Der Abgrund der Deutschen Bank

Sollten sich all die Vorwürfe gerichtsfest bestätigen, drohen der Deutschen Bank womöglich Ermittlungen der Staatsanwälte wie gegen eine kriminelle Vereinigung.

Wer sich eingehend mit bereits aufgedeckten Skandalen der Deutschen Bank beschäftigt, vermag womöglich ein Muster erkennen, wie in dem einstmals renommieren Haus am Rande der Legalität und manchmal einen Schritt darüber hinaus operiert wird.

Sobald man erwischt wird und alles Leugnen oder vermeintliches Nichtwissen nicht mehr hilft, nimmt man zähneknirschend Milliarden-Strafen (zu Lasten der Aktionäre und Kunden) in Kauf, gelobt wortreich Besserung und handelt, etwa mit der Einrichtung einer eigens erdachten Ethik-Kommission.

Vorsätzlich gelogen?

Trotz solch vertrauensheischender Versprechen wird dem Institut ein mangelhaftes Risikomanagement beispielsweise im Libor-Skandal vorgeworfen, während sich Jürgen Fitschen samt seiner Vorgänger Rolf Breuer und Josef Ackermann wegen des Verdachts auf Falschaussage im Fall Kirch vor Gericht zu verantworten haben.[1]

Nun werden quasi zur Unzeit -am 21. Mai findet die Hauptversammlung statt- neue Vorwürfe laut: Die Deutsche Bank soll in Hunderten von Zivilprozessen im Zusammenhang mit ihrer unrühmlichen Rolle bei der Finanzierung von Schrottimmobilien vorsätzlich gelogen haben[2], was nach Einschätzung des Strafrechtlers Gerhard Strate und des ehemaligen Oberstaatsanwalts Wolfgang Schaupensteiner den starke Verdacht „eines systematischen auf versuchten Prozessbetrug angelegten“ Vorgehens gleichkommt.

Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin hat sich bereits aus dem Fenster gelehnt und fordert Ausgleich für Kleinanleger, die durch „kriminelle Machenschaften“ ihr Vermögen verloren

Sollten sich diese Vorwürfe gerichtsfest bestätigen, wäre der Ruf der Deutschen Bank nicht nur bis auf die Grundfesten ruiniert, staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen eines möglichen Verdachtes gegen die Bank, wie im Sinne von kriminellen Vereinigungen zu operieren, könnten die Folge sein.

Misstrauen gegen DB-Führung

Eingedenk solcher Bedrohungslagen vermeidet der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende und Allianz-Chef Paul Achleitner, im Vorfeld der Hauptversammlung ein klares Bekenntnis zum Duo Fitschen/Jain. Ohnehin stehen die Vorzeichen der Aktionärsversammlung in der Frankfurter Festhalle auf Sturm. Einflussreiche Akteure und Aktionärsvertreter, wie die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), US-Aktionärsberater ISS oder Glass Lewis beabsichtigen ihr tiefes Misstrauen in die DB-Führungsriege mit einem Misstrauensvotum zu quittieren.

Bleibt abzuwarten, wie sich auch die strafrechtliche Aufarbeitung zwielichtiger Geschäftspraktiken der Deutschen Bank weiter entwickelt. Pessimisten des deutschen Rechtssystems verweisen hier gerne auf eine kabarettistische Interpretation der Nationalhymne:

„Täuschland, Täuschland, über alles, über alles wächst mal Gras. Ist das Gras ein Stück gewachsen, frisst’s ein Schaf und sagt, das war’s !“

Weden sie auch in diesem Falle richtig liegen? Time will tell.

 

Anmerkungen

[1]Dreigestirn auf der Anklagebank“, BR online vom 28. April 2015

[2]Die Tricks der Banker“, Report Mainz vom 13. Mai 2015

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