Den Saudis könnte das Geld ausgehen

In den USA sorgt der Ölpreisverfall für eine Pleitewelle der Fracking-Unternehmen, die Milliarden-Schulden angehäuft haben. Sogar die Saudis können unter die Räder kommen.

Wegen des Ölpreisverfalls brechen den Ölfirmen weltweit die Einnahmen weg. Die Folge ist eine gewaltige Pleitewelle – vor allem in der jungen US-Fracking-Industrie. In den Bilanzen der US-Banken hinterlässt das tiefe Spuren. Böse Erinnerungen an die Häuserkrise werden wach.

Seit Beginn des Ölpreis-Verfalls Anfang 2015 haben bereits 69 nordamerikanische Öl- und Gasproduzenten Konkursanträge gestellt, schreibt die auf diese Branche spezialisierte große Anwaltskanzlei Haynes & Boone.[1] Diese Unternehmen hätten 34,3 Milliarden US-Dollar unbesicherte und besicherte Schulden angehäuft. Allein bis zum 1. Mai diesen Jahres seien 27 Unternehmen mit zusammen 14 Milliarden Euro Schulden Pleite gegangen.

Exzessive Geldverschwendung

Auch in anderen Öl- und Gasförderländern sorgt das dauerhaft niedrige Ölpreis-Niveau für erhebliche Verwerfungen. Während die Medien nicht müde werden, den ökonomischen Kollaps Russlands herbeizureden, erscheint es geboten, sich unter anderem mit dem finanziellen Kollisionskurs von Saudi-Arabien zu beschäftigen.

Spekulationen zufolge wird das Nettoauslandsvermögen des Landes derzeit mit maximal 300 Milliarden US-Dollar eingeschätzt.

Pleiten der US-Oel- und Gasunternehmen / Quelle: Haynes and Boone

Pleiten der US-Oel- und Gasunternehmen / Quelle: Haynes and Boone

Auf der anderen Seite werden zur Deckung der exzessiven Geldverschwendung des saudischen Herrscherclans, vor allem aber zur Versorgung von etwa 70 % der beim Staat angestellten Bevölkerung mutmaßlich jährlich 100 Milliarden US-Dollar benötigt. Bei dem aktuellen Ölpreis-Niveau könnte das innerhalb der nächsten 3-5 Jahre zur Zahlungsunfähigkeit führen.

Götterdämmerung des Petrodollars

Bekanntermaßen konnte sich die OPEC anlässlich ihres April-Treffens in Doha nicht auf eine preisstabilisierende Reduzierung derzeitiger Fördermengen verständigen. Ein Grund dürfte sein, dass insbesondere der Iran solche Mindermengen kompensieren würde.

Es ist davon auszugehen, dass die weitere Entwicklung des Ölpreises und der korrespondierenden Gaspreise den Status des hegemonialen chessboards ebenso beeinflussen wird, wie die Götterdämmerung des Petrodollars und die daraus abzuleitenden globalen und ökonomischen Wechselwirkungen.

Anmerkung

[1] http://www.haynesboone.com/~/media/files/attorney%20publications/2016/energy_bankruptcy_monitor/oil_patch_bankruptcy_20160106.ashx

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