SPD – nicht käuflich, aber zu mieten

Weil es beim Wahlvolk nicht mehr ankommt, hat die SPD ihr politisches Personal an Masochisten vermietet, die sich für viel Geld vor deren Reden quälen lassen.

Eigentlich sind Treffen mit Politikern öde. Wer die Grußworte von Ministern oder Staatssekretären auf Kreisparteitagen oder Raiffeisenhauptversammlungen erdulden musste oder wer gar mal eine Podiumsdiskussion durchgestanden hat: Man muss eigentlich eine Entschädigung verlangen. Für verlorene Zeit. Für entgangenen Spaß. Einfach fürs Stillsitzen.

Freilich gab es in einer fernen Zeit Redner, die Massenveranstaltungen zu Magneten gemacht haben. Man erinnere sich nur an die legendären Auftritte von Franz Josef Strauß in Vilshofen oder von Edmund Stoiber in Passau. Die Leute haben vor den Hallen Schlange gestanden. In der Nachkriegszeit verfolgten die Bürger ganze Bundestagsdebatten am Radio. In der Neuzeit gelang es Björn Höcke mehrmals bis zu 8.000 Leute nach Erfurt zu locken.

Mit den Frauen kommt Geld ins Spiel

Aber eine Rede von Heiko Maas zum Datenschutz in der digitalen Welt? Die niederländische Bank ING-DiBa wollte offenbar eine Veranstaltung mit jemandem aus der Kategorie „wichtige Leut’“ schmücken. ZEIT Online berichtete[1], dass man bei der SPD-eigenen Network Media GmbH (NWMD) SPD-Politiker mieten könne. Offensichtlich auch Andrea Nahles, Barbara Hendricks, Manuela Schwesig und Generalsekretärin Katarina Barley. Dabei sind die Politikerdamen leider schon angewelkt, wenn sie endlich den Jugendorganisationen entwachsen und wichtig genug sind, um die große Bühne einer Sparkassenveranstaltung zu betreten.

Wenn Frauen aufkreuzen, wächst scheinbar proportional das Interesse am Geld. Hillary Clinton ist ein gutes Beispiel. Ich kann das auch persönlich bestätigen. Als 17jähriger habe ich mal einen 50-Markschein auf der Straße gefunden. Nie war das Interesse der jungen Damen an mir so lebhaft, wie an diesem Glückstag. Oder als ich im Dezember 1989 mit einem schwarzen Golf GTI mit Westkennzeichen in die Stadt Weimar einfuhr. Die Karre gehörte mir nicht einmal.

„Wir sind eine Tochter des Berliner Vorwärts-Verlages. Ja genau, der Vorwärts. Die Zeitung der SPD“, kann man im Internet-Auftritt der Werbeagentur NWMD nachlesen.

NWMD klingt irgendwie ein bisschen nach NKWD, der Abkürzung für das Stalinsche Volkskommissariat für innere Angelegenheiten. Ich habe öfters solche Assoziationen. Fotos von Sigmar Gabriel erinnern mich an Kim Il Sung. Vielleicht wegen der Anzüge? Oder der Frisur? Oder der Figur? Und wenn ich Martin Schulz sehe, habe ich das Bild von Walter Ulbricht vor mir. Das Gedicht „Spitzbart, Bauch und Brille, das ist nicht des Volkes Wille“, habe ich schon in den 60ern gelernt.

Soziale Gerechtigkeit für die Reichen

Die Agentur NWMD wehrt sich gegen die Vorwürfe, sie hätte Bonzen vermietet: „Die Gespräche seien allerdings nicht verkauft worden. Vielmehr hätte man Partner gesucht, die die damit verbundenen Kosten tragen.“ Auf der Internetseite[2] heißt es dann auch folgerichtig:

„Gute Veranstaltungen kosten Geld. Wir finden Sponsoren, die zu den Gastgebern passen. Und überlegen, wie sie sich am besten präsentieren können.“

Im Geschäftsleben wäre das ein sogenanntes Kopplungsgeschäft. Das Grundstück wird einem nur verkauft, wenn man einen bestimmten Architekten beauftragt oder den Mietvertrag bekommt man, wenn man die Umzugsfirma beauftragt, die der Makler kennt. Und den Politiker bekommt man nur vermittelt, wenn man die Kosten für den Saal trägt. Man kann das rechtlich als verdeckte Parteienfinanzierung bewerten, denn normalerweise muss ein Politiker für seine Werbeveranstaltungen Geld in die Hand nehmen. Saalmiete, Saalschutz, Dekoration, Imbiss, Beschallung und was nicht alles.

Es ist aber auch möglich, das Geschachere politisch zum Nachteil der altehrwürdigen Sozialdemokratie auszulegen: Die SPD-Redner kommen nur noch zu den Reichen, die sich das leisten können, und schwafeln dort über soziale Gerechtigkeit. Der Drechsler August Bebel würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er das wüsste. Wie die amerikanische Hassfigur Hillary Clinton buhlen die Linken um die Hochfinanz und die großen Konzerne. Uh-Buh!

 

Anmerkungen

[1] http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-11/lobbyismus-spd-politiker-treffen-zahlungen-frontal-21

[2] http://nwmd.de/was-wir-tun/

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Über Wolfgang Prabel

Wolfgang Prabel über sich: "Ich sehe die Welt der Nachrichten aus dem Blickwinkel des Ingenieurs und rechne gerne nach, was uns die Medien auftischen. Manchmal mit seltsamen Methoden, sind halt Überschläge... Bin Kommunalpolitiker, Ingenieur, Blogger. Ich bin weder schön noch eitel. Darum gibt es kein Bild." Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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Karl Bernhard Möllmann
7 Jahre her

. . . Bremen & BER-lin sind die zwei Hochburgen der SPD in Deutschland – und beide Länder sind seit Jahrzehnten KRANK & PLEITE – und lassen sich or allem von den kerngesunden Bayern durchfüttern . . . . Das nennt sich „Lastenausgleich“ – obwohl die Bayern eigentlich nur die Kriminalität in Bremen & BER-lin – mit ihren hart erarbeiteten Milliarden-Almosen für Wowereit & andere Sozi-Versager fördern. . Nur die Arbeitslosigkeit & die Kriminalität boommen seit Jahrzehnten in diesen traditionell SPD-geführten Hochburgen der deutschen Sozialisten – und bei diesem nun an’s Licht gekommenen Fall der politischen Korruption, können wir erkennen… Read more »

Neo
Neo
Reply to  Karl Bernhard Möllmann
7 Jahre her

Ja und im kommenden Wahlveranstaltungen werden dieselben Bonzen wieder die Internationale singen und die Faust zu Klassenkampf erheben. Was für’n Schwindel. Das Erstaunliche ist, dass die dann immer noch um die 20% Wähler für sich gewinnen. Man möchte schreien: Bürger wacht endlich auf.

Nonkonformist sagt
7 Jahre her

wer solche Vollpfosten mietet der ist mit Öl begossen dem kann man nicht mehr helfen sogar ein Schrotthändler würde die Finger von solchen verrosteten roten Socken lassen. Diese Schahirapartei ist der letzte Dreck und zeigt den Untergang der Bananenrepublik BRVD an !!!!!!!!!!!

Conrath
Conrath
7 Jahre her

@Wolfgang Prabel Ihrer Ausführung hier ist nur zuzustimmen. Bevor ich mich aber der, mittlerweile in den Foren mehrheitlichen Nebensachen-Suada anschließe, sage ich doch meine Meinung hierzu lieber unumwunden und direkt: Solange wir beim politischen Symptomkurieren bleiben, eingeschlossen ist da Stilkritik, Kritik an kulturellen Milieus, Frisuren, Gehältern,… und an der Selbstverständlichkeit von unangemessenen Bezahlung des Aufmerksamkeits- und Kontaktwertes, ja es gibt dieses, es ist ekelig und grundgesetzwidrig und hat nichts mit echter Demokratie zu tun; ‚a b e r‘ würden die SPD-ler sich ihre Gage dreifach belohnen lassen und die richtige Politik machen, liebe Leute an Euren Volksempfänger-PC’s, ich würde gerne… Read more »

Grande Finale
Grande Finale
7 Jahre her

Gabriel-Steinmeier-Schulz – die letzten drei Sargnägel der SPD.
Merken diese Top-Experten eigentlich nichts mehr ? Die haben doch sicher ein Heer von hochbezahlten Spitzenberatern bei der Hand.
Es grenzte doch wohl an absichtliche Bösartigkeit, wenn diese Berater dem oben genannten Trio finalis nicht raten würden, die Finger von den anvisierten Futtertrögen zu lassen, fall sie ihren Verein SPD im nächsten Jahr noch über die 5%-Hürde bringen wollen.

Tobi
Tobi
7 Jahre her

Mich widert das soooooo laaaange schon sooooo unendlich an. Nennt es doch einfach Korruption, das wäre ehrlich. Die sitzen im Bundestag und nicken Alles ab, sei es noch so schlimm „für die grosse Meisterin“.. den grossen Bruder… es ist so enttäuschend…aber da bin ich durch… sollen sie doch machen was sie wollen für Ihre paar Kröten.. auch Sie werden den Abgang machen… nicht nur wir… für die Heimat Kultur die sie uns bösarig („Pack“) unter dem Hintern wegziehen und Keiner da, der sich gegen diese Ungerechtigkeiten erhebt, einen Aufschrwi macht, Keiner. Das Volk auch nicht. Die ganz Kleinen werden es… Read more »

Wayne Podolski
7 Jahre her

Sinngemäß hat Gesine Schwan (SPD) bei Lanz gerade gesagt, in diesem Land hätte es immer schon einen Bodensatz von 20 % gegeben, also Leute, die HRC als „deplorables“ bezeichnet hat, was voll nach hinten losgegangen ist. Schwan hat also nichts begriffen und auf zukünftigen Veranstaltungen mit SPD-Personal kann man rufen „Wir sind der Bodensatz“.

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  Wayne Podolski
7 Jahre her

@wayne Podolski Zitat: „Wir sind der Bodensatz“ Merkel spricht in der parlamentarischen Aussprache davon, es ginge den Deutschen noch nie so gut wie heute. Ttsächlich sind die Löhne unter ihrer Kanzlerschaft um 15 % gefallen. Innerhalb dieser Statistik sind durch Hartz, prekäre Beschäftigung und Leiharbeit Abstürze von bis zu 50 % enthalten. Sie fälschen Statistiken, um die Arbeitslosigkeit von 9 Millionen Menschen zu kaschieren. Sie wählen sich gegenseitig zum Bundespräsidenten, prüfen wie sie der IP Adressen der Nutzer von sozialen Netzwerken habhaft werden können, um Kritiker aus dem Verkehr zu ziehen. In der EU hat man sich gerade nochmal 3,3… Read more »

Conrath
Conrath
Reply to  hubi stendahl
7 Jahre her

@Podolski & Stendahl Jein, „Wir leben bereits in einer Postdemokratie und die meisten interessiert es nicht. Das ist der Punkt.“ Dieses Zitat muß nicht gültig sein, wenn nur der Anschaein dazu besteht. Durch die hohe gesellschaftliche, normative Formatierung bleibt der Mehrheit oft nur Ausweichverhalten, Dauerschimpfen zwischen Stammtisch und Blog und wieder zurück. Der Rest des Alltags ist sehr weitgehend präformiert, die öffentliche Meinung ist nicht mehr sich selbst überlassen, sondern wird von einem eilfertigen Medien-Oligopol bestimmt. Nur eine Minderheit von Politikern stellt sich offen dagegen, wiessend, dass sie damit angreifbar werden und auch massiv angefriffen werden/ wurden (Wagenknecht, Gauweiler,…). Das… Read more »

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