bezahlte Güter, die vielleicht nie beglichen werden.

Incamas SRL
4 Jahre her

Macht mal Urlaub vom Klima retten ! Paco fahren in Amazonien ohne Katalysator dafür mit Altöl. Gratis Luft verpesten für alle !https://www.youtube.com/watch?v=SWt30v35IdA&fbclid=IwAR3FjRauuZfp-RcdyhWj-GqusDeeZ-aWIX9ZAaoC22WnEG8kJwnUEVVdX5E

×