Merkels unglaubwürdiges Schaustück

Angela Merkel muss sich für ihre Niederlagen rechtfertigen. Dabei unterstellt sie den Menschen Desinteresse an Fakten. Unsinn: Sie haben Merkel durchschaut!

„We dont need your education
We don’t need your thought control
No political correctness from presstitution
Chancellor leave the folks alone
Hey! Chancellor! Leave the folks alone!
All in all it’s another writing for you on the wall[1].
[…]“ ( Abwandlung von Pink Floyd: „Another Brick In The Wall“)

 

Wie lange soll unsere zunehmend schwindende Geduld noch missbraucht werden? Als Reaktion auf die thymotisch (nach Peter Sloterdijk)[2] geprägten Wahlergebnisse in MeckPomm und Berlin sah sich die Statthalterin im Kanzleramt genötigt, während der Pressekonferenz im Konrad-Adenauer-Haus einen hypostatisch (Immanuel Kant definierte die Wortschöpfung „Hypostase“ als etwas, was nur in Gedanken existiert, dem man dieselbe Qualität zuschreibt, die einem wirklichen Gegenstand außerhalb des denkenden Subjekts zukommt) geprägten Salto Mortale (italienisch: Todessprung) zu wagen.

Merkels semantische Drahtseil-Peformance, klingt mitnichten nach Abkehr, sondern eher als Verfestigung irregeleiteter Positionen und ist bestenfalls als Ausdruck einer kaum zielführenden Wahlkampfstrategie zu sehen.

„Postfaktische Zeiten“

HIer einige Auszüge aus Merkels Stellungnahme:

„Der Satz: ,Wir schaffen das‘ ist Teil meiner politischen Arbeit, er ist Ausdruck von Haltung und Ziel. Viel ist in diesen eigentlich alltagsprachlichen Satz hineininterpretiert, ja, sogar hineingeheimnist worden. So viel, dass ich ihn inzwischen am liebsten kaum noch wiederholen mag. Ist er doch zu einem schlichten Motto, beinahe einer Leerformel geworden. Und die Diskussion um ihn zu einer immer unergiebiger werdenden Endlosschleife. Manch einer, und das zählt besonders, fühlt sich zudem von diesem Satz provoziert.
Und so war der kurze Satz natürlich nie gemeint. Ich habe ihn anspornend, dezidiert anerkennend gemeint, denn ich bin zutiefst von der Hilfsbereitschaft und Schaffenskraft der deutschen, aller hier lebenden, Menschen überzeugt. Aber ich weiß auch, dass wir gemeinsam viel zu schultern haben. Dass sich das aber in den übertrieben oft wiederholten drei Worten nicht sofort abbildet. Die Aufgabe, Hunderttausenden Menschen, die schon zu uns gekommen sind, mindestens vorübergehend Schutz zu geben, macht sich nicht mal eben einfach so. Und schon gar nicht über Nacht.
[…]
Das alles sagt sich schnell, es geht aber nicht schnell. Auch weil wir in den vergangenen Jahren, weiß Gott, nicht alles richtig gemacht haben. Weil wir auch wirklich nicht gerade Weltmeister bei der Integration waren, weil wir zum Beispiel auch zu lange gewartet haben, bis wir uns der Flüchtlingsfrage wirklich gestellt haben. Wir müssen uns also jetzt gleichsam selbst übertreffen. Auch ich.
Auch ich habe mich lange Zeit gerne auf das Dublin-Verfahren verlassen, das uns Deutschen, einfach gesprochen, das Problem abgenommen hat. Und das war nicht gut. Und wenn ich könnte, würde ich die Zeit um viele, viele Jahre zurückspulen, um mich mit der ganzen Bundesregierung und allen Verantwortungsträgern besser vorbereiten zu können auf die Situation, die uns dann im Spätsommer 2015 eher unvorbereitet traf.
[…]
Gibt das alles nun Anlass, meinen Kurs in der Flüchtlingspolitik ganz oder teilweise zu korrigieren, wie es laut einer Umfrage vor einer Woche 82 Prozent der Befragten sich wünschen? Wenn ich der schieren Zahl präzise entnehmen könnte, welche Kurskorrektur sich diese Menschen genau wünschen, so wäre ich gerne bereit, darüber nachzudenken und auch darüber zu sprechen. Darüber gibt diese Umfrage aber nun keine Auskunft.
Wenn gemeint sein sollte, dass die Menschen schlichtweg keine Fremden, speziell keine Menschen islamischen Glaubens, bei uns aufnehmen wollten, dann stehen dem unser Grundgesetz, völkerrechtliche Bindungen unseres Landes, aber vor allem auch das ethische Fundament der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands und meine persönlichen Überzeugungen entgegen. Den Kurs kann ich und die CDU nicht mitgehen.
Wenn die 82 Prozent mir aber eigentlich sagen wollen – unabhängig davon, welche konkreten Einzelmaßnahmen auch immer wir Politiker nach rechtlicher und politischer Abwägung beschließen –, es soll sich die Situation nicht wiederholen, wie wir sie im vergangenen Jahr infolge einer humanitären Notlage hatten, mit einem in Teilen zunächst unkontrollierten und unregistrierten Zuzug: Dann kämpfe ich genau dafür, dass sich das nicht wiederholt. Dem dienen alle Maßnahmen der letzten Monate.
Die Wiederholung dieser Situation will niemand – auch ich nicht. Ich möchte nichts versprechen, was ich nicht halten kann, aber, auch jetzt kommen schon immer weniger Menschen zu uns. Das ist natürlich auch eine Folge des Schließens der Balkanroute, dabei hilft aber vor allem und das weiß ich, dass das umstritten ist, aber dabei hilft vor allem das EU-Türkei-Abkommen. Ich halte es nach wie vor für ein sehr wichtiges, sehr sinnvolles Abkommen, auch wenn es immer noch nicht komplett ausverhandelt ist, wenn wir zum Beispiel an die Visa-Regelung denken. Aber es ist uns mit diesem Abkommen beispielsweise bereits gelungen, das Schlepperwesen in der Ägäis wirksam zu bekämpfen. Das hat auch vielen Menschen das Leben gerettet und das ist großartig.
[…]
All das was ich Ihnen hier sage, wird niemanden überzeugen, der immer nur, und das auch noch ausdauernd, ,Merkel weg‘ schreit. Das ist mir klar. Es heißt ja neuerdings, wir lebten in postfaktischen Zeiten. Das soll wohl heißen, die Menschen interessieren sich nicht mehr für Fakten, sie folgen allein den Gefühlen.
Und das Gefühl einiger geht so: Ich triebe unser Land in die Überfremdung, Deutschland sei bald nicht mehr wiederzuerkennen, und nun wäre es unlogisch, dies mit Fakten zu kontern, auch wenn ich – dafür kennen Sie mich ausreichend – sofort in der Lage wäre, das herunterbeten zu können. Ich will dem also meinerseits mit einem Gefühl begegnen:
Ich habe das absolut sichere Gefühl, dass wir aus dieser zugegeben komplizierten Phase, besser herauskommen werden, als wir in diese Phase hineingegangen sind.
Deutschland wird sich verändern, so wie wir uns alle verändern, wenn wir nicht gerade aus Stein sind. Es wird sich aber in seinen Grundfesten nicht erschüttern lassen. Das ist selbst in dem so einschneidenden, ja durchaus auch verunsichernden vergangenen Jahr nicht passiert. Wer also, wenn nicht wir, sollte fähig sein, etwas Gutes aus dieser Zeit zu machen, davon bin ich zutiefst überzeugt, und das leitet mich als Bundeskanzlerin und als CDU-Vorsitzende. Das sind meine Gedanken nach den Landtagswahlen und in diesem Sommer, auch um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, die wir jetzt nicht überzeugen konnten, zurückzugewinnen. Mit tatsächlich tragfähigen Lösungen, Schritt für Schritt.“

Die Abschiebeverhinderungsindustrie

Vielleicht fragt sich der geneigte Leser, ob die Kanzlerin  im Sinne von Kant hinsichtlich ihrer sturen Haltung in der Flüchtlingspolitik an einer Art von Zwangsneurose leidet, die sich nach Siegmund Freud dadurch äußert, dass Menschen mit dieser Krankheit von Gedanken beschäftigt werden, die sie zu Handlungen veranlasst, deren Ausführung ihnen zwar kein Vergnügen bereitet, deren Unterlassung ihnen aber ganz unmöglich ist.

Angesichts von mehr als 500.000 Asylbewerbern in Deutschland, deren Antrag bereits abgelehnt wurde und deren Abschiebung mutmaßlich – wie sich der Chef der Polizeigewerkschaft Rainer Wendt ausdrückte – durch eine Abschiebeverhinderungsindustrie verhindert wird, macht deutlich, dass sich Merkels Ansinnen, leichtfertig verspieltes Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen, möglicherweise als ein hoffnungsloses Unterfangen darstellt.

Ciceros Rede gegen Catilina

Merkels unglaubwürdiges Schaustück lässt darauf schließen, dass sie auch weiterhin vorhat, die zunehmend schwindende Geduld der Bevölkerung missbrauchen zu wollen, was uns zu der berühmten Rede von Cicero gegen Catilina führt. Dessen rhetorische Fragen, die darauf abzielten, Catilina öffentlich bloßzustellen und als jemanden zu kennzeichnen, der gegen das römische Gemeinwesen handelt, sind es wert, sich im Zusammenhang mit Merkels anmaßender Politik, die sich gegen eine überwiegende Mehrheit im Land richtet, erneut Revue passieren zu lassen:

  • „Wie lange, Catilina, willst du unsere Geduld noch missbrauchen?
  • Wie lange soll diese deine Raserei ihr Gespött mit uns treiben?
  • Bis zu welchem Ende soll die zügellose Frechheit ihr Haupt erheben?
  • Hat die Besetzung des Palatiums während der Nacht keinen Eindruck auf dich gemacht, keinen die bange Furcht des Volkes, keinen der Auflauf aller Guten, keinen diese so stark befestigte Versammlungsstätte des Senats, keinen die Blicke und Mienen der Anwesenden?
  • Dass deine Pläne klar zutage liegen, merkst du nicht?
  • Dass durch das Einvernehmen all dieser Männer hier deine Verschwörung in Fesseln geschlagen ist, siehst du nicht?
  • Was du in der letzten, was du in der vorletzten Nacht getrieben hast, wo du gewesen bist, wen du zusammengerufen und welchen Plan du gefasst hast – wer von uns, meinst du, wüsste das nicht?“

Merkels selbst herbeigeführtes Menetekel hat in der Bevölkerung einen so tiefen Vertrauensverlust herbeigeführt, dass man tatsächlich geneigt sein könnte, ihr zuzurufen:

Hey! Chancellor! Leave the folks alone!
All in all it’s another writing for you on the wall.

 

Anmerkungen

[1] Vergl. https://en.wikipedia.org/wiki/Belshazzar%27s_feast

[2] http://www.zeit.de/2006/40/ST-Sloterdijk/komplettansicht

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Über Oeconomicus

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Grinario
Grinario
7 Jahre her

„Bis zu welchem Ende soll die zügellose Frechheit ihr Haupt erheben?“

In Deutschland leider immer bis zum bitteren Ende, siehe Geschichte der neueren Zeit.

C.M
C.M
7 Jahre her

Sie ist es ja nicht allein. Die vielen Merkelein Helfer haben es möglich gemacht. Ja, Geschichte wiederholt sich. Auch wenn die Art und Weise etwas anders ist.

trackback
7 Jahre her

[…] via Merkels unglaubwürdiges Schaustück. […]

Max Mayer
Max Mayer
7 Jahre her

Diese Frau möchte Deutschland den maximalen Schaden zufügen. Aus welchem Grund auch immer. Und die wird das auch schaffen. Bin mal gespannt was da als Nächstes kommt. Schlimmer geht immer.

dragaoNordestino
7 Jahre her

Schon interessant… da wird Merkel „Hypostase“ vorgeworfen.. Hmm.. Vielleicht sollten sich so manche die dies vermuten einmal fragen, ob sie nicht eventuell selber an „Hypostase“ leiden. Denn, und ich wiederhole dies gerne: Sei es nun im Nahen und Mittleren Ostens oder in Afrika, solange das westliche Imperium, die Pax americana, die Völker dieser Regionen unterdrückt und dahin mordet, deren Rohstoffe zu stiehlt.. deren Politdarsteller zum Vorteil des westlichen Imperiums korrumpiert, mit mörderischen Freihandelsverträgen, die zwar die lokalen korrupten Politdarsteller reich macht, jedoch die lokalen Bevölkerungen an den Rand des Existenzminimums und darunter drückt, solange wird es immer mehr Flüchtlinge geben.… Read more »

Oeconomicus
Oeconomicus
Reply to  dragaoNordestino
7 Jahre her

@ dragaoNordestino „Schon interessant… da wird Merkel „Hypostase“ vorgeworfen.. Hmm.. Vielleicht sollten sich so manche die dies vermuten einmal fragen, ob sie nicht eventuell selber an „Hypostase“ leiden.“ „Wir schaffen das“ wurde bereits als Hypostase enttarnt … jetzt auch von ihr selbst gewissermaßen eingeräumt. Bereits am 8. Okt. 2015 habe ich mich damit ausführlicher beschäftigt: https://oconomicus.wordpress.com/2015/10/08/die-fluechtlingskrise-und-die-hypostase-wir-schaffen-das/ Bereits am 24. Dez. 2012 habe ich u.a. nachfolgende Überlegungen angestellt: „Wir dürfen gespannt sein, ob und wann die Bevölkerung endlich realisiert, dass die Großmeisterin der Hypostase häufig nur mit rhetorischen Sprechblasen versucht, die Määänschen einzulullen … tatsächlich aber damit nur die dreisten Raubzüge… Read more »

dragaoNordestino
Reply to  Oeconomicus
7 Jahre her

@Oeconomicus

Was Sie hier völlig zurecht -wenn auch nur ansatzweise- darlegen, ist sein Jahrzehnten bekannt.

Das reale Problem für die Flüchtlingsströme kann man ja hier nur grobkörnig darlegen.

Wie auch immer, was sind den Ihre Lösungsvorschläge Herr Oeconomicus.? Denn mit Kritik alleine, ist es ja nicht getan….

Oeconomicus
Oeconomicus
Reply to  Oeconomicus
7 Jahre her

@ dragaoNordestino

„Wie auch immer, was sind den Ihre Lösungsvorschläge Herr Oeconomicus.? Denn mit Kritik alleine, ist es ja nicht getan….“

Es gibt durchaus denkbare Lösungsvorschläge, beispielsweise die Konzerne zu verpflichten, ihr Gier nach Ressourcen und dem ausbeuterischen Umgang von Lohnsklaven, so zu gestalten, dass Infrastrukturen geschaffen werden, die den betroffenen Menschen eine Lebensgrundlage gewährt, die sie nicht veranlasst, ihr Land zu verlassen.

Etwas weitergedacht ist zu bezweifeln, dass dies mittels der bekannten Systeme so ohne weiteres möglich ist.

Daniel Düsentrieb
Daniel Düsentrieb
7 Jahre her

Tja,so ist sie nun mal unsere Bundesraute,den einmal von Ihr eingeschlagenen Weg fährt Sie stur wie ein Panzer bis zum bitteren Ende weiter! Da helfen auch keine Lippenbekenntnisse nach Änderung ihres Kurses,die glaubt Ihr eh kein nüchtern denkender Mensch mehr. Siehe auch die Wahlschlappen in Meck Pomm und Berlin. Diese Frau ist völlig lernresistent!

Wayne Podolski
7 Jahre her

Ich behaupte,nicht eine verdammte Silbe dieser Rede hat sie selbst zu Papier gebracht. Deshalb klingt jeder Satz aus ihrem Munde vollkommen unglaubwürdig, erst recht dieses abgedroschene „Wir schaffen das“, was suggerieren soll, dass sie sich mit dem Volk auf eine Stufe stellt,was sicherlich nicht der Fall ist. Ihre Redenschreiber, Hamburgs Bürgermeister Scholz beschäftigt zwei von der Sorte in Vollzeit, sollten einpacken, es bringt nichts mehr, sie hat jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Und nun rüber zu Papa Verdad …

https://youtu.be/e6aALaS0oH0

Ulrich Grey
7 Jahre her

Deine Lügen, die behalt‘ für Dich!
Kein Denkverbot in diesem Land!
Keine politische Korrektheit vom Pressestrich!
Verschwinde Kanzler, hau schnell ab!
Hey, verschwinde Kanzler, hau schon ab!
Pack Dein Zeug und lies die Schrift an der Wand!

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