Auch Bosbach ist Teil des Systems

Wolfgang Bosbach / Quelle: By Foto-AG Gymnasium Melle (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0), GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)], via Wikimedia Commons; https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ABosbach%2C_Wolfgang-0636.jpg Wolfgang Bosbach / Quelle: By Foto-AG Gymnasium Melle (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0), GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0)], via Wikimedia Commons; https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ABosbach%2C_Wolfgang-0636.jpg

Mit Wolfgang Bosbach hat einer der populärsten Merkel-Widersacher aus der CDU seinen Rückzug angekündigt. Ein Verlust? Auch er war immer nur Teil des Systems.

Wolfgang Bosbach hat immer wieder Andeutungen über seinen politischen Rückzug gemacht. Jetzt hat er sich endgültig entschieden: Bosbach wird nicht mehr für den Bundestag kandidieren.

Zugegeben, für den politischen Betrieb in Berlin ist Bosbachs Abgang ein Verlust, aber eben nur für den politischen Betrieb und nicht für die Wähler. Zwar war seine Kritik insbesondere gegen Merkels Rettungsschirmpolitik richtig und wichtig, gleichwohl war er Teil des Systems, das gerne vorgibt, sich für die Belange und Sorgen der Bevölkerung einzusetzen. Eine Fülle von Entscheidungen belegt, dass es mit diesem Einsatz jedoch nicht weit her ist.

„Wenn, wenn, Wenn…“

Bosbach gelang es, sich als Anwalt der Menschen zu präsentieren. Daher genießt er ein entsprechendes Ansehen in der Gesellschaft. Gleichwohl waren und sind Zweifel an mancher seiner Haltungen und Positionen, insbesondere hinsichtlich der Euro- und Rettungsschirmpolitik, angebracht. Ich will sie anhand nachfolgenden Beispiels illustrieren.

Während einer „Hart aber fair“-Talkrunde im Mai 2013[1] wandte sich ein Zuschauer mit seiner Frage direkt an Wolfgang Bosbach:

„Herr Bosbach, ich achte und schätze Sie als einen der fähigsten und ehrlichsten Politiker Deutschlands.
Bitte sagen Sie mir in die Kamera, damit man Ihre Augen sieht: Ist die Zukunft meiner Kinder (…) gesichert, oder müssen sie für die Fehler Ihrer Partei eines Tages bezahlen, weil Ihre Kollegen zu feige waren, dem Bürger die Wahrheit zu sagen? Ich vertraue Ihnen.“

Bosbachs „blauäugige“ Antwort:

„WENN wir die notwendigen Konsequenzen ziehen aus den Ereignissen der letzten drei Jahre,
WENN wir den Weg von der Transferunion in die Haftungsunion stoppen, und
WENN sich jeder Staat darüber im Klaren ist, dass kein Land über seine eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse leben kann,
DANN müssen Sie sich um die Zukunft Ihrer Kinder keine Sorgen machen!“

Diese Haltung habe ich damals wie folgt kommentiert:

„Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute, werter Herr Bosbach! Politiker sollten endlich einmal lernen, dass man Fragen nicht mit Konditionalsätzen beantwortet! (Beispiel: wenn Katzen Pferde wären, könnten wir auf Baumkronen reiten!)“

Hoffentlich widersteht er der Drehtür!

Wie so oft hat Bosbach mit diesem Statement unterschwellig pro-System argumentiert, eine Verhaltensweise die  polit-typisch ist und gelinde ausgedrückt in der Kategorie „politische Semantik“ verortet werden muss. Und genau jene Haltung habe ich ihm verübelt und kreide sie ihm auch weiterhin an!

Was sein politisches Lebenswerk anbelangt, will ich gerne einräumen, dass Bosbach viele positive Impulse gesetzt hat, die durchaus dafür sprechen, dass er über so lange Zeit seinen gesunden Menschenverstand bewahren konnte.

Da nicht zwingend davon auszugehen ist, dass der auszuwählende Nachfolger in seinem Wahlkreis einen besseren Job machen wird, schließe ich mich mit den besten Wünschen für seine Gesundheit dem Bedauern über seinen politischen Rückzug an und hoffe, dass er nicht in die Versuchung gerät, durch irgendeine „Drehtür“ zu gehen.

 

Anmerkungen

[1] Vergl.: https://oconomicus.wordpress.com/2013/05/08/hart-aber-fair-die-sprechblasen-der-einluller/

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