Diesem Crash entkommt keiner

Die in den vergangenen Jahren aufgebauten Spekulationsblasen erinnern an die Jahrtausendwende. In Wahrheit ist die Lage noch viel brisanter als vor 15 Jahren.

In der vergangenen Woche habe ich hier auf das deutliche Warnsignal hingewiesen, das von der Dow Theorie für die Aktienmärkte gegeben wird.[1] Inzwischen ist der Dow Jones Transportindex mit hohen Umsätzen aus seiner Topformation nach unten ausgebrochen. Auf dem aktuellen Niveau von 8.367 Punkten notiert er schon etwas mehr als 10% unter seinem Ende Dezember vorigen Jahres erreichten Hoch, während sich der sehr viel populärere Industrieindex nur 1,4% unter seinem erst vor wenigen Tagen erreichten Allzeithoch befindet. Diese von mir bereits beschriebene negative Divergenz hält also nicht nur an, sie wird sogar noch ausgeprägter. Doch damit nicht genug.

Eine wichtige Bestätigung dieses Warnsignals kommt jetzt von einem weiteren bewährten Indikator, der Advance-Decline-Linie der New York Stock Exchange (NYSE). Eine Darstellung der Berechnungsmethode der Advance-Decline-Linie erspare ich Ihnen hier. Für meine Zwecke reicht der Hinweis, dass sie auf allen an der NYSE gehandelten Aktien basiert und wie die Dow Theorie und andere treffsichere Methoden auf dem Konzept der positiven und negativen Divergenzen aufbaut.

Indizien für die Trendwende

Gesunde, tragfähige Trends zeichnen sich durch große Uniformität aus. Kommt es hingegen zu auffälligen Divergenzen, das heißt gegenläufigen Entwicklungen von Indikatoren und Aktienindizes, dann steht gewöhnlich eine Trendwende bevor. Genau dieser Fall ist jetzt auch bei der Advance-Decline-Linie eingetreten. In der aktuellen Divergenz wird deutlich, dass auch der Kursrückgang im Oktober 2014 – immerhin knapp 10% im Weltleitindex S&P 500 und 15% im DAX – durch eine ähnliche Konstellation der Advance-Decline-Linie angekündigt wurde.

Ihnen möchte hier einen sehr beeindruckenden Chart des NYSE Composite Index zeigen. Dieser umfasst alle an der New York Stock Exchange gelisteten Aktien. Es ist also ein sehr breit gefasster Index. Auf dem folgenden Chart sehen Sie den Kursverlauf des NYSE Composite Index für zwei unterschiedliche, aber doch sehr ähnliche Zeiträume: 1996 bis 2000 im oberen Teil des Charts und 2011 bis 2015 im unteren. Ist es nicht überaus sehenswert und interessant, wie sehr sich diese beiden Bilder gleichen?

Quelle: Claus Vogt

Quelle: Claus Vogt

Große Parallelen

Der im oberen Teil des Charts zu sehende Kursverlauf der Jahre 1999-2000 erwies sich als mächtige Topformation, die just zu dem Zeitpunkt, an dem dieser Chart endet, ihren Höchstkurs erreichte. Dann begann eine ausgeprägte Baisse, in deren Verlauf sich der Weltleitindex S&P 500 halbierte, während NASDAQ und DAX rund Dreiviertel ihres Wertes einbüßten. Wird es dieses Mal anders sein? Wohl kaum. Denn in der ausgeprägten Ähnlichkeit der beiden Kursverläufe spiegeln sich die großen Parallelen dieser beiden Phasen wider, die beide von enormen Spekulationsblasen beherrscht und überschattet wurden bzw. werden.

Heute erscheint die Lage sogar noch sehr viel riskanter und brisanter ist als vor 15 Jahren, denn die geld- und staatsschuldenpolitischen Möglichkeiten für neokeynesianische Konjunkturprogramme sind in sehr viel geringerem Maße beziehungsweise kaum noch vorhanden. Die Rettungsmaßnahmen, die den Großbanken in 2008/09 das Überleben auf Kosten der Steuerzahler ermöglicht haben, werden nicht noch einmal möglich sein. Ziehen Sie sich also warm an.

Anmerkung

[1] Claus Vogt, „Realwirtschaft droht zu kippen“, GEOLITICO vom 25. Mai 2015

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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