Die 8 größten Gefahren des Systems

Die US-Wirtschaft schrumpft. Die Diskrepanz zwischen der ökonomischen Realität und den Finanzmärkten könnte größer kaum sein. Uns droht eine weltweite Rezsession.

Als Anfang des Monats die erste offizielle Schätzung des US-Wirtschaftswachstums mit 0,1% veröffentlicht wurde, habe darauf hingewiesen, dass diese Zahl wahrscheinlich zu optimistisch ist und nach unten revidiert werden muss. Jetzt wurde diese Revision vorgenommen. Herausgekommen ist ein Rückgang der US-Wirtschaftsleistung von 1%.

Deutlicher kann die absurde Züge annehmende Abkoppelung der Finanzmärkte von dem Geschehen in der Realwirtschaft wohl kaum noch ausfallen. Damit ist es jetzt gewissermaßen amtlich, dass die Aktienkurse längst nicht mehr aufgrund ökonomischer Entwicklungen steigen, sondern weil sie sich in einer Spekulationsblase befinden – auch wenn Fed-Präsidentin Janet Yellen unbeirrt das Gegenteil behauptet.

Fiktion und Realität

Je größer die Diskrepanz zwischen der ökonomischen Realität und den Bewertungen an den Finanzmärkten ist, desto heftiger fällt die unvermeidliche Anpassungskrise aus. Dass die Wirtschaft schon jetzt so schwach ist, lässt Schlimmes befürchten. Schließlich muss man diese schwache Entwicklung vor dem Hintergrund der ultra-expansiven Geldpolitik und der massiven neokeynesianischen Konjunkturprogramme der vergangenen Jahre sehen. Wenn man das tut, wird immer deutlicher erkennbar, dass diese Politik in dreifacher Hinsicht gescheitert ist.

Erstens hat sie den schwächsten Aufschwung aller Zeiten bewirkt. Verglichen mit früheren Zyklen befand sich die größte Volkswirtschaft der Welt in den vergangenen Jahren überwiegend im Grenzbereich zwischen Aufschwung und Rezession.

Zweitens hat diese Politik erneut eine gewaltige Spekulationsblase entstehen lassen. Dieses Mal sind neben den Aktienmärkten vor allem die volkswirtschaftlich so wichtigen Rentenmärkte betroffen.

Drittens schließlich bestehen die meisten Probleme, die im Anschluss an die Krise der Jahre 2007 bis 2009 sichtbar wurden, nicht nur unvermindert weiter. Aufgrund der politischen Weichenstellungen der vergangenen Jahre sind sie heute sogar größer als je zuvor. Schauen wir uns diesen dritten Punkt etwas genauer an, da er die Vermutung nahelegt, dass die mit dem Platzen der aktuellen Blase eine schlimmere Krise ausgelöst wird als die des Jahres 2008.

 Die Gefahren

Diese 8 Probleme sind größer als in 2008 und lassen Böses erahnen:

Erstens ist weltweit die Gesamtverschuldung seit 2007 nicht etwa zurückgeführt worden, sondern hat um rund 30% zugenommen.

Zweitens haben an den Anleihemärkten aufgrund der extrem niedrigen Zinsen regelrechte Exzesse stattgefunden. Die Märkte wurden mit einer Flut hochriskanter Anleiheemissionen (Junk Bonds) überschwemmt.

Drittens hat der Umfang der Derivatemärkte weiter zugenommen – Warren Buffett sprach in diesem Zusammenhang einst von finanziellen Massenvernichtungswaffen.

Viertens wurde der Bankensektor nicht saniert; der Konzentrationsprozess hat sich sogar weiter fortgesetzt. Die als systemrelevant bezeichneten und deshalb auf Kosten der Steuerzahler vor dem Bankrott geretteten Großbanken sind heute noch größer als vor der Bankenkrise.

Fünftens haben die als Euro-Rettungsmaßnahmen bezeichneten europäischen Bankenrettungen dafür gesorgt, dass die Staatsanleihen der nach wie vor maroden EU-Mitgliedsländer völlig überbewertet sind.

Sechstens ist die Staatsverschuldung aller Industrienationen bereits zu hoch, um es den Regierungen zu ermöglichen, im nächsten Abschwung noch einmal mit Konjunkturprogrammen wie in 2008 zu reagieren.

Siebtens haben die Zentralbanken mit ihrer Nullzinspolitik und „Quantitative Easing“ ihr Pulver ebenfalls bereits weitgehend verschossen.

Achtens schließlich befinden sich die Aktienmärkte in einer Spekulationsblase, die größer ist als im Jahr 2007.

Weltweite Rezession

Die aktuelle Lage ist also noch prekärer als damals. Gleichzeitig ist die Sorglosigkeit der Marktteilnehmer sehr viel größer – sowohl an den Aktienmärkten als auch an den Rentenmärkten. Das alles lässt darauf schließen, dass die nächste Krise noch heftiger ausfallen wird als die der Jahre 2007 bis 2009. Das Platzen der Anleihe- und Aktienblase wird eine weltweite Rezession auslösen und zu schweren Kursverlusten an den Finanzmärkten führen. In der Folge werden sich alle ungelösten ökonomischen Probleme (siehe oben), zurückmelden, und das mit noch größerer Wucht als damals. Schließlich wurden sämtliche damals sichtbar gewordenen Probleme nicht etwa gelöst, sondern lediglich mit neu kreiertem Geld und zusätzlichen Schulden vorübergehend zugedeckt.

Wir gehen davon aus, dass der Vertrauensverlust, den das Zentralbankwesen, die Europäische Währungsunion und schließlich das Weltwährungssystem in der Zeit nach dem Platzen der Spekulationsblasen erleben werden, zu einer Flucht in den sicheren Hafen Gold führen wird.

 

 

Unser Newsletter – Ihr Beitrag zur politischen Kultur!

Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

×