Aktien-Lawine stürzt ins Bodenlose

Es ist soweit, die Baisse an den katastrophal überbewerteten Aktienmärkten hat begonnen. Ab nun geht es steil bergab – mit einem hohen Risiko für die gesamte Weltwirtschaft.

In Bezug auf die Aktienmärkte bin ich in den vergangenen Monaten nicht müde geworden, Sie hier immer wieder auf das sehr hohe Risiko einer bald beginnenden Aktienbaisse hinzuweisen. Nun ist es soweit, die Baisse hat begonnen. Die aktuelle Situation gleicht in fast jeder Hinsicht den Jahren 1929, 1972, 1999/2000 und 2007. Wie der folgende Chart des Dow Jones Industrial Average zeigt, stellen diese Jahreszahlen das Who-Is-Who oberer Wendepunkte an den Aktienmärkten dar. Ihnen folgten ausnahmslos verheerende Baissephasen und Rezessionen. Auch dieses Mal wird es so kommen, und wir befinden uns schon mittendrin.

Hohes Risiko für den gesamten Markt

Gemessen am S&P 500 Index dauert eine zyklische Baisse im Durchschnitt 19 Monate, und die Kursverluste betragen 39%. Doch es könnte noch schlimmer kommen: Aufgrund der hohen Überbewertung des US-Aktienmarktes ist nämlich eine überdurchschnittliche Baisse wahrscheinlich. Fast alle bewährten Kennzahlen der Fundamentalanalyse kommen zu demselben Ergebnis: Die Überbewertung war nur ein einziges Mal höher als heute, und auch das nur für wenige Monate im ersten Halbjahr 2000.

Damals beruhte diese extreme Überbewertung überwiegend auf den drei Sektoren Technologie, Medien und Telefonie. Dieses Mal zieht sich die Überbewertung durch nahezu alle Sektoren. Sie geht also sehr viel mehr in die Breite als jemals zuvor, wodurch sich das Gesamtmarktrisiko natürlich deutlich erhöht.

Wie die vergangenen zwei Jahre gezeigt haben, reicht eine extreme Überbewertung allerdings nicht aus, um eine Spekulationsblase zum Platzen zu bringen. Solange die Mehrheit der Marktteilnehmer bullish ist, zeigt sich das Kartenhaus stabil. Die Baisse beginnt erst, wenn die massenpsychologische Verfassung der Marktteilnehmer dreht, aus welchen Gründen auch immer.

Dow Jones Industrial Average, 1900 bis 2015. Die aktuelle Lage gleicht der Situation in den Jahren 1929, 1972, 2000 und 2007. Quelle: StockCharts.com /Claus Vogt

Dow Jones Industrial Average, 1900 bis 2015. Die aktuelle Lage gleicht der Situation in den Jahren 1929, 1972, 2000 und 2007. Quelle: StockCharts.com /Claus Vogt

 

Anhand bewährter technischer Indikatoren wie beispielsweise der Advance-Decline-Linie der New York Stock Exchange habe ich Ihnen gezeigt, dass dieser massenpsychologische Wandel hinter den Kulissen stabiler und teilweise sogar noch leicht steigender Kurse immer deutlicher sichtbar wurde. Insofern kam der jüngste Kurseinbruch für Sie nicht überraschend.

Nur ein Weckruf?

Die Anhänger des Zentralbankkults haben allerdings alle Warnsignale mit dem Argument in den Wind geschlagen, dass die Zentralbanken fallende Aktienkurse erstens verhindern könnten und zweitens auch verhindern würden. Nun wird diese These, die ich als die entscheidende Kernthese der aktuellen Spekulationsblase betrachte, durch den Kurseinbruch an den Aktienmärkten erschüttert.

Ich habe immer wieder darauf gepocht, dass Zentralbankbürokraten und andere Planwirtschaftler nicht allmächtig sind und dass sich die Marktkräfte früher oder später wieder durchsetzen werden. Der kleine Crash der vergangenen Tage ist der Weckruf, dass dieser Prozess jetzt begonnen hat. Wie schnell die Luft aus dieser Blase entweichen wird, weiß ich nicht. Wahrscheinlich wird es anderthalb bis zwei Jahre dauern, bevor die Märkte unten angekommen sind.

Wenn das absurde Vertrauen in die angeblichen Fähigkeiten der Zentralbanker schwindet und die katastrophalen Folgen der kurzsichtigen Geldpolitik der vergangenen Jahre nach und nach sichtbar werden, dann wird sich ein Großteil der Anleger darauf besinnen, dass Gold der einzige wirklich sichere Hafen ist in Zeiten unseriöser Geld- und Staatsschuldenpolitik. Die nächsten zwei Jahre versprechen sehr spannend zu werden.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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