Deutsche Duckmäuschen

Es herrschte Stille, als ein Amerikaner aufstand und sagte, die Deutschen müssten ausbaden, was seine imperialistische Regierung angerichtet habe. Der Wochenrückblick als „Sonntagspanorama“.

Liebe Leserinnen und Leser, was passiert, wenn ein ganzer Saal auf ein deutsches Statement wartet, lesen Sie im Folgenden:

Deutsche Duckmäuschen Teil 1

Spiegel-Journalist Alexander Osang berichtet:

„Ich saß vor ein paar Tagen auf einer Bühne in der New York University und diskutierte mit vier Frauen aus Deutschland über Angela Merkel und die Folgen ihrer Flüchtlingspolitik. Schließlich stand ein Mann aus dem Publikum auf und sagte, Angela Merkel und die Deutschen würden doch nur ausbaden, was seine Regierung mit ihrer imperialistischen Politik seit vielen Jahrzehnten in der Welt angerichtet habe. Im Irak, in Afghanistan, in Iran. Dazu sollten wir doch mal Stellung nehmen. Die Moderatorin hielt uns das Mikro hin wie einen Staffelstab, aber niemand nahm es. Stille. Da wir als Deutsche in New York Deutschland repräsentierten, war die Stille ein Statement. Der Saal wartete. Irgendwann ergriff die deutsche Generalkonsulin in New York das Mikro und sagte sinngemäß: Sie danke für die Frage, aber sie wolle der amerikanischen Regierung keine Ratschläge erteilen. Die anderen drei Frauen nickten. Ich wäre am liebsten aufgestanden und hätte geklatscht, aber ich war zu müde.“

Deutsche Duckmäuschen Teil 2

„Bayern hält die Klagedrohung gegen Merkel aufrecht“, sagt Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) nach einer Kabinettssitzung. Jetzt droht also Herr Huber mit dem Gang vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Es kann nur darum gehen, CSU-Chef Horst Seehofer aus der Schusslinie zu nehmen, der laut offiziellem CSU-Krankenbericht an einem Burn-out-Syndrom leidet. Schließlich wedelt Seehofer schon seit September 2015 ununterbrochen mit einer Klagedrohung.

Deutsche Duckmäuschen Teil 3

„Franziska Hundseder, Bundesvorsitzende der Fachgruppe Journalismus der IG Medien, warf im Kosovo-Krieg insbesondere den audiovisuellen Massenmedien schlampigen und unseriösen Journalismus vor. Völlig zu recht wies sie darauf hin, dass während des Luftkrieges Aussagen von Flüchtlingen vielfach wie Tatsachen behandelt worden seien und erinnerte daran, dass jede Information mindestens zwei unterschiedliche Quellen haben muss.“ Quelle: nachdenkseiten.de

Folgende Meldung der Oberbadischen über die erfreuliche Situation, dass von 500 Asylbewerbern jeder 4. kriminell ist, kann nur vor dem Hintergrund eingeordnet werden, dass deutsche Journalisten wirklich jede Flüchtlingsstory für bare Münze nehmen. Wenn Menschen erst einmal einen Opferstatus erreicht haben, dann geht in Deutschland alles.

Die Realsatire hat folgenden Wortlaut[1]:

„Im vergangenen Jahr wurden in Lörrach 123 Asylbewerber straffällig. Rausgerechnet sind hier Straftaten, die nur von Asylbewerbern begangen werden können, zum Beispiel Verstöße gegen das Asylgesetz. Die am häufigsten straffälligen Asylbewerber kommen aus Albanien (19), Kosovo (14), Algerien (11), Georgien (11), Serbien (10), Tunesien (9), Mazedonien (8). Auffällig ist, dass nur acht Syrer durch Straftaten ins Visier der Justiz gerieten, obwohl diese Bevölkerungsgruppe den weitaus größten Anteil der derzeit rund 500 in Lörrach lebenden Asylbewerber stellt. Aktenkundig wurden unter anderem 67 Diebstähle, 16 Körperverletzungen und sechs Rauschgiftdelikte. 37 dieser Straftäter wohnen in der Stadt Lörrach, 53 innerhalb des Landkreises, die restlichen kamen von außerhalb. ‚Es handelt sich um überschaubare Delikte‘, betonte Revierleiter Wolfgang Grethler bei der Präsentation des Zahlenwerks. Bezirksdienstleiter Wolfgang Hauser ergänzte: ‚Die Situation ist entspannt.‘ Für die vielfach geäußerte Sorge, es kämen nur Verbrecher zu uns, gebe es keinerlei Belege. Bei vielen der in der Statistik auftauchenden Delikten handele es sich um kleinere Vergehen. Viele davon würden innerhalb der Gemeinschaftsunterkünfte verübt. Die Polizei führt die erfreuliche Situation auch auf das gute Betreuungs-Management zurück. ‚Was der Freundeskreis Asyl und andere Ehrenamtliche hier leisten, ist beeindruckend.‘“ – Vorwärts immer, rückwärts nimmer!

DDR-Zustände herrschen auch in US-Medien. Laut einer aktuellen Pew Research-Umfrage vertrauen nur noch sechs Prozent der US-Bürger Mainstream-Medien wie CNN und Fox News.[2]

Adolf Hitler versus Gerhard Polt

Aber wie kommt es, dass Donald Trump so beliebt ist? Dass die außenpolitische Grundsatzrede des republikanischen US-Präsidentschaftsbewerbers vom Mittwoch voller innerer Widersprüche, Fehler und verrückter Behauptungen sein würde, war von vornherein klar. Trump quatscht nun mal gerne drauflos, denkt man. Der britischen Zeitung The Independent ist aber aufgefallen, dass jemand seine Rede genau so niedergeschrieben und in den Teleprompter gestellt hat.

Schwarzes-Schaf / Quelle: Claus Folger

Schwarzes-Schaf / Quelle: Claus Folger

Das schwarze Schaf der Woche

„Die Europäer sollten nicht so tun, als wäre die Stabilität der muslimischen Welt das Problem anderer Leute. Es braucht mehr als nur soft power, damit in den Ländern, aus denen so viele Flüchtlinge zu uns kommen, wieder Ordnung einkehrt. Eine wenig durchdachte Intervention in Libyen und ein verspätetes Eingreifen in Syrien hatten katastrophale Folgen, ebenso der Rückzug aus dem Irak (…)

Wir sollten potentielle Einwanderer hinsichtlich ihrer Integrationsbereitschaft auswählen und Überprüfungsverfahren einführen, damit Mitglieder islamistischer Organisationen wie etwa Muslimbrüder nicht nach Europa gelangen.“

Die angebliche Menschenrechtsaktivistin und vorgebliche Islamforscherin, Ayaan Hirsi Ali, in der FAZ.

Freiheit vor Moslems! und Freiheit zum Bombardieren und Intervenieren muslimischer Länder! beschreibt exakt die wahnhafte Agenda unserer Zeit und unseres Kulturkreises. Nicht der Einmarsch in den Irak (hard power) ist für die Frauenrechtlerin das Problem, sondern der Rückzug aus dem Irak (soft power). – Und natürlich Muslimbrüder.

In Wikipedia heißt es über Muslimbrüder:

„Vor der einjährigen Präsidentschaft Mohammed Mursis in Ägypten 2012–2013 wurde die Muslimbruderschaft von einigen Beobachtern als vergleichsweise moderate und entradikalisierte politische und soziale Formation angesehen. Sie galt als eine konservativ-islamische Organisation, die Gewalt und den globalen Dschihad ablehnte und sich in einem Prozess der Entideologisierung befand. Nach dem Umsturz in Ägypten 2013 und der darauffolgenden Absetzung Mursis wurde die Muslimbruderschaft in Ägypten verboten und als Terrororganisation eingestuft.“

Weißes-Schaf Quelle: Claus Folger

Weißes-Schaf Quelle: Claus Folger

Die weisen Schafe der Woche

Josef Hader: „Auch Politkabarett kann man so machen, dass es menschliches Kasperltheater ist. Ganz tief drinnen in einem, der was schreibt, ein Theaterstück, einen Roman oder ein Kabarettprogramm, ist der erste Impuls im Idealfall nicht moralische Entrüstung, sondern ein gewisses Staunen über die menschlichen Möglichkeiten, auch über die schlimmsten Abgründe.“
Gerhard Polt:Das hast du gut gesagt. Das Staunen, das ist es.“
Das Süddeutsche Zeitung Magazin interviewt die Kabarettisten Gerhard Polt und Josef Hader.

Mein Lektüretipp der Woche:

„Der NATO-Oberkommandierende Wesley Clark Clark nennt den wahren Grund für das Eingreifen in den Kosovokrieg Ende der 1990er Jahre, indem er zugibt, dass der Angriff ein entscheidender Präzedenzfall für das 21. Jahrhundert war: Die Out-of-Area-Strategie, die Wandlung der NATO vom Verteidigungsbündnis zur globalen Interventionsmacht, war bereits in den frühen 1990er Jahren vorbereitet und rechtzeitig zum 50. Geburtstag des Bündnisses umgesetzt worden.“ Quelle: nachdenkseiten.de[3]

 

Anmerkungen

[1] http://www.verlagshaus-jaumann.de/inhalt.loerrach-fluechtlinge-nicht-krimineller.1cb28003-bf74-4b17-ac2d-bab69fd76566.html

[2] http://www.activistpost.com/2016/04/death-of-mainstream-media-6-percent-trust.html

[3] http://www.nachdenkseiten.de/?p=33128

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