Türken-Partei erobert Niederlande

Auch bei uns wird Erdogans AKP zunächst Grüne und SPD unterwandern, um sich dann wie in den Niederlanden abzuspalten und eigenständig bei Wahlen anzutreten.

Die Wahl in den Niederlanden wurde von den Medien als großer Sieg der Liberalen über die Freiheitlichen gefeiert. Allerdings waren die liberalen „Gewinner“ vom Wähler etwas gezaust worden (minus 5,3 %) und die freiheitlichen „Verlierer“ hatten mehr Wähler mobilisiert als vor vier Jahren (plus 3 %), wenn auch nicht so viele wie erhofft.

Noch vor zwei Jahrzehnten tickte die Presse anders. Sie hätte die Verlierer als Verlierer und die Gewinner als Gewinner dargestellt. Aber das war nur der Einstieg ins eigentliche Thema.

Streit um Armenien

Das wirklich interessante Ergebnis dieser Wahl ist, dass die türkische Regierungspartei AKP – unter dem Label DENK – es mit drei Abgeordneten in ein europäisches Parlament geschafft hat. Und daran hat die desaströs zerstörte niederländische Sozialdemokratie, die fast alle ihre Wähler verlor (minus 19 %), gehörigen Anteil.

An ihrem nahrhaften Busen hatte die Partij van de Arbeid zwei türkische Nationalisten, die sich als Sozialisten ausgaben, liebevoll genährt. Mit der PdA zogen sie ins Parlament ein – und liefen 2014 zu Erdogan über. Hatten sie sich nur als Sozialdemokraten maskiert, um das Parlament zu entern? Wer weiß.

Die DENK-Partei wurde von eben jenen zwei Ex-Sozialdemokraten, Tunahan Kuzu und Selçuk Öztürk, gegründet, nachdem sie am 13. November 2014 die sozialdemokratische Partei und Fraktion verlassen hatten. Hintergrund war, wie bei Türken üblich, der Streit über Armenien. Einer der beiden Türken hatte eine namentliche Abstimmung bei der Armenien-Resolution des niederländischen Parlaments durchgesetzt und die türkischen „Abweichler“, die für die Resolution gestimmt hatten, als Verräter angeprangert. Die Völkerrechtsaktivitäten der Sozialdemokraten sprengten die Allianz zwischen denen, die schon immer in Holland wohnten und den Zugereisten.

Die sprichwörtliche Solidarität verrann wie ein Tropfen Wasser im Wüstensand. In Fragen der türkischen Ehre trennt sich schnell und radikal die soziale Spreu vom nationalen Weizen. Andere weltpolitische Differenzen gab es natürlich auch. Im vergangenen Jahr gab Tunahan Kuzu dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bei dessen Besuch in den Niederlanden nicht die Hand, im Gegensatz zu den verbliebenen Schrumpfsozialdemokraten.

Durchmarsch in den Kommunen

Mit nur 3.625 Mitgliedern hat die DENK ihre etwa 400.000 Türken in den Niederlanden gut mobilisieren können. Ein weiteres schnelles und rasantes Wachstum von DENK ist eher unwahrscheinlich. Denn die Araber und andere Moslems werden die Türken nicht unterstützen. Trotz der Umma aller Gläubigen herrscht im Nahen Osten heillose Zerstrittenheit. Jeder will jedem an die Kehle. Kurden, Alewiten, Alawiten und Schiiten stehen mit den AKP-Türken hart auf Kriegsfuß.

Und die Araber lasten den Türken an, seit 1909 zahlreiche Juden nach Tel Aviv hereingelassen zu haben. Außerdem drückt die türkische Herrschaft über weite Teile Arabiens bis 1917/18 noch heute auf die patriotischen und religiösen Gefühle. Es könnten sich also weitere Moslemparteien bilden, denen jedoch ein vergleichbarer staatlicher Rückhalt aus dem Nahen Osten fehlt, wie ihn Erdogan für die DENK-Türken bietet.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die AKP auch in anderen Staaten parlamentarische Vertretungen installiert. Auf kommunaler Ebene dürfte das in Deutschland kein Problem sein, denn es gelten dort kaum noch Sperrklauseln, die den Einzug kleinerer Gruppen verhindern könnten. Die AKP wird erst Grüne und SPD unterwandern, um sich wie in den Niederlanden bei günstiger Gelegenheit abzuspalten und eigenständig zu agieren. Die Linke ist davon weniger betroffen, weil sie traditionell mit Kurden paktiert.

In Amsterdam schon vor Wilders

In größeren niederländischen Städten befindet sich die DENK mit der Sozialdemokratie, aber auch mit Grün-Links auf Augenhöhe: In Amsterdam fehlt noch ein Prozent am Überholen, in Rotterdam hat die DENK bereits mehr Wähler als die PvdA. In Den Haag und in Utrecht trennen sie nur Promille.  Lediglich in Heerlen, einer Wilders-Hochburg, gibt es noch einen ordentlichen Vorsprung von knapp 3 % für die Sozialdemokraten. In Amsterdam hat die Türkenpartei selbst die Partei für die Freiheit überholt.

Amsterdam
VVD (Rutte)                   15,2 %        –  4,2 %
Partij van de Arbeid          8,4 %        -27,4 %
Partij voor de Vrijheid        7,0 %        + 0,9 %
DENK                                7,5 %        + 7,5 %

Rotterdam
VVD                                 16,4 %        –  4,0 %
Partij van de Arbeid           6,4 %        -25,6 %
Partij voor de Vrijheid       16,1 %        + 2,8 %
DENK                                8,1 %        + 8,1 %

Utrecht
VVD                                 16,8 %        –  4,7%
Partij van de Arbeid           5,9 %        -23,7 %
Partij voor de Vrijheid         7,4 %        + 1,1 %
DENK                                 5,4 %        + 5,4 %

Den Haag
VVD                                   20,6 %        –  4,9 %
Partij van de Arbeid             6,5 %        -22,7 %
Partij voor de Vrijheid         15,5 %        + 3,2 %
DENK                                   7,1 %        +7,1 %

Heerlen
VVD                                     13,6 %        –  1,8 %
Partij van de Arbeid               4,1 %        -20,4 %
Partij voor de Vrijheid           22,5 %        + 3,1 %
DENK                                    1,3 %        + 1,3 %

„Ihr könnt bitten“

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu soll laut „WeltN24“ gesagt haben:

„Europa wird schon lernen, wie es mit der Türkei umzugehen hat.“

Ansonsten werde die Türkei es Europa beibringen.

„Ihr werdet von eurem befehlenden Diskurs absehen. Die Türkei befiehlt“, sagte er.

Die Türkei sei die „Umma“, die weltweite Gemeinschaft von „zwei Milliarden“ Muslimen.

„Deshalb könnt ihr mit der Türkei nicht im Befehlston sprechen. Ihr müsst anständig reden, ihr könnt um etwas bitten.“

Das sind Worte, wie sie Sultan Bajazet[1] verwendete, dessen niedrigsten Abgesandten von den Vasallen die verkoteten Stiefel geküsst werden mussten. Vielleicht sollte Merkel um Gnade flehen? Das türkische MENETEKEL steht an der Wand. Merkel, Schulz und viele andere Politiker verstehen es nicht. Die angeblich bibelfeste Kanzlerin sollte das Buch Daniel, Kapitel 5 zur Hand nehmen…

 

Anmerkung

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Saporoger_Kosaken_schreiben_dem_t%C3%BCrkischen_Sultan_einen_Brief

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Über Wolfgang Prabel

Wolfgang Prabel über sich: "Ich sehe die Welt der Nachrichten aus dem Blickwinkel des Ingenieurs und rechne gerne nach, was uns die Medien auftischen. Manchmal mit seltsamen Methoden, sind halt Überschläge... Bin Kommunalpolitiker, Ingenieur, Blogger. Ich bin weder schön noch eitel. Darum gibt es kein Bild." Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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Zitrone
Zitrone
7 Jahre her

Bei Guido Grandt ist folgendes zu lesen:

„Denk“ will die Niederlande multikultureller machen.

Die Regierung soll Imame ausbilden und alle Schulkinder sollen die Möglichkeit
haben, chinesisch, arabisch und türkisch zu lernen.

Die Partei will auch ein sogenanntes „Rassisten-Register“ erstellen, in das Personen
eingetragen werden sollen, die sich einwanderungskritisch äußern. Wer im Register
steht, soll nicht im öffentlichen Dienst arbeiten dürfen.“

https://guidograndt.wordpress.com/2017/03/18/migrantenpartei-im-niederlaendischen-parlament-rassistenregister-gefordert/

Zitrone
Zitrone
Reply to  Zitrone
7 Jahre her

@Redaktion

Warum müssen neuerdings, alle meine Kommentare auf Freischaltung warten? Danke!

nathan
nathan
7 Jahre her

Es sind die Parallelgesellschaften, die sich, weil als mittellose Arbeiter ins Land gekommen, sich bei den Sozialdemokraten gut aufgehoben fühlten, bei den Grünen als „bunt“ akzeptiert wurden, nun aber langsam ihre EIGENE Macht erkennen. Viele von ihnen, die vielleicht nicht einmal Erdogan nahestehen, werden aber für ihn als IHREN Identitätsvertreter stimmen, der, und gerade weil, er von der EU angefeindet wird. Die Zuwanderer integrieren sich schnell in ihre Parallelgesellschaften, ja suchen diese geradezu auf, weil es eben Scheinasylanten sind, die das einladende BRD-Sozialsystem nur so weit wie möglich ausnutzen wollen, zum Eigenvorteil als auch als „Sozialversicherung“ für ihr Herkunftsland, das… Read more »

trackback
7 Jahre her

[…] via Türken-Partei erobert Niederlande. […]

Conrath
Conrath
7 Jahre her

Lieber Ingenieurkollege Prabel Nur unter der Voraussetzung, dass Politik längst zu einer neu-alten Spielwiese von Befindlichkeiten, Pseudoreligionen und Gesinnung schlechthin, verkommen ist, bzw. von den Mächtigen dazu permanent ge’macht‘ wird, haben Sie hier einen politischen Artikel geschrieben. Die sachliche Darstellung ist wahrheitsgemäß oder neudeutsch, faktenkonform ausgeführt, früher hätten wir unter Kollegen DIN-gemäß oder werkgerecht dazu gesagt. (DIN, für die Jüngeren, Deutsche Industrie Norm, ersetzt durch EN, Europäische Norm) Aber… Warum sollten wir uns insgesamt an Gesinnungsbildung, Gesinnungsabwehr, Gesinnungsverbreitung eigentlich so beteiligen, wo es doch weiteren, ungestillten Bedarf an Aufklärung und Offenlegung der tatsächlichen Interessen gibt? Erdogans Versuch einer Wiederbelebung des… Read more »

hubi stendahl
hubi stendahl
7 Jahre her

„Vielleicht sollte Merkel um Gnade flehen? Das türkische MENETEKEL steht an der Wand. Merkel, Schulz und viele andere Politiker verstehen es nicht.“ Es könnte aber auch ganz anders sein. Aber zunächst zu DENK: Der Parteivorsitzende von Denk fordert als erste Amtshandlung, dass ein Rassistenregister angelegt wird und dort verzeichnete Personen keinen Zugang mehr zu öffentlichen Arbeitgebern erhalten. Darüber hinaus soll die Regierung Imame ausbilden, die in den Schulen den Islam verbreiten und die Sprache der Araber und Türken zum Pflichtfach machen. Aber das ist nur ein Nebenkriegsschauplatz. Das Zentrum stellt die Steilvorlage dar, die Erdogan unserer Globalistensekte gerade liefert, in… Read more »

Conrath
Conrath
Reply to  hubi stendahl
7 Jahre her

@Hubi Interessante Begründung (Dirk Müller/ Hubi Stendahl). Aber es ist vielleicht noch eine weitere Wendung zu Berücksichtigen. Einerseits entlastet es unsere derzeitige, gesetzebrechende Regierung, das stimmt, aber zugleich liegt in der Übertreibung (der ostentativ-vorsätzlichen Steigerung) die Wirkung, das gesamte Spiel damit zu beenden. Erdogan in seiner Wut, seinem Stolz herausgefordert, schmeißt das ganze (krumme) Spiel hin, macht für alle sichtbar, den Spielverderber. Nun kann Merkel, weil fremdgebahnt (den Pass geschlagen vorfindet) ihr Doppelspiel fortführen. Was in der Energiewende das vorsätzlich Schadensersatz auslösende, Gebot zur Abschaltung der Atommeiler war, nach der Vorlage Fukushima, ist nun die Volte, die Wende in der… Read more »

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  Conrath
7 Jahre her

@conrath

Das ist eine interessante und in sich schlüssige Argumentation. Ich bin gespannt, die immer schneller drehende Spirale an Vorkommnissen wird es uns sicher noch in diesem Jahr zeigen.

Haben Sie die devote Merkel im Gästesessel bei Trump gesehen? Ja da könnten Sie recht behalten, dass sie jetzt beginnt, in ihrer unnachahmlichen Art, im Rahmen ihrer Bewegungsfreiheit, nicht mehr „Samba pa ti“ (Samba für Dich) sondern Samba pa dos zu spielen. Jonglieren und Vernebeln kann sie ja.

Conrath
Conrath
Reply to  Conrath
7 Jahre her

Nachtrag zu den angekündigten 2 Millionen Putin hat selber höchstes Interesse daran, dass Erdogan seine Ankündigung nicht umsetzt. Die Gefahr für Russland ist viel zu groß, die durch eine Einschleusung weiterer Kämpfer nach Europa, im Schutz der Riesenmenge möglich wird, weiter möglich wird, denn einige sind ja bereits hier, die Frage ist nur wie viele genau hier sind, nicht das sie mit gekommen sind, im großen Strom. Und die vielen bilateralen Gespräche mit der RF werden auch wichtige und hoch nützliche Informationen hierzu weitergeben. Das alles gehört zu meinem Punkt Top b), siehe oben. Neben informeller Hilfestellung, für die gebeutelten… Read more »

Fritz
Fritz
Reply to  Conrath
7 Jahre her

„Es mischten sich mehrere, so für Sie nicht absehbare Faktoren:“

Schwachsinn. Oder einfach naiv gedacht. ZB:

b) die restlichen EU-Regierungen opponierten gegen den Migrationsdeal

Denn das ist für jeden vorauszusehen!
Es hat einen anderen Grund, es muss einen anderen haben.

Bitte weiterdenken.

Conrath
Conrath
Reply to  Conrath
7 Jahre her

@Fritz

Na dann lassen Sie uns Nal nicht ganz so dumm sterben, wie der Berliner sagt und geben uns Hinweise auf weitere Gründe, die versuchen wir doch, blöd wie wir sind, herauszufinden. Top b) hat wiederum mehrere Gründe und verschiedene Vorgeschichten, ist aber Faktum in der EU und hindert die Soros-Massendeportationen einfach nur 1:1 umzusetzen. –

Es ist ein echter Wettbewerb Herr Fritz, versuchen Sie es mit einem Beitrag hierzu, daswar nur ein Cliffhanger und erzeugt Erwartungen, grüßend.

Conrath
Conrath
Reply to  Conrath
7 Jahre her

Nachtrag zum Nachtrag Türkei/ DE

Langsam, nachdem der Pulverschwaden verraucht oder Putin Erdogan Argumentationshilfe gab, werden die echten Sachen verhandelt, es geht ans ‚Eingemachte‘, für die Jüngeren hier, früher haben Omis alles Mögliche Essbare gekocht und in Gläsern verschlossen, im Keller aufbewahrt. Ich musste früher noch runter laufen und Mutter die gewünschten Gläser, mit roten Gummiringen, in die Küche bringen. Wir haben uns damit Zwillen gebaut, mehrere Gummis und ein Holz-Y.

Was bringt uns RT heute aus dem Wahrheitskeller an’s Licht?:
https://de.sputniknews.com/politik/20170319314945741-ankara-berlin-unterstuetzung-putschversuch/

So so, jetzt, nach Merkels Antrittsbesuch wird langsam auf Klartext umgestellt, wurde aber auch Zeit, mMn.

N. Draeger
N. Draeger
Reply to  hubi stendahl
7 Jahre her

Sehr geschätzter Herr Stendahl Ohne eigenen Beitrag möchte ich Ihnen danken für Informationen und Analysen, die wohl nicht „an der nächsten Straßenecke“ zu bekommen sind. Was es Ihnen auch immer bedeuten mag : Ihre Beiträge bereichern meinen Tag. Um es mit Clint Eastwood’s character „Dirty Harry“ zu sagen : „You make my day!“ Sie, oder jemand wie Sie, als Gesprächspartner zu haben, wäre sehr angenehm. Das werden wohl viele der Kommentatoren so oder so ähnlich empfinden, denn ich glaube, daß die meisten von uns sich recht einsam fühlen in der unmittelbaren Umgebung. Und unsere geschätzten Damen -sprich Ehefrauen- sind häufig… Read more »

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  N. Draeger
7 Jahre her

@N.Draeger Vielen Dank für den anspornenden Kommentar. In Zeiten in denen der Normalbürger, abgesehen von einem flauen Gefühl in der Magengegend, nicht mitbekommt was in der Parallelwelt von Politik und Hochfinanz passiert, müssen die Wenigen ran, die sich im Sinne einer lebenswerten Zukunft für uns und unsere Kinder berufen fühlen. Gerade in einem ehemals völlig zerstörten Land, in dem unsere Eltern am Wiederaufbau als Steine schleppende Frauen, die heute verunglimpft werden und im Mehrschichtbetrieb hart arbeitende Männer die Fundamente für uns und unsere Folgegenerationen gelegt haben, ist es die ethische Pflicht, als aktuell teilnehmende Generation nicht weg zu sehen, sondern… Read more »

Marko
Marko
7 Jahre her

Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.

Joseph Marie Comte de Maistre
(1753 oder 54 – 1821), französischer Philosoph

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