China trickst die EU aus

Mit dem Kauf des serbischen Stahlkonzerns HBIS haben die Chinesen das bisher verriegelte Tor zum europäischen Markt aufgestoßen – und lösen in der EU Panik aus.

Die serbische Regierung und der chinesische Stahlkonzern Hebei Iron and Steel Group (HBIS) haben am 18. April den Privatisierungsvertrag für das Stahlwerk Železara Smederevo unterzeichnet. Medienberichten zufolge[1] zahlt HBIS für die Übernahme des angeschlagenen Stahlwerks 46 Millionen EUR und wollen in Modernisierung der Produktionsanlagen mind. 300 Millionen EUR investieren, wobei die bestehenden 5000 Arbeitsplätze erhalten bleiben sollen.

Der Deal ist wirtschaftspolitisch hochbrisant, denn die EU hätte ihn gern verhindert. Sei längerem nämlich streiten sich China und die EU über chinesische Stahlexporte. Dieser Streit steht auch im Mittelpunkt des EU-China-Gipfels in Peking.

Tür zum EU-Markt aufgestoßen

Die „FAZ“ zitiert einen Lobbyisten des Wirtschaftsverbandes der europäischen Eisen- und Stahlindustrie „Eurofer“ mit den Worten, chinesische Staatsunternehmen wollten „unter Einstandskosten produzierte 400 Millionen Tonnen Überkapazitäten in Europa“ losschlagen. Damit würden alle europäischen Stahlhersteller in ihrer Existenz gefährdet.

Nach „Eurofer“-Angaben besitzt der europäische Stahlmarkt ein Volumen von 155 Millionen Tonnen. In den vergangenen 15 Jahren habe der chinesische Stahlsektor seinen Anteil an der Weltproduktion von 15 auf 50 Prozent gesteigert. Nun fürchten EU und die europäische Stahlbranche, dass die Chinesen mit dem Serbien-Deal die Hintertür zum EU-Markt für sich geöffnet haben.

In dem Bieterverfahren um das serbische Unternehmen HBIS hatten die Chinesen das einzige Angebot eingereicht. Anfang April wurde es dann von der zuständigen Auswahlkommission akzeptiert. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte der Stahlkonzern während eines China-Besuchs des serbischen Premiers Aleksandar Vučić ein Memorandum über ein Engagement in Smederevo unterzeichnet.

Wie reagiert die EU?

Železara Smederevo befand sich seit Januar 2012 wieder im Besitz des Staates, nachdem sich der frühere Eigentümer, der amerikanische Konzern US Steel, im Zuge der Krise am europäischen Stahlmarkt von seiner serbischen Tochter getrennt hatte. Mehrere Anläufe der serbischen Regierung für eine erneute Privatisierung des Stahlwerks blieben seither ohne Erfolg. Zuletzt scheiterte ein Verfahren, in dem bis Anfang vergangenen Jahres noch Verhandlungen mit dem US-Konzern Esmark Steel Group geführt worden waren.

Es wird sicher spannend zu beobachten, welche langfristigen Strategien hinter diesem Investment in einen von Überkapazitäten strotzenden Markt erkennbar werden, zumal China bei der Stahlproduktion mit zahlreichen Unternehmens-Schwergewichten ohnehin als Weltmarktführer gilt.

Eines ist jedoch sicher: Europäische Stahlerzeuger werden sich gegen sich abzeichnende Stahl-Dumpingpreise[2] zur Wehr setzen.

 

Anmerkungen

[1] https://seenews.com/news/serbia-signs-sale-deal-with-chinas-hebei-for-ailing-steel-mill-zelezara-smederevo-521474

[2] http://www.n-tv.de/wirtschaft/China-gegen-alle-und-sich-selbst-article17494821.html

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