Wirbel um Grillos Sadiq-Khan-Witz

Der Führer der italienischen 5-Sterne-Partei stichelt gegen Londons neuen muslimischen Bürgermeister Sadiq Khan. Briten und Italiener finden das gar nicht lustig.

Beppo Grillo zählt zu den beliebtesten Politikern Italiens. Seine 2009 gegründee 5-Sterne-Bewegung ist zur zweitgrößten italienischen Partei gewachsen. Das lenkt auch die Blicke des Auslands auf den Parteichef, der als Schauspieler und Komiker Karriere machte.

In einer Show in Padua äußerte sich Grillo nun über Londons neugewählten ersten muslimischen Bürgermeister, Sadiq Khan. Mit dem ihm typischen Humor lobte er den Aufstieg des „Bangladeshi“ Khan, der aus einer pakistanischen Arbeiterfamilie stammt. Er sei ein Beispiel dafür, welche undenkbaren Überaschungen das Leben bereit halten könne. Khan sei der Beseis dafür, dass man nie zu träumen aufhören müsse. Dann fügte Grillo hinzu: „Jetzt will ich sehen, wie er sich in Westminster selbst in die Luft sprengt. „

„Rassistischer Humor“

„Rassistische und frauenfeindlicher Humor“ sei „typisch für extreme Parteien in der italienischen Politik“ schrieb der britische „Guardian“ über den Vorfall[1]. Das Blatt verwies darauf, dass Grillos Seitenhieb auf Khan just in dem Moment erfolge, wo die Kandidatin der 5-Sterne-Bewegung, Virginia Raggi, sich aufmache, die nächste Bürgermeisterin von Rom zu werden.

Auch in Italien schlugen die Wellen nach Grillos Äußerung hoch. Stefano Esposito, Senator der Demokratischen Partei (PD), verlangt nun eine Klarstellung von Grillo: „Was denkt Raggi über die rassistische Beleidigung des Londoner Bürgermeisters durch ihren Chef?“

Die gleiche Frage stellte auch Ettore Rosato, Fraktionschef der PD: „Grillos Rassismus ist nicht lustig, er beleidigt integrierte Menschen und freie Wähler. Was sagt Virginia Raggi dazu?“, wollte er wissen.

Khan gegen Trump

Sadiq Khan selbst hatte unmittelbar nach seinem Wahlsieg Schlagzeilen gemacht, als er mit massiver Kritik an Donald Trump in den US-Wahlkampf eingriff. „Donald Trumps ignorante Sicht auf den Islam könnte unserer beider Länder weniger sicher machen“, sagte Khan nun in einem Interview mit dem britischen „Telegraph“. Trump riskiere mit seinen Äußerungen, dass sich bisherige „Mainstream-Muslime“ weltweit entfremdeten. Folglich spiele Trump den islamischen Extremisten in die Hände.

 

Anmerkung

[1] http://www.theguardian.com/politics/2016/may/15/beppe-grillo-sparks-explosion-of-outrage-with-sadiq-khan-joke

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Über Thomas Castorp

Thomas (Hans) Castorp blickt vom Zauberberg herab auf die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Fragenstellungen. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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