Das Internet mag ARD und ZDF nicht

Jeder Haushalt muss für ARD und ZDF zahlen, weil die Programme auch übers Internet gesehen werden können. Aber die Quoten zeigt: Dort will sie kaum jemand sehen!

Die Einführung der geräteunabhängigen GEZ-Gebühr wurde uns so begründet, dass Computerbesitzer die beiden zwangsfinanzierten Staatssender auch über das Internet sehen können. Ohne einen Fernseher zu besitzen.  Aber sieht sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen im Internet auch wirklich jemand an?

Am Pfingstsonntag war die meistgesehene ARD-Sendung die Tagesschau mit 5,83 Millionen Zusehern. Beim ZDF war es die Sendung „Liebe lebt weiter“ mit 5,13 Millionen. Diese Zahlen hat uns das Quotenmeter von Meedia verraten.

Auf Sur.ly kann man wiederum die Internetnutzung der beiden Zwangssender ablesen. Über einen längeren Zeitraum hatte das ZDF 0,405 Millionen Nutzer, das ARD gar nur 0,17 Millionen täglich. In der vergleichbaren Sendezeit von 20 bis 22 Uhr sind es natürlich noch viel weniger.

Gebühren für eine verschwindende Minderheit

Das bedeutet, dass das ZDF deutlich weniger als zu 5 Prozent über das Internet konsumiert wird, das ARD-Programm nicht mal zu ganzen 2 Prozent. Damit erweist sich das Zwangsgebühren-Argument des Internet-Zugangs zu den Staatsprogrammen als sehr schwach. Auch eine eigene Studie der Zwangssender besagt, dass für den Durchschnittsnutzer 4 von 83 täglichen Internetminuten im Öffentlich-Rechtlichen stattfinden.

Überhaupt ist der Marktanteil der beiden Staatssender am gesamten Fernsehkonsum blamabel gering. Die oben erwähnte Tagesschau erreichte 20,4 Prozent der Zuschauer, der ZDF-Film „Liebe lebt weiter“ 16 Prozent. Zusammen waren das am Pfingstsonntag bei den beiden meistgesehenen Sendungen 36 Prozent Quote.

Das bedeutet, dass fast zwei Drittel Privatfernsehen sehen, aber trotzdem die GEZ zahlen müssen. Wie abseitig die Gebührenpolitik ist, kann man daran ermessen, dass nicht einmal die Diktatoren Erich Honecker und Adolf Hitler (damals für den Volksempfänger) eine Zwangs-GEZ durchsetzten.

Von insgesamt 79,6 Millionen Einwohnern im Fernsehalter haben am Pfingstsonntag nur rund 14 Prozent tatsächlich ARD und ZDF eingeschaltet. Die GEZ-Gebühren werden also für eine verschwindende Minderheit eingesammelt.

Geringverdiener müssen blechen

Natürlich wirkt die Rundfunkgebühr wieder wie jede sozialistische Umverteilung von unten nach oben. Die öffentlich-rechtlichen Programme wie ZDF, ARD, arte und die Regionalprogramme werden am meisten von betagten Zuschauern mit höheren Renten wie zum Beispiel pensionierten Beamten gesehen, während viele Events des Privatfernsehens wie die „Kulturmagazine“ Dschungelcamp, Big Brother oder DSDS von dieser alten und wohlhabenden Personengruppe eher gemieden werden.

Von den Zuschauern von 14 bis 49 Jahren sehen nur 19,2 Prozent die öffentlich-rechtlichen Programme. Weil solche selbsternannten Volkspädagogen wie Claus Kleber, Til Schweiger und Anja Reschke für Menschen mit wachem Verstand einfach eine unerträgliche Zumutung sind.

Bei den unter 30jährigen, die hinsichtlich des Einkommens ganz unten stehen, hat das Internet das Fernsehen bereits 2010 eingeholt, diese Gruppe sieht teilweise weder öffentlich-rechtliches noch privates Fernsehen. Ergebnis: Wie fast bei jeder staatlichen Umverteilung des Einkommens zahlen auch bei der Rundfunkgebühr die Armen für die Reichen. Der Geringverdiener muss für den Intendanten mit Millioneneinkünften und den Kameramann mit Sonderrentenversorgung blechen.

Unangenehmes Gutachten

In diese peinliche und etwas angespannte Situation war im Oktober 2014 ein Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen geplatzt:

„Trotz der vielfältigen Empfangsmöglichkeiten (terrestrisch, Kabel, Satellit, Internet) sind heutzutage auch Subskriptionen einzelner Kanäle oder ein „Pay-per-View“- System technisch möglich.“

Das heißt, die Öffentliche-Unrechtlichen sollten nach Meinung der Experten verschlüsselt werden, damit nur die tatsächlichen Nutzer zahlen müssen. Viele vernünftige Zeitgenossen sehen schon seit Jahren nicht mehr in die Glotze.

PS: Treffen sich zwei PEGIDA-Anhänger auf dem Dresdner Theaterplatz. „Ich hab hier letzte Woche Dunja Hayali fotografiert.“ – „Was, gibt’s die wirklich?“

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Über Wolfgang Prabel

Wolfgang Prabel über sich: "Ich sehe die Welt der Nachrichten aus dem Blickwinkel des Ingenieurs und rechne gerne nach, was uns die Medien auftischen. Manchmal mit seltsamen Methoden, sind halt Überschläge... Bin Kommunalpolitiker, Ingenieur, Blogger. Ich bin weder schön noch eitel. Darum gibt es kein Bild." Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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