Wie das Volk Macht gewinnt

Wer Demonstrationen wie die von PEGIDA zum Erfolg führen will, muss nicht nur den Ort und Zeitpunkt planen. Er braucht auch die Herrschaft über Bilder und Parolen. 

Ziemlich genau 25 Jahre liegen die großen Demos in Prag, Leipzig und in den baltischen Staaten zurück. Und es beginnt gerade eine neue Welle der Empörung. Am vergangenen Montag folgten in Dresden 7500 Demonstranten einem Aufruf der PEGIDA. Das waren nochmals 2000 mehr als eine Woche zuvor.

Einige erfolgreiche Organisatoren der Ereignisse von 1989 können uns heute nicht mehr beraten, weil sie inzwischen beim Lieben Gott sind oder auch nicht. 1989 ist einiges falsch gemacht worden, sehr viel und das Entscheidende aber alles richtig. Es gibt fatale Fehler, die man vermeiden kann und es gibt einen reichen Erfahrungsschatz, aus dem man schöpfen kann.

Als Planer von Demonstrationen trägt man eine große Verantwortung für das Leben und die Gesundheit der Demonstranten. Man trägt aber auch eine Verantwortung vor der Geschichte. Man darf sich selbst und die Mitstreiter nicht blamieren, man muss vorsorgen, dass die Bilder, die entstehen eine große suggestive Kraft auf kommende Generationen ausüben. Denn die Revolution ist permanent.

Richtige Orte

Es gibt falsche und richtige Jahreszeiten. Der Frühling und der Sommer sind nicht revolutionär. Kein den Namen verdienender Bürgerkrieg und keine Revolution von Rang ist von April bis August ausgebrochen. Man kann Demonstrationen im Sommer schon planen, aber vor September geht in Mitteleuropa nicht viel. Die Ernte- und Feriensaison muss vorbei sein und vor allem muss es abends früher dunkel werden.

Es gibt falsche und richtige Orte. Der Auftritt von Bundeskanzler Kohl nach der Grenzöffnung 1989 vor dem Schöneberger Rathaus ist das klassische Beispiel für eine danebengegangene Ortswahl. Es sei denn er wollte den Ossis zeigen, wie fies die westdeutschen Linken sind. Seine Demo ging im linken Pfeifkonzert unter. Man sollte für Demos Städte wählen, in denen sich keine radikalisierten Hochschulen und Universitäten befinden. Denn das sind Brutstätten der Gewalt.

Außerdem sollte man Städte mit sozialdemokratischen Stadtverwaltungen oder Landesregierungen meiden. Wozu gibt es Bayern und Sachsen? Wenn man gleich einen unattraktiven Kessel neben dem Bahnhof zugewiesen bekommt, wird eine Demo nie ein großer Erfolg.

Eine Ortsbesichtigung zu verschiedenen Tageszeiten ist unumgänglich. Plätze für Demonstrationen dürfen nicht zu groß sein. Sonst verlappert sich der Aufzug und franst an den Rändern aus. Man wähle den Platz immer so, dass er wahrscheinlich zu klein ist. Er sollte von Gebäuden eingefasst sein, möglichst von 3-bis 6stöckigen Gebäuden. Das ist wegen der Akustik wichtig.

Gänsehaut garantiert

Sprechchöre kommen in engen Straßen und auf engen Plätzen am besten. Der langgezogene Marsch in engen Straßen mit hoher Bebauung ermöglicht Parolen und Gesänge mit großer Einprägsamkeit und Lautstärke. Die Sprechchöre gehen wie bei einer „Laola“ durch die Straßen und Gassen.

Das Beste was auf diesem Gebiet jemals geleistet worden ist, haben bis zu 500.000 Sachsen und ihre Nachbarvölker, die Thüringer und Franken in Leipzig zustande gebracht.  Man hört in der Entfernung eine Parole, sie kommt immer näher und wird lauter, man ruft mit, es ist ein Heidenlärm, der Ruf pflanzt sich in Marschrichtung weiter fort. Gänsehaut frei Haus wird garantiert!

Berlin ist für Demos völlig ungeeignet. Experten hatten die Innenstadt bereits im Spätsommer 1989 besichtigt und waren zu vernichtenden Urteilen gekommen. Die Geometrie der Innenstadt ist einfach unmöglich, egal ob Linden, Marx-Engels-Platz oder Friedrichstraße.  In der Praxis hat sich das bestätigt. Kein Mensch hatte Lust da rumzulaufen. Die von der Staatssicherheit organisierte Demo auf dem Alexanderplatz hatte viel zu viele und zu lange Ansprachen. Die Teilnehmer konnten sich nicht bewegen, an den Rändern gingen die Demonstranten ganz schnell nach Hause. Beim letzten Redner war nur noch ein Zehntel der Leute auf dem Platz, wenn überhaupt.

Ansprachen kann man planen, Sie sollten nicht viel länger als eine Viertelstunde dauern. Insgesamt für alle Redner. In die Reden müssen neue Sprechchöre eingebunden werden, die anschließend in die Straßenschluchten getragen werden. Man braucht geborene Entertainer dafür. Musik kann etwas länger dauern als Reden. Danach braucht die Menge eigentlich unbedingt Bewegung.

Parolen okkupieren

Clarsen Ratz hatte kürzlich eine Demo auf dem Domplatz in Erfurt angemeldet. Das war mutig, weil der Platz in der Not bei wirklichem Gedränge 80- 100.000 Menschen fasst. Er selbst hatte mit etwa 400 Teilnehmern gerechnet, es kamen aber 4.000. Die Beschallung mit einem einzigen Megaphon hat da nicht mehr ausgereicht. Es hat vielleicht jeder Zehnte etwas von den Ansprachen verstanden.

Das war alles nicht so schlimm. Sehr ungünstig war die gewählte Uhrzeit. 17 Uhr war eine halbe Stunde zu früh. Einfach weil es zu Anfang noch hell war. Zeitungen und Agenturen haben die ersten Bilder im Hellen gemacht und das waren nicht die einprägsamen stimmungsvollen Fotos. Man sehe bitte auf den Kalender mit den Sonnenuntergangszeiten, wenn geplant wird. Die Bilder entscheiden mit über den Erfolg, denn sie gehen durch das ganze Land. Vorbildlich ist in dieser Hinsicht PEGIDA in Dresden. Da ist die Avantgarde am Werk – sächsische Profis.

Die Parolen der 89er Revolution haben den Mächtigen die Worte weggenommen, schrieb Dankwart Guratzsch kürzlich. „Deutschland einig Vaterland“ und „Wir sind das Volk“ waren jahrzehntelang linke Folklore gewesen. Diese Methode des Okkupierens der Parolen ist auch jetzt zielführend: „Nazis raus“ sollte gerufen werden, wenn die Antifa aufkreuzt. In Erfurt wurde das kürzlich gemacht. Es hat gleich zwei Vorteile: Die Antifa ist von den Socken und man kann sich die anderen Nationalsozialisten auch noch vom Hals halten. Bei einem Polizeieinsatz folgender Ruf: „Ihr werdet’s nicht vermuten, wir sind die Guten“ oder „Wir sind friedlich – was seid ihr?“ Beide Rufe sind von der Antifa.

Die Macht über die Bilder

Einen großen Bogen sollte man um die polizeifeindlichen Parolen der Antifa machen, denn die unteren Polizeidienstgrade sind immer auf der Seite der Revolution. Das war 1989 auch so. Es sind nur ein paar gekaufte Polizeiführer und die linkspolitisierte Bürokratie der Innenministerien, die auf Krawall gebürstet sind und Gewalt lostreten wollen.

Ein ganz wichtiges Thema ist die Fernsehberichterstattung. Denn Bilder sind wirksamere Propaganda als Worte. Ich habe kürzlich einen Beamten getroffen, der auf einer Demo mitgehört hat, wie die Antifa die Fertigmeldung an das Team vom ZDF telefonisch durchgegeben hat. Das ZDF war danach binnen 30 Sekunden zur Stelle, um die Antifa zu filmen. Man muss auf jeden Fall verhindern, dass Fernsehteams zur Antifa oder zur NPD durchkommen. In Richtung Antifa und NPD muss schon vorher alles dicht sein.

„No Pasaran – Sie werden nicht durchkommen“, ist hier die richtige Taktik.  Kommt das ZDF doch durch, muss es von aufgebrachten Gebührenzahlern beim Dreh konsequent gestört werden. Am besten sollte man die Redakteure in sachliche aber sehr konsequente Diskussionen über die Zwangsgebühren verwickeln. Sie müssen zermürbt werden und sich moralisch beschissen fühlen. Wie der letzte Fußabtreter.

Für diese Diskussionen sollte man vorher einige Ordner einüben. Erfahrungsgemäß machen dann umstehende Demonstranten noch mit. Konkrete Themen: Fernsehgebühren zahlen die Armen für die reichen Intendanten. Oder: Wenn wir schon zahlen müssen, bestimmen wir, was gefilmt wird.

„Türme der Tyrannen“

Das linksextreme Establishment schaltet immer die Überwachungskameras ab, damit die Antifa unbeobachtet wüten kann. Das sind wahrscheinlich Studenten, die in Göttingen Mordwissenschaften studieren. Es ist ganz wichtig, mit eigenen Handys alle Übergriffe der Linken zu dokumentieren und dann ins Netz zu stellen.

Aber auch alle schönen und berührenden Momente, alle optisch einprägsamen Situationen gehören ins Internet. Wer die suggestivsten Bilder hat, bestimmt was gewesen ist. Früher hatte das Fernsehen das Monopol auf die Bilder und konnte willkürlich bestimmen was war. Diese Zeit ist vorbei.

„Die Türme der Tyrannen werden zu Staub zerfallen“, sagte der Schauspieler und Präsident Ronald Reagan 1988 voraus. Er war sehr optimistisch. Es werden aber immer wieder neue Türme errichtet und die historische Mission der Revolution ist es, sie einzureißen. Eine Aufgabe, die sich auf die eine oder andere Art immer wieder neu stellt. Packen wir’s an!

 

 

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Über Wolfgang Prabel

Wolfgang Prabel über sich: "Ich sehe die Welt der Nachrichten aus dem Blickwinkel des Ingenieurs und rechne gerne nach, was uns die Medien auftischen. Manchmal mit seltsamen Methoden, sind halt Überschläge... Bin Kommunalpolitiker, Ingenieur, Blogger. Ich bin weder schön noch eitel. Darum gibt es kein Bild." Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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