Schweigen über Griechenlands Gold

Griechische Geldpolitiker werden sich niemals von ihrem Goldschatz trennen, sondern mit ihm die Chance auf einen glaubhaften Neubeginn wahren.

Jeder von Ihnen weiß es: Wichtige Informationen erhält man nicht nur durch das, was gesagt wird, sondern auch durch das, was nicht gesagt wird. Wobei Letzteres häufig sogar die bedeutenderen Botschaften enthält.

In diesem Sinne ist das Schweigen von IWF, EU und EZB über die Goldbestände Griechenlands überaus erhellend. Das völlig marode Land besitzt offiziellen Statistiken zufolge immerhin 112,5 Tonnen Gold. Das entspricht im Moment einem Marktwert von fast vier Mrd. Euro. Ein nicht zu verachtender Wert für einen Staat der Pleite ist.

Glaubhaftes Versprechen

Dennoch wurde im Rahmen der von IWF, EU und EZB ermöglichten Konkursverschleppung Griechenlands von keiner der drei genannten Institutionen der Verkauf dieses Goldschatzes gefordert. Während sich die Bürokraten dieser Troika sehr detailliert in die Wirtschafts-, Finanz- und Innenpolitik des souveränen Staates Griechenland einmischen und klar formulierte Forderungen nach ganz bestimmten Reformen erheben, lassen sie das griechische Gold unangetastet.

Dabei wäre es doch so einfach, diesen Goldschatz zu verkaufen, zum Beispiel an die Zentralbank Chinas. Dass dieser Verkauf nicht debattiert oder gar verlangt wird, hat natürlich gute Gründe.

Die Repräsentanten von IWF, EU und EZB kennen die prinzipielle monetäre Funktion des Goldes sehr genau. Sobald das Vertrauen in eine Papierwährung verloren geht, besinnen sich die Bürger auf Bewährtes, das heißt auf Gold. Und wenn der Staat ein neues Geld einführen will, nachdem er das alte gerade wertlos gemacht hat, dann kann er das nur auf zweierlei Weise tun: Entweder durch harte Gewaltandrohung oder durch ein glaubhaftes Versprechen, die monetären Sünden der Vergangenheit nicht zu wiederholen.

Furcht vor dem Chaos

Glaubhaft wird ein solches Versprechen bei den gerade erst betrogenen Bürgern aber nur, wenn ein verlässlicher Mechanismus vorhanden ist, der ein seriöses Verhalten des Staates erzwingt. Ein mit Gold gedecktes Geld erfüllt diese Funktion perfekt, wie die Vergangenheit bewiesen hat.

Wenn nun Plan A, das heißt die dauerhafte Konkursverschleppung Griechenlands, misslingen sollte, dann darf das Land auch aus Sicht der Troika nicht ins Chaos stürzen, sondern soll die Chance auf einen glaubhaften Neubeginn erhalten. Schließlich glaubt man Griechenland aus machtpolitischen oder geostrategischen Gründen als Teil eines Bollwerks gegen Putins Russland zu benötigen. Gold könnte bei der Gestaltung dieses Neubeginns eine entscheidende Rolle spielen. Entweder als die Basis einer neuen Währung, oder als Sicherheit für neue Kredite. Diesen geldpolitischen Joker möchte man nicht leichtfertig verspielen.

Natürlich kennen auch griechische Geldpolitiker die monetäre Funktion des Goldes. Auch sie haben selbstverständlich einen Plan B. Denn alternativlos erscheint die Welt nur sehr beschränkten Geistern. Also werden sich griechische Geldpolitiker niemals von ihrem Goldschatz trennen, sondern mit ihm die Chance auf einen glaubhaften Neubeginn wahren.

Die Verfechter des staatsmonopolistischen Papiergeldes möchten unter allen Umständen verhindern, dass die monetäre Rolle des Goldes in der Bevölkerung wieder bekannt wird und womöglich dazu führt, dass das Volk die Rückkehr zu einem seriösen Währungssystem verlangt. Schließlich verdanken die Größen von IWF, EU und EZB ihre Karrieren dem gegenwärtigen Währungs- und Staatsschuldensystem. Deshalb wollen sie dieses System so lange es irgend möglich ist am Laufen halten, koste es, was es wolle.

Irrwitzige Geldverschwendung

Ich gehe sogar noch weiter und bezeichne sie als strikte Gegner eines seriösen Währungssystems, weil das die Rückkehr zu seriösem Haushalten erzwingen würde. Damit würden IWF, EU und EZB entmachtet und ihre aufgeblasenen Bürokratien weitgehend überflüssig. Sogar die irrwitzige Geldverschwendung der EU müsste unter diesen Bedingungen umgehend beendet werden.

Die Einführung eines seriösen Währungssystems würde zwar dem Wohl der Allgemeinheit dienen. Aber es steht in krassem Widerspruch zu den Eigeninteressen der mächtigen Bürokraten der Troika. Diese möchten ihre überreichlich dotierten Pöstchen und ihre absurden Privilegien, die allesamt am Fortbestand des bestehenden Systems hängen, um keinen Preis verlieren. Deshalb sollten Sie sich nicht der Illusion hingeben, dass ausgerechnet diese Damen und Herren die richtigen Weichenstellungen vornehmen werden. Ich garantiere Ihnen, dass das nicht passieren wird.

Stattdessen werden die Verantwortlichen bis zum bitteren Ende so weitermachen wie bisher. Deshalb steuern wir auf den Kollaps des Weltwährungssystems und der unseriösen und verantwortungslosen Staatsfinanzierung zu, die aufs Engste mit diesem Währungssystem verbunden ist.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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