Es ist das Wetter, nicht das Klima!

Starkregen, immerzu Überschwemmungen und Tornados: Doch der Deutsche Wetterdienst schaltet die Alarmsirene ab. Der Wochenrückblick im „Sonntagspanorama“.

Liebe Leserinnen und Leser, Starkregen jeden Tag! Jeden Tag Starkregen! Das Grundwasser hat die Schnauze voll und ich koche vor Ärger. „Mehr Starkniederschläge durch Klimawandel“, titelt der Mainstream.

Klaus Paetzold schaltet die Alarmsirene ab. Der Diplom-Meteorologe arbeitete 34 Jahre für den Deutschen Wetterdienst in Offenbach und differenziert gegenüber dem Autor: Die Niederschlagsmenge in Deutschland habe zwischen 1880 und 2010 allgemein um 10% zugenommen, und das besonders im Winter. Alte Wetteraufzeichnungen belegten auch für das tiefe Mittelalter Tornados.

El Nino wird unterschätzt

Die Menschen hätten immer von den nacheiszeitlichen Wärmeperioden profitiert. Die Stichworte seien: Besseres Nahrungsangebot, Bevölkerungszunahme, kulturelle und künstlerische Blüte. Er verweist auf die kretisch-minoische Kultur um 2000 v. Chr., die als die früheste Hochkultur Europas gilt; die römische Periode um 0 und auf die Zeit des hohen Mittelalters zwischen 1000 und 1100.

Dagegen hätten massive Verteilungskämpfe während der Kälteperiode um 500 die Völkerwanderung katalysiert. Nicht viel besser sei es den Menschen in Europa unter der sog. kleinen Eiszeit zwischen 1400 und 1800 ergangen.

Der derzeitige geringe globale Meeresspiegelanstieg infolge Erwärmung der Meere könne überhaupt erst seit wenigen Jahren mit Satellitendaten verifiziert werden. Die Auswirkungen der El Nino- und La Nina-Phänomene würden dabei aber unterschätzt.

„Neue Erkenntnisse sprechen dafür, dass zum Ende der Eiszeit u. a. das Schwarze Meer durch Abschmelzen der kontinentalen Gletschergebiete überschwemmt wurde und sein Spiegel über 100 Meter anstieg. Aber ob diese Überflutung ein plötzliches katastrophales Ereignis war oder als ein allmähliches Ansteigen zu bewerten ist, wird kontrovers diskutiert“, sagt Klaus Paetzold.

Seit Ende der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren hat sich der Meeresspiegel um etwa 130 Meter erhöht. Heute ist davon nur ein Anstieg von 1 – 3 mm pro Jahr übrig geblieben.

Anstieg des Meeresspiegels / https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1d/Post-Glacial_Sea_Level.png

Anstieg des Meeresspiegels / https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1d/Post-Glacial_Sea_Level.png

Holland, dessen Fußballnationalmannschaft sich gerechterweise nicht für die EM in Frankreich qualifiziert hat, sollte mit dem bisschen Meeresspiegelanstieg wohl klarkommen, denke ich.

GPS für Airlines zu teuer

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) führt die Flugverkehrskontrolle durch und bearbeitet Flugpläne. Sie sieht sich durch eine steigende Anzahl von Flugbewegungen grundsätzlich auf Erfolgskurs, da sie davon u.a. durch An- und Abfluggebühren profitiert. Ziel der DSF ist es daher, die Anzahl der Flugbewegungen am Frankfurter Flughafen von derzeit ca. 70 pro Stunde auf 126 pro Stunde hochzufahren. Auf einem Pressefrühstück verneint der Vorsitzende der Geschäftsführung, Klaus-Dieter Scheurle, die Frage, ob eine Lärmobergrenze für die belastete Bevölkerung für die Arbeit der DFS eine Rolle spielt.

Aber immerhin: Lufthansa, Deutsche Flugsicherung und Fraport erproben zurzeit neue satellitengestützte, gekurvte Anflugverfahren am Flughafen Frankfurt, um die Möglichkeit von verschiedenen Endanflügen auf mehreren Landebahnen auszuloten.

Der Frankfurter Flughafen verfügt bereits über das neue satellitengestützte Präzisionslandesystem GBAS. Es könnte eines Tages das augenblickliche lärmintensivere Instrumentenlandesystem ablösen.

Die notwendige Bedingung dafür sind Flugzeuge, die durchgängig mit den entsprechenden Bordempfängern ausgerüstet sind. Der DFS-Chef betonte allerdings während des Pressefrühstücks, dass die Airlines, auch nicht die „einheimischen Carrier“, aus Kostengründen überhaupt kein Interesse an GPS hätten. So würden keinerlei Vorbestellungen vorliegen. Solange der Gesetzgeber keine Ausrüstungspflicht vorgebe, werde sich daran auch nichts ändern.

Jeder Segelflieger, jeder Taxifahrer hat heutzutage GPS. Aber nach alter Väter Sitte gehen die Flugzeuge ca. 18,5 km vor dem Frankfurter Flughafen auf eine Höhe von ca. 1000 Meter herunter, um in gerader Strecke auf ihn zuzufliegen. Eine Groteske!

Rainer Rahn, der AFD-Chef von Frankfurt, meint:

„Die satellitengestützte Navigation könnte tatsächlich dazu beitrag, die Lärmbelastung zu reduzieren, wenn die Flugzeuge im Endanflug bewohnte Gebiete umfliegen. Eine Realisierung dieses Verfahrens ist jedoch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten, da die meisten Airlines ihre Flugzeuge nicht mit den entsprechenden Geräten ausstatten. Hinzu kommt, dass im Kurvenflug die Triebwerkleistung erhöht werden muss, was die Lärmbelastung wieder erhöht. Im Ergebnis ist festzustellen, dass eine wirkungsvolle Lärmreduzierung nur durch eine Beschränkung der Anzahl der Flugbewegungen erzielt werden kann.“

Aufgrund von wachsenden Überkapazitäten an den weltweiten Luftfrachtmärkten betreibt Lufthansa-Cargo derzeit einen massiven Stellenabbau, der vor allem die Arbeiter der Bodenabfertigung und die Verwaltungsangestellten betrifft. Geplant ist auch, „die Abläufe am Drehkreuz Frankfurt deutlich effizienter“ zu gestalten, wodurch sich der Arbeitsstress für die Frachtarbeiter weiter verschärfen wird.[1]

Während des Pressegesprächs kritisiert ein Teilnehmer aus Wiesbaden, dass Frachtflieger der Lufthansa morgens um 5.10 Uhr, ab Frankfurt Flughafen startend, regelmäßig dicht besiedelte Wohngebiete in Wiesbaden überfliegen. DFS-Chef Scheurle zeigt sich ahnungslos.

Rettungseinsätze im Mittelmeer machen Schleuser reich

„Kann man noch guten Gewissens im Mittelmeer baden, in dem so viele Flüchtlinge ertrunken sind?“, fragt im Ernst das „Süddeutsche Zeitung Magazin“.

Nicht die eigenen Leser manipulierend dagegen die Deutsche Welle:

„Nach einer Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Palermo auf Sizilien spülen die europäischen Einsätze zur Rettung von Flüchtlingen vor allem Geld in die Taschen von Menschenschmugglern. Die Untersuchung zeige, dass ‚militärische Patrouille-Einsätze im Mittelmeer die Zahl der Ankünfte (von Migranten) erhöht haben, und damit einen Anreiz und einen positiven Faktor für das Geschäft der Schleuser darstellen‘, heißt es in einer Präsentation der noch unveröffentlichten Studie, die der Deutschen Presse-Agentur nach eigenen Angaben vorliegt. Indem die Rettungsmissionen die Sicherheit der Überfahrt erhöhen, machten sie die Dienste der Schleuser attraktiver und befeuerten deren Geschäft.“

Schwarzes-Schaf / Quelle: Claus Folger

Schwarzes-Schaf / Quelle: Claus Folger

Das schwarze Schaf der Woche

„Mein Vater war ein unverbesserlicher Nazi und Holocaust-Leugner. Die Urgroßeltern meiner Tochter Saskia wurden in Ausschwitz ermordet (…) Die AfD ist für mich überhaupt kein neues Phänomen. Das ist eine Partei, der es vor allem darum geht, reaktionäre Ideen zu befördern. Alles, was die erzählen, habe ich schon gehört – im Zweifel von meinem eigenen Vater, der bis zum letzten Atemzug ein Nazi war“, sagt SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Bis zum letzten Atemzug wird Gabriel seinen Mitmenschen durch sein aufdringliches Mitteilungsbedürfnis auf die Nerven fallen.

Weißes-Schaf Quelle: Claus Folger

Weißes-Schaf Quelle: Claus Folger

Das weise Schaf der Woche

„Man kann die Kraft des Klangs gar nicht überschätzen. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Musik die menschlichen Gene verändern kann – aber nicht mit einem mp3-File. Eigentlich ging es schon ab 1982 abwärts, als die CD eingeführt wurde. Eine analoge Aufnahme ist immer eine Spiegelung dessen, was passiert ist. Eine digitale Aufnahme ist eine Rekonstruktion. Ein mp3-File rekonstruiert gerade einmal fünf Prozent des Sounds, eine CD zehn Prozent. Das hört jeder. Vielleicht nicht bewusst, aber man hört es. Hier wird gerade eine ganze Kunstform ruiniert. Ich muss da nicht mehr mitspielen. Deswegen ziehe ich meine Musik aus allen Streaming- und Downloaddiensten zurück“, sagt der Musiker Neil Young im „Süddeutsche Zeitung Magazin“.

Mein Lektüretipp der Woche:

Offiziell sinken die Flüchtlingszahlen. Erleichtert widmet sich die Politik neuen Themen. Doch die illegale Einwanderung über die offenen Grenzen geht weiter – und der Frust der Bundespolizei steigt.[2]

 

Anmerkungen

[1] http://www.wsws.org/de/articles/2016/06/11/luft-j11.html

[2] http://www.welt.de/politik/deutschland/article156149885/Die-Fluechtlinge-kommen-weiter-zu-uns-nur-heimlich.html

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