Städten droht der Franken-Gau

Als Folge der Wechselkursfreigabe zwischen Franken und Euro drohen deutsche Städte unter die Räder zu kommen. Auch in Wien wachsen die Schulden.

Unter Berufung auf eingeweihte Kreise berichtet Wallstreet Online[1] im Zuge des abgebrochenen Suizid-Versuchs der Schweizer Nationalbank von massiven Verlusten der Deutschen Bank und Citigroup. Spekulationen zufolge, die bislang von den Bankhäusern nicht bestätigt wurden, ist von jeweils 150 Millionen Euro die Rede.

Die Engagements der Citigroup sind nur sehr schwer einschätzbar, bei den Frankfurter Zockern wäre es jedoch keine Überraschung, wenn der kolportierte Verlust nur die Spitze des Eisberges darstellen würde, da nicht auszuschließen ist, dass man sich zu lange an der eigenen Currency-Harvest-Strategie[2] berauscht hat und dabei hochkomplexe makro- und polit-ökonomische Wechselwirkungen unterschätzte.

Auf den Leim gegangen

Da die Deutsche Bank ähnlich wie etwa JP Morgan in der Vergangenheit auch immer gern den Teich kreativer Optimierung kommunaler Finanzen abgefischt hat[3], bleibt abzuwarten, ob auf Sicht in manch kommunalem Haushalts-Dickicht nicht auch noch Prozess-Risiken lauern.

Wie zwischenzeitlich bekannt wurde, steht als Folge der Wechselkursfreigabe zwischen Franken und Euro u.a. die Stadt Essen nun on top des bereits vorhandenen Scherbenhaufens vor einem finanziellen Supergau[4], wobei derzeit jedoch noch nicht bekannt ist, welchen wohlmeinenden Beratern die kommunalen Zocker auf den Leim gegangen sind.

Doch damit nicht genug. Vor knapp einem Jahr hatten sich die Stadtkämmerer von Dortmund, Essen, Herne, Remscheid, Solingen und Wuppertal unter Anleitung von Deutsche Bank, Helaba und HSBC entschlossen, mit einer gemeinsamen Anleihe[5] in Höhe von 400 Millionen Euro an den Kapitalmarkt zu gehen. Der Emissions-Erlös floss zu 28 Prozent nach Essen, zu je 20 Prozent nach Dortmund und Wuppertal und zu 18 Prozent nach Remscheid. Etwa 93 Prozent des Volumens wurden Medienberichten zu Folge von Sparkassen, Banken und Versicherer gezeichnet.
Es darf angenommen werden, dass im Zuge der geschilderten Verwerfungen diese Kommunalanleihe vor Kurskorrekturen steht, was bei den institutionellen Anlegern auf Sicht zu Wertberichtigungen führen könnte.

Auch Wien wackelt

Nach bisher unbestätigten Informationen sollen mindestens 150.000 Österreicher, 500.000 Polen und eine nicht näher quantifizierte Anzahl von Ungarischen Kreditnehmern besonders heftig am Carry-Trade-Kuchen genascht haben und nun unter erheblichen Magenverstimmungen leiden.[6] In diesem Zusammenhang könnten aus einer Liste der Konditoren, die zu diesen Versuchungen animiert haben, interessante Erkenntnisse hinsichtlich signifikanter toxischer Risiken in deren Bilanzen abzuleiten sein.

Wie zwischenzeitlich bekannt wurde, hat man sich auch in Wien vom Sirenen-Gesang der carry-trader bezirzen lassen[7]; die Folge ist ein nunmehr um rund 250 Millionen Euro angewachsener Schuldenberg.
Auch in Linz und Salzburg dürften die Verantwortlichen nur noch mit Mühe einen erholsamen Schlaf finden und vorzugsweise von zahmen Löwen und Wölfen der mythologischen Gestalt Kirke träumen, die nunmehr die Gefährlichkeit hochriskanter Spekulationsgeschäfte offenbaren und gegebenenfalls den einen oder anderen Protagonisten solcher Spielchen wegbeißen könnten.

Anmerkungen

[1] „Deutsche Bank verliert im SNB-Tsunami 150 Millionen Dollar“, Wallstreet:Online am 18.1.2015

[2] Studie zur Currency-Harvest-Strategie der Deutschen Bank, GEOLITICO-DOKUMENTE

[3] Holger Paul, „Pforzheim im Duell mit JP Morgan, FAZ.net vom 16.1.2015

[4] Christoph Eisenring, „Deutsche Städte verspekulieren sich“, NZZ vom 17.1.2015

[5] „Sechs NRW-Städte sammeln mit gemeinsamer Anleihe 400 Mio Euro ein“, Reuters vom 6.2.2014

[6] „Besorgnis in Osteuropa“, NZZ vom 15.1.2015

[7] Matthias Benz, „Schuldenlast der Stadt Wien steigt“, NZZ vom 17.1.2015

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