Der Euro taugt auch mit 500er nicht

EZB-Chef Mario Draghi will den 500-Euro-Schein abgschaffen. Das Geschrei ist groß. Aber mal  ehrlich: Aus dem Euro wird auch mit 500er keine gescheite Währung mehr, oder?

Der Euro gehörte nur ganz zu Beginn seiner Geschichte – etwa bis 2005 – zu den besonders soliden Wertaufbewahrungsmitteln. Das war unter dem Holländer Wim Duisenberg als Währungshüter. Mit dem Franzosen Jean-Claude Trichet (2003 bis 2011 im Amt) begann der unaufhaltsame Niedergang des Euro. Seit Mario Draghi die Zentralbank leitet, geht es mit dem Ruf des europäischen Zahlungsmittels rapide bergab.

Nun hat Draghi einen neuen Trick, um das Vertrauen in sein fragiles Papiergeld wieder etwas zu schmälern: Der 500-Euro-Schein soll weg. Dabei entsteht Vertrauen doch eigentlich durch Beständigkeit und nicht durch Veränderung. In Francoforto, so heißt die Bankenstadt Frankfurt am Main in der Sprache der Italiener, gibt es Schwierigkeiten mit der Logik.

Nur Bares ist Wahres

Nun braucht natürlich nicht jeder Mensch 500-Euro-Scheine. Vielleicht bei einem Autokauf. Kürzlich habe ich mal einen Gebrauchtwagen in Hessen gekauft. Der Verkäufer hatte eine poetische Ader und sagte mir: „Nur Bares ist Wahres.“ Und dann hat er meine Hunderter gezählt. Mit so einer Maschine, wie die Banken sie haben. Trotzdem scheint sein Vertrauen in Banken und Überweisungen gleich Null zu sein. Meine Hunnis waren top, das Auto auch.

Brauchen andere Länder so werthaltige Scheine wie den 500er? In Amerika ist der größte der 100-Dollar-Schein mit Benjamin Franklin drauf. Er ist nicht mal ganz so viel wert wie unser Hunderter. In Polen muss man etwas mehr zählen. Zygmunt I. Stary ist auf dem 200-Złoty-Schein aufgedruckt. Der entspricht ungefähr einem unserer Fünfziger.

Im Vereinigten Königreich gibt es die £-50-Note mit einem Wert von etwa 60 €. Mit dem chinesischen Yuan würde man sich totzählen: Der größte Schein mit dem Nennwert 100 Yuan entspricht etwa 13,50 €.

Aber es gibt ja die grundsolide Schweiz, die alle europäischen Währungskatastrophen relativ unbeschadet überstanden hat. Bei unseren Nachbarn gibt es noch den guten 1000-Franken-Schein mit einem Wert von ca. 900 €.

Der Franken-Kurs lag bei der Euro-Einführung am 1. Januar 2002 bei 1,4781, heute bei 1,098. Das heißt der Franken hat in 14 Jahren gegenüber dem Euro 35 % an Wert gewonnen, bzw. 2,2 % pro Jahr.

Kein Rumpelstilzchen in Sicht

Wem der Franken immer noch zu fragil und kleinteilig ist, kann ja mit Krügerrand bezahlen. Die Ein-Unzen-Goldmünze ist heute 1.130 € wert. Bei der Euro-Einführung am 1. Januar 2002 zahlte man für die Unze Gold gerade 313 €. Bisher also eine Wertsteigerung gegenüber dem Euro von 261 %, oder 9,5 % pro Jahr.

Warum regen wir uns also wegen dem Wegfall des 500-€-Scheins so auf? Der Vergleich mit dem Franken und dem Krügerrand zeigt, dass der Euro mittel- und langfristig kein brauchbares Wertaufbewahrungsmittel ist, mit und ohne großen Schein.

Wenn man es mit Akteuren wie Alexis Tsipras, Angela Merkel und Jean-Claude Juncker zu tun hat, bekommt man eben fragiles Papier. Sie haben nicht die Fähigkeiten von Rumpelstilzchen, aus Stroh Gold zu machen.

Frau Dr. Merkel schaut in ihre Geldbörse und sagt zu ihrem Vertrauten Jean-Claude Juncker: „Mir hat jemand Geld gestohlen!“ Juncker äußert einen Verdacht: „Das können nur die Griechen aus deiner Tasche rausgenommen haben“. Angela Merkel schüttelt den Kopf. „Ausgeschlossen, es ist noch was drin.“

 

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Über Wolfgang Prabel

Wolfgang Prabel über sich: "Ich sehe die Welt der Nachrichten aus dem Blickwinkel des Ingenieurs und rechne gerne nach, was uns die Medien auftischen. Manchmal mit seltsamen Methoden, sind halt Überschläge... Bin Kommunalpolitiker, Ingenieur, Blogger. Ich bin weder schön noch eitel. Darum gibt es kein Bild." Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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