Geldpolitischer Neustart notwendig

Der bevorstehende Börsencrash schafft die Gelegenheit für einen sinnvollen geld- und staatsschuldenpolitischen Neuanfang für die nachkommenden Generationen.

In meinem letzten Beitrag habe ich ausführlich dargelegt, dass sich die Welt erneut im bedrohlichen Griff einer gewaltigen Spekulationsblase befindet – entgegen anderslautender Behauptungen, wie sie kürzlich erst wieder von Fed-Präsidentin Janet Yellen öffentlich vorgetragen wurden. Da die Zentralbankbürokraten jedoch die Hauptverantwortlichen für die Entstehung von Spekulationsblasen sind, sollten Sie deren Äußerungen zu diesem wichtigen Thema besser nicht ernst nehmen. Der eindeutigen Interessenlage der Akteure entsprechend handelt es sich dabei nämlich schlicht und einfach um Zentralbank-Propaganda ohne analytischen Wert.

Mit ihren Aussagen, dass es „keine Anhäufung von kreditfinanzierten Risiken“ gebe und „die Vermögenswertpreise nicht aus dem Rahmen traditioneller Bewertungsmaßstäbe“ fielen, hat sich Yellen schon jetzt auf eine Stufe mit Alan Greenspan und Ben Bernanke gestellt, die beide die Spekulationsblasen, deren Platzen sie jeweils im Amt des Fed-Präsidenten miterleben durften, nicht erkennen konnten beziehungsweise sogar leugneten.

Trio Infernale der modernen Geldpolitik

Gemeinsam mit Greenspan und Bernanke bildet Janet Yellen das Trio Infernale der modernen Geldpolitik. Allerdings muss die aktuelle Spekulationsblase erst platzen, bevor sich diese Erkenntnis in der breiten Öffentlichkeit durchsetzen wird. Und platzen wird sie, die aktuelle Blase, die sogar noch größer ist als ihre beiden Vorgängerinnen. Die Theorie verlangt es, und die Finanzmarktgeschichte zeigt es: Alle Spekulationsblasen platzen – früher oder später. Je größer sie sind und je länger sie bestehen, desto schlimmer fällt die mit ihrem Platzen ausgelöste Bereinigungskrise an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft aus. Daraus folgt, dass uns überaus turbulente Zeiten bevorstehen.

Jetzt mehren sich die Zeichen, die für das Platzen der aktuellen Blase sprechen, einer Blase, die sehr viel länger zusammengehalten hat und sehr viel exzessiver ausgefallen ist als ich für möglich gehalten habe. Denn nach der Erfahrung mit zwei geplatzten Blasen innerhalb eines einzigen Jahrzehnts hatte ich mit einem gewissen Lerneffekt der Anleger gerechnet. Und bei der großen Mehrheit der Privatanleger – insbesondere in Deutschland – ist dieser Lerneffekt auch eingetreten. Nicht jedoch im institutionellen Bereich, also dort, wo fremder Leute Geld angelegt wird.

Den Finger am Abzug

Genau an diesem Punkt unterscheidet sich die aktuelle Spekulationsblase deutlich von ihren Vorgängerinnen, indem sie nämlich fast ausschließlich auf institutionellen Marktteilnehmern basiert. Und diese Tatsache macht diese Blase noch gefährlicher und unberechenbarer. Denn Privatanleger neigen deutlich weniger zu Panik als institutionelle Anleger. Privatanleger sind überwiegend langfristig orientiert und verwalten ihr Vermögen eher mit ruhiger Hand. Demgegenüber hat ein Großteil der institutionellen Anleger den Finger stets am Abzug. In den USA beträgt die durchschnittliche Haltedauer einer Aktie nicht mehr Jahre, wie das früher zumeist der Fall war, sondern nur noch wenige Monate. Gemessen an dieser Kennzahl ist die heutige Zeit nur noch mit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts vergleichbar!

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Das besonders Gefährliche an einer von institutionellen Marktteilnehmern dominierten Spekulationsblase ist die Tatsache, dass diese Anlegergruppe sehr genau weiß, womit sie es zu tun hat. Im Unterschied zu Janet Yellen sind sich die meisten institutionellen Anleger vollkommen im Klaren darüber, dass es sich schon wieder um eine Spekulationsblase handelt, die mit gewaltigen Risiken einhergeht. Aber aufgrund ihres Karriererisikos sind sie fest entschlossen, zu tanzen, solange die Musik spielt.

Tanz auf dem Vulkan

Jeder Einzelne mag dabei die Hoffnung haben, noch rechtzeitig aussteigen zu können – wohl wissend, dass dieses Kunststück nur ganz Wenigen gelingen kann. Insbesondere besteht im laufenden Zyklus, in dem der Glaube an die Allmacht der Zentralbanknomenklatura und der Computerhandel die Szene beherrschen, die sehr große Gefahr, dass alle mehr oder weniger gleichzeitig auf die Idee kommen werden, ihre Aktien zu verkaufen.

Wenn das der Fall sein sollte, dann wird die nächste große Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten noch sehr viel dynamischer ausfallen als das beispielsweise 2008 der Fall gewesen ist. Dann müssen wir wohl eher die Crash-Jahre 1929 oder 1987 als Blaupause für die nächste Aktienbaisse verwenden. Als schönes Beispiel dient hier der Chart unten. Schauen Sie selbst, wie schnell so eine Abwärtsbewegung vonstatten gehen kann.

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Kritiker aus dem Lager der Dauerbullen

Auch wenn meine Kritiker aus dem Lager der Dauerbullen der Meinung sind, dass ich immer nur schwarz sehe: Mir ist es wirklich ein persönliches Anliegen, Sie – wie schon in 2008 – heil durch die kommende Krise zu manövrieren, die sich in aller Klarheit abzeichnet. Bitte glauben Sie mir, ich würde Ihnen hier gerne positivere Dinge mitteilen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass die Zeit dafür auch wieder kommen wird.

Zuvor gilt es aber, die nächste große Krise heil zu überstehen. Dann aber heißt es, davon zu profitieren, dass sich am Ende aller großen Krisen stets phantastische Chancen bieten. Außerdem schaffen sie die Gelegenheit für einen sinnvollen Neuanfang. Und ein sinnvoller geld- und staatsschuldenpolitischer Neuanfang ist vor allem mit Blick auf nachfolgende Generationen dringend geboten.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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