Europas riskante Energie-Politik

In Griechenland beginnt der Bau der Trans Adriatic Pipeline. Sie soll Europas Energiesicherheit garantieren – und unabhängiger von russischem Gas machen.

Alexis Tsipras gab nun in Thessaloniki grünes Licht für den Bau des griechischen Abschnitts der Trans Adriatic Pipeline (TAP). Mit Blick auf die marode Wirtschaft setzt man in Athen große Hoffnungen in den Bau dieser Gaspipeline im Norden des Landes.

Sie soll nach Fertigstellung im Jahr 2020 in Azerbaijan gewonnenes Erdgas durch Griechenland und Albanien nach Italien fördern und Westeuropa unabhängiger von russischem Erdgas machen. Auf diese Weise sollen in Griechenland in naher Zukunft bis zu 8000 neue Arbeitsplätze entstehen.

„Baustein für die europäische Energiesicherheit“

Die TAP gehöre zu den Vorhaben von gemeinsamem Interesse, „also zu wichtigen Energie-Infrastrukturprojekten, die den EU-Staaten helfen, die Energiemärkte in Europa zu integrieren und die Energiequellen und Transportwege zu diversifizieren“, ließ die EU-Kommission wissen. Sie trage so zum Aufbau der Europäischen Energieunion bei.

Und der für die Energieunion zuständige EU-Vizekommissionspräsident Maroš Šefčovič sagte zum feierlichen Baubeginn der TAP:

„Wenn sie fertiggestellt ist, wir die TAP ein wichtiger Baustein für die europäische Energiesicherheit sein. Indem sie den Zugang zu Gas aus Aserbaidschan eröffnet, wird TAP es vielen Ländern auch in Mittel- und Südosteuropa ermöglichen, ihre Gasquellen zu diversifizieren.“

Geplant ist, dass ab 2019/2020 zunächst ca. zehn Milliarden Kubikmeter Gas über den südlichen Gaskorridor nach Europa transportiert werden. Langfristig soll das Volumen deutlich ansteigen.

Route durchs Spannungsfeld

Soweit zunächst die Kernpunkte der Theorie, wie sie von der EU-Kommission und unseren kenntnisreichen Wahrheitsmedien[1] verbreitet wird. Bevor aber nun die Champagnerkorken fliegen, wäre es jedoch von Vorteil, sich zu vergegenwärtigen, dass es sich bei der TAP um einen Appendix der rund 2000 km langen Trans-Anatolian Natural Gas Pipeline (TANAP) handelt. Ihr Anschlusspunkt ist Kipoi in der türkisch-griechischen Grenzregion. Die TANAP wiederum ist mit der South Caucasus Pipeline (SCP) verbunden, welche aus den Shah Deniz Gasfeldern gespeist wird.

Das Routing führt durch Georgien, einem Spannungsfeld, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft Armenien mit dem quasi annektierten Berg-Karabach liegt, wo derzeit kein inniges freundschaftliches Verhältnis mit dem finanziell angeschlagenen Azerbaijan zu erkennnen ist[2].

Unabhängiger von russischem Gas?

Auf dem langen Weg durch die Türkei bis zum TAP-Anschluss in Kipoi ist nicht auszuschließen, dass der neo-osmanische Sultan durch unlustige pop-up’s gestört werden mag, was die Gas-Durchleitung ins TAP-Netz beeinträchtigen könnte.

Last but not least, muss den EU-Träumern[3], die sich so sehr darauf freuen, mit der TAP von russischem Gas unabhängiger zu werden, ein wenig Wasser in den Wein gegossen werden. Genau genommen 15 %, was einschließlich des von ENI übernommenen 5%-Anteils der Beteiligung des russischen Lukoil-Konzerns an den Shah Deniz Gasfeldern entspricht…

 

Anmerkungen

[1] http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/trans-adria-pipeline-griechenland-hofft-auf-geldfluss-aus-mega-pipeline-a-1092727.html

[2] https://deutsch.rt.com/international/37705-aserbaidschan-in-zeiten-sinkenden-olpreise/

[3] http://ec.europa.eu/germany/news/baubeginn-der-transadria-pipeline-thessaloniki_de?newsletter_id=188&utm_source=representations_newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=EU-Aktuell&utm_content=Baubeginn der Transadria-Pipeline in Thessaloniki&lang=de

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